Vor rund 25 Jahren haben Uta Gräf und ihr Ehemann Stefan Schneider den Rothenkircherhof am Donnersberg entdeckt. Dort bilden sie erfolgreich Dressurpferde aus. Ein Besuch.
„Wenn sie locker ist, dann die Beine lockern, die Schulter lockern und ihr ein gutes Gefühl geben. Weich außen die Hand. Gut. Prima.“ Es ist Trainingszeit an diesem sonnigen Vormittag auf dem Gut Rothenkircherhof. Uta Gräf sitzt in einem Liegestuhl und gibt mit einem Mikrophon in der Hand Jana Kelbel, eine der fünf Auszubildenden, Anweisungen. Jana dreht auf Hermine, einer Württemberger Stute, ihre Runden auf dem Reitplatz.
Nach Sturz muss sich Uta Gräf am Donnersberg noch schonen
Zu gerne würde auch Uta Gräf in diesem Moment auf einem Pferd sitzen. Das geht aber nicht. Nach einer Knie-OP ist Ruhe angesagt. Das Bein darf sie nicht belasten. Passiert ist es bei einem Sturz vom Pferd. „Das war ein dummer Zufall. Das Pferd hat sich erschreckt. Im Grunde konnte keiner was dazu", sagt die erfolgreiche Dressurreiterin.
Wie es ihre Art ist, zieht Uta Gräf auch daraus das Positive. So arbeitet sie eben im Sitzen mit ihren Auszubildenden. Und gibt dabei einen Einblick in ihre Philosophie: „Die Dressur baut sich Schritt für Schritt aufeinander auf. Unser Ziel ist es, dass die Pferde auch Spaß haben an der Arbeit und dass man sich weiterentwickelt zusammen, die Kommunikation immer feiner wird." Die 53-Jährige ist eine erfolgreiche Dressurreiterin, ist mehrfache Grand-Prix-Siegerin und hat auch Bücher rund um das Thema Dressursport sowie die Haltung von Pferden veröffentlicht.
Die Pferde sollen viel Platz haben
Schön sei es, dass die Pferde auf dem Gut Rothenkircherhof "auf lange Sicht sind". So könnten Grundlagen sehr gut gefestigt werden. Jedes Pferd sei unterschiedlich: "Dem einen kann man auch mal Fünfe gerade sein lassen, beim anderen muss man schon im Kleinen ganz genau sagen, wie man es möchte. Auch Pferde haben einen unterschiedlichen Charakter."
Wichtig ist Uta Gräf und Stefan Schneider, dass die Tiere auf dem Gut Platz haben. Denn auch das gehört zur Philosophie der Dressurreiterin und des Tierarztes bei der Ausbildung: "Was macht ein Pferd in der Natur? Es läuft und frisst den ganzen Tag. Und je mehr wir das abändern wollen, umso mehr kaufen wir uns die Probleme", sagt Schneider. Er erzählt von Magengeschwüren oder steifen Gelenken bei Pferden, die den ganzen Tag in einer Box stehen.
Bei der Ausbildung der jungen Pferde geht es auch um die Haltung der Zügel
Auf dem Rothenkircherhof haben die 60 Pferde auf knapp 20 Hektar reichlich Platz zum Auslauf. Das wiederum habe auch seine Vorteile, wenn es auf den Trainingsplatz geht. So seien die Gelenke bereits warm. Die Arbeit mit den jungen Pferden bereite ihm viel Freude, sagt der Tierarzt: "Wenn man weiß, wie es geht, kommt man schnell voran." Ein großes Thema sei dabei die Arbeit mit den Zügeln. "Ich bereite die Pferde auf die Reiterei vor", erläutert Schneider. Dabei sollen sie auch an die Zügel gewöhnt werden. "Ich laufe dann hinter dem Pferd her. Das Pferd soll lernen, dass es beispielsweise nach rechts geht, wenn ich am rechten Zügel ziehe."
Stefan Schneider hatte im Jahr 2008 seine Liebe zur Reitdisziplin "Working Equitation" entdeckt. "Ich war schon immer ein Fan von einer vielseitigen Ausbildung", sagt er. Diese Disziplin gehe auf die unterschiedlichen, vor allem südeuropäischen Arbeitsreitweisen zurück. Auf dem Rothenkircherhof bildet er auch junge Menschen in "Working Equitation" aus.
Le Noir: Ein vierbeiniger Star genießt seinen Ruhestand
Von außen gibt Schneider am Trainingsplatz Anweisungen. Nur wenige Meter davon entfernt lässt sich "Le Noir" von all dem nicht stören. Im Schatten genießt der einstige Grand Prix-Sieger auf einer Koppel seinen Ruhestand. Stefan Schneider schwärmt von dem vierbeinigen Star: "Le Noir ist jetzt 23, ist fit wie ein Turnschuh."
Ob unter den jungen Pferden auch welche dabei sind, die einmal in die Fußstapfen des Rappen treten können? "Wir haben im Moment ganz tolle Pferde, die total Spaß machen und mir liegen", sagt Uta Gräf - und ergänzt: "Da sind auch ein, zwei dabei, bei denen ich mir vorstellen kann, dass man in Richtung Bundeskader denken könnte. Sie bringen die Qualität mit."
Besitzer der Pferde am Donnersberg kommen auch aus dem Ausland
Geduld sei dafür gefragt. Die Besitzer der 60 Pferde kommen aus verschiedensten Teilen Deutschlands und auch dem benachbarten Ausland. Auch sie schätzen die Lage und Größe des Gutes. Das liegt zwar ein gutes Stück von Kirchheimbolanden entfernt mitten in der Natur, gehört aber dennoch zur Donnersberger Kreisstadt.
Vor rund 25 Jahren haben es Uta Gräf und Stefan Schneider gekauft: "Ich war in der Vorderpfalz immer in Miete, hatte ein eigenes Anwesen gesucht. Es war mein Traum, alles unter einem Hut zu haben. Ich wollte etwas haben mit viel Land. Das war in der Vorderpfalz unbezahlbar." Ein Landwirt habe ihm schließlich gesagt, dass es in der "alten Welt" einen Hof nach seinen Vorstellungen geben soll. Stefan Schneider kann sich noch genau daran erinnern, als er das erste Mal auf dem Rothenkircherhof war: "Es war ein diesiger Tag. Der Hof war in keinem guten Zustand. Aber ich bin ausgestiegen und hatte direkt ein entsprechendes Gefühl im Bauch. Eine schöne Lage im Tal, drumherum Wald, ein Bachlauf, ganz viel Weidefläche."
Früher war der Rothenkircherhof ein Kloster
Viel Arbeit sei erforderlich gewesen, um das Gut nach den Vorstellungen von Gräf und Schneider umzugestalten. Sein Fazit heute: "Ich hatte mich damals nicht getäuscht." Auch Uta Gräf schwärmt von dem Anwesen, auf dem sich früher einmal ein Kloster befand: "Für mich ist es hier, als hätte der liebe Gott mit dem Finger drauf gezeigt. Sobald ich hier bin, fühle ich mich total wohl, egal ob ich reite, hier wohne, Unterricht gebe, es ist einfach ein ganz toller Ort." Und an einem solche lasse es sich eben auch trotz Knieverletzung im Liegestuhl wunderbar arbeiten...