Emotionen im Fußball und Rationalität in der Mathematik - geht das zusammen? Ja, sagt Professor Sven Krumke von der Uni Kaiserslautern und will das in seiner Weihnachtsvorlesung beweisen.
"Flach spielen, hoch gewinnen" – unter dieser Überschrift fand am Donnerstag die diesjährige Weihnachtsvorlesung an der RPTU in Kaiserslautern statt. Sven Krumke, Professor im Fachbereich Mathematik, ging darin der Frage nach, wie viel Mathe es beim Fußball wirklich braucht, warum das Erstellen eines Bundesliga-Spielplans so knifflig ist - und warum sich Fußball in Sachen Zahlen ruhig was beim American Football abschauen kann. SWR Aktuell hat vorher mit ihm gesprochen.
SWR Aktuell: Herr Krumke, beim Fußball geht es um 22 Spieler, einen Ball, 90 Minuten und zwei Tore. Das reicht doch eigentlich an Zahlen und Mathematik für ein Fußballspiel, oder? Wie viel Mathe braucht es denn beim Fußball?
Professor Sven Krumke: "Das Runde muss ins Eckige" hat Sepp Herberger mal gesagt und beim Ball selbst fängt es ja schon an: Der ist nämlich nicht rund, sondern aus mathematischer Sicht ein Polyeder. Bei der Erstellung des Bundesliga-Spielplans braucht es auch Mathematik, bei der Aufstellung, bei der Verteilung der Panini-Sammelbildchen - ich weiß gar nicht wo ich aufhören soll.
SWR Aktuell: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Fußball mit Mathematik zu verbinden?
Sven Krumke: Ich bin natürlich glühender FCK-Fan, seit vielen Jahren auch Dauerkarteninhaber und meine andere Leidenschaft ist die Mathematik. Fußball ist viel Leidenschaft, viel Emotion - und Mathematik ist das komplette Gegenteil. Sie gilt oft als sehr dröge und ich will mit diesem Vorurteil aufräumen. Fußball braucht Mathe! Nochmal das Beispiel Spielplan: Beim Erstellen eines Liga-Spielplans gibt es mehr Möglichkeiten als es Atome im Universum gibt. Wenn man den besten Spielplan finden will, dann muss man sich mit Mathematik beschäftigen.
SWR Aktuell: Sie sprechen immer wieder den Spielplan an und tatsächlich haben Sie sehr konkret mit der Erstellung des Bundesliga-Spielplans zu tun, richtig?
Sven Krumke: Nicht mehr, das System liegt seit einigen Jahren bei der Deutschen Fussball Liga, die planen damit. Aber mein Team und ich haben das System entwickelt, um den perfekten Spielplan für eine Saison zu erstellen.
SWR Aktuell: Wieviel Mathe muss der FCK pauken, um in ein paar Jahren die Champions League zu gewinnen?
Sven Krumke: Wenn ich mein Herz sprechen lasse, spielen wir übernächste Saison Champions League. Wenn ich meinen Kopf sprechen lasse, muss da noch eine ganze Menge passieren. Man kann zwar nicht alles berechnen, aber zum Beispiel könnte man bei Standards sicher einiges mathematisch optimieren. Da könnte sich der Fußball ein Beispiel am American Football nehmen. Mathe allein wird es nicht richten, dem FCK hilft vor allem die Unterstützung durch die Fans - und vielleicht bräuchten wir auch ein bisschen Geld von Investoren.
SWR Aktuell: Was kann Fußball von American Football lernen, wenn es um Mathe geht?
Sven Krumke: Footballer laufen bei bestimmten Standardsituationen ganz bestimmte Formen auf dem Spielfeld, die mit einer Zahl angesagt werden. Sowas könnte man auch beim Eckball oder beim Freistoß nutzen. Inzwischen werden auch beim Fußball Spielerdaten während des Spiels gesammelt, diese Daten könnte man auch noch besser statistisch auswerten.
SWR Aktuell: Sie halten die Weihnachtsvorlesung nicht als Sven Krumke, sondern verkleidet als Peter Neururer. Der war zwar nie Trainer vom 1. FCK, wohl aber mal vom 1. FC Saarbrücken. Warum Peter Neururer?
Sven Krumke: Eigentlich ist es nicht Peter Neururer, sondern Beta Neururer, der griechische Buchstabe, der auch in der Mathematik oft verwendet wird. Auf keinen Fall hege ich eine heimliche Sympathie für den 1. FCS. Nur der FCK!
SWR Aktuell: Wie weit kommt der FCK im DFB-Pokal?
Sven Krumke: Wir gewinnen jetzt erstmal in Berlin und dann sehen wir weiter. FCK gegen den 1. FC Saarbrücken im Finale wäre aber ein Traum. Und dann wird Ragnar Ache früh eingewechselt, wir schießen drei Tore und nach der ersten Halbzeit ist dann alles klar.
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