Bei der Kommunalwahl stand Holger Zwick weit unten auf der Liste der Freien Wähler. Jetzt zieht er trotzdem in den Kreistag Südwestpfalz. Warum, erklärt er im Interview.
Das sogenannte Kumulieren bei der Kommunalwahl macht's möglich: Kandidaten, die eigentlich weit unten in der Liste ihrer Partei oder Wählergruppe stehen, können durch direkte Stimmen "nach oben wandern". So passiert bei der Wahl des Kreistags Südwestpfalz am Sonntag. Da ist Holger Zwick aus Dahn auf Platz 26 angetreten, wurde aber auf den ersten Platz aller Freien-Wähler-Kandidaten gewählt – und darf jetzt in den Kreistag. Mehr als 8.800 Stimmen hat er bekommen. Warum das?
SWR Aktuell: Herr Zwick, ist Ihnen sowas schon mal passiert?
Holger Zwick: Nein, ich habe in diesem Jahr zum ersten Mal für den Kreistag kandidiert. Ich denke, das liegt daran, dass ich seit fünf Jahren Bürgermeister von Dahn bin und da jetzt auch wieder gewählt wurde. Dahn ist ein Mittelzentrum mit 4.600 Einwohnern in der Verbandsgemeinde Dahner Felsenland mit gut 14.000 Einwohnern. Das heißt: Die Leute in der Umgebung kennen mich. Auch beruflich: Ich bin Zusteller bei der Deutschen Post. Da kommt man 'rum, ist überall ansprechbar.
SWR Aktuell: Waren Sie dann auch auf vielen Wahlplakaten der Freien Wähler zu sehen?
Zwick: Ich habe keine Werbung für den Kreistag gemacht. Ich habe nur in Dahn plakatiert, weil ich da als Bürgermeister wiedergewählt werden wollte.
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SWR Aktuell: Und da gab es ein eindeutiges Ergebnis. Sie hatten zwei Gegenkandidaten und haben 70,5 Prozent bei der Bürgermeisterwahl bekommen.
Zwick: Ja, das war ein ziemlicher Durchmarsch. Das zeigt, dass die Leute es wertschätzen, was ich in den letzten Jahren in Dahn umgesetzt habe. Aber ich glaube, es spielt auch eine Rolle, dass ich in sozialen Medien sehr aktiv wahr. Klassische Wahlplakate sind so ein Wirrwarr, da wird man als Kandidat kaum wahrgenommen und kann auch keine Inhalte vermitteln. Aber ein einminütiges Video auf Instagram kann viele erreichen. 5.000 Menschen haben da zum Beispiel mein Kandidatur-Video geschaut. Da bleibt was hängen. Soziale Medien werden wirklich unterschätzt und wenn die Follower dein Video liken und teilen, dann hat das einen großen Effekt.
SWR Aktuell: Müssen Sie den Kandidaten oben auf der Liste jetzt einen ausgeben, weil sie wegen Ihnen runterrutschen und nicht in den Kreistag kommen?
Zwick: Die Leute, die da kandidieren, wissen, dass in den Listen Bewegungen drin sind, nach oben und nach unten. So eine Liste ist ein Team, wir wollen Sachthemen auf den Weg bringen. Wer dann am Ende die Menschen sind, die da sitzen, steht an zweiter Stelle. Da darf man sich nicht zu wichtig nehmen.
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SWR Aktuell: Das ist leicht zu sagen, wenn man auf Platz 1 hochgerutscht ist.
Zwick: Ich habe wirklich nicht damit gerechnet. Ich habe einfach die Gruppe mit Stimmen aus Dahn unterstützen wollen. Ich wollte gar nicht unbedingt in den Kreistag, wie vielleicht andere. Für mich hat Dahn die Priorität 1. Da muss ich jetzt erstmal alles vor Ort regeln, mit den neuen Ratsmitgliedern sprechen, klären, wer Beigeordneter wird. Auf Platz 2 ist die Verbandsgemeinde und wie es da weitergeht. Und auf Platz 3 kommt dann der Kreis.
SWR Aktuell: Vielen Dank für das Gespräch.
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