Angenommen, ein Familienmitglied ist todkrank. Wie kann ich es würdevoll auf dem letzten Weg begleiten? Im "Letzten Hilfe Kurs" finden Teilnehmer in Kaiserslautern Antworten.
"Mein Mann kann nicht mehr sprechen, er kann nicht mehr laufen, er sitzt im Rollstuhl. Er ist hochgradig an Alzheimer erkrankt", sagt Barabara Hüsch. Sie ist zum "Letzte Hilfe Kurs" des Hospizvereins Kaiserslautern gekommen, um Hilfe und Rat zu erhalten, weil sie nicht weiß, wie lange ihr Ehemann noch lebt.
"Ich würde gerne wissen, wie ich die Sache angehe, wenn es dann soweit ist. Ich möchte ruhig sein können, wenn mein Mann im Sterben liegt. Wenn ich in dieser Zeit nervös wäre, würde mein Gegenüber das sicherlich spüren. Das will ich vermeiden", sagt Barbara Hüsch.
"Letzte Hilfe Kurse" sollen An- und Zugehörigen Mut machen
Kursleiterin Susanne Weiß ist froh, dass Barbara Hüsch am "Letze Hilfe Kurs" des Hospizvereins Kaiserslautern teilnimmt. "Sie ist hier genau richtig", sagt Weiß. "Ein Bestandteil von den letzten Tagen, die wir durchleben, ist, dass Sterbende sehr unruhig werden. Diese Unruhe kann für Familien viel bedeuten. Wenn man viele Nächte nicht schlafen kann, wenn man sich abwechseln muss. Was gibt es für Medikamente? Da ist es gut, wenn man das mal gehört hat."
Kursteilnehmer bekommen auch praktische Tipps
Neben viel Theorie zeigt die Kursleiterin den Teilnehmern aber auch hilfreiche Tipps zur direkten Anwendung, die den sterbenden Menschen helfen können. Beispielsweise, wie der Mund befeuchtet werden kann. Das sei vor allem dann wichtig, wenn Sterbende nicht mehr essen und trinken können.
"Ich habe da ein sehr schönes Beispiel", sagt Susanne Weiß. "Vor einigen Jahren habe ich einen ehemaligen Restaurantbesitzer auf seinem letzten Weg begleitet und seinen Mund mit Olivenöl und Kräutern eingerieben. Der Mann hatte vorher kaum noch am Leben teilgenommen. Doch plötzlich hat er angefangen von seinen Rezepten und von seinem Restaurant zu erzählen. Das war für alle ein richtig schöner Augenblick."
Das Alter der Kursteilnehmer reicht von jung bis alt
Die jüngste Kursteilnehmerin ist diesmal Josefine Hayer. Sie studiert Lehramt Gesundheit an der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau. Sie hofft, dass sie in ihrem späteren Berufsleben von dem "Letzte Hilfe Kurs" profitieren kann.
"Selbst wenn die Situation, in der man irgendwann ist, wann auch immer das sein wird, vielleicht eine ganz andere sein wird und man nicht auf alle Eventualitäten vorbereitet werden kann, ist es sinnvoll, solche Tipps an der Hand zu haben, weil es einem auch Angst und Unsicherheit nimmt", sagt die 22-Jährige.
Und weil der Kurs bei allen Teilnehmern so gut ankam, will der Hospizverein Kaiserslautern die „Letze Hilfe Kurse“ ab sofort wohl regelmäßig anbieten.
Philipp Hanf, Zahnarzt mit fortgeschrittener ALS | 13.9.2022 Leben mit ALS: So kann Philipp Hanf trotzdem glücklich sein
Mit 47 Jahren hat Philipp Hanf die Diagnose ALS erhalten. Er beendet sein Berufsleben als Zahnarzt, sucht nach Wegen der Krankheit zu begegnen und findet zu sich selbst.