"Ein Mann seiner Klasse"

Buchautor aus Kaiserslautern bei Dreharbeiten begeistert: "Es ist absolut surreal"

Stand
Autor/in
Viktoria Machleidt

Bei den Dreharbeiten des ARD-Films "Ein Mann seiner Klasse" spielt Autor Christian Baron aus Kaiserslautern einen Komparsen. Die Verfilmung über sein Leben macht ihn emotional.

SWR-Aktuell: Ein 50-köpfiges Team ist dabei, Deine Lebensgeschichte zu verfilmen. Der Schauspieler Camille spielt eine Szene, in der Du als kleiner Junge mit Deinem Vater ein FCK-Spiel schaust. Wie ist das für Dich, das zu beobachten?

Christian Baron: Es ist absolut surreal. Ich kann das alles noch gar nicht richtig begreifen und brauche wahrscheinlich auch noch ein paar Tage, um zu verstehen, was hier überhaupt vor sich geht. Aber ich versuche den Moment trotzdem zu genießen, denn wir drehen hier ja sehr heitere Szenen bei einem sehr schönen FCK-Spiel in einer Kneipe.

Christian Baron spricht mit Schauspieler Camille Louo Moltzen über das Drehbuch
Christian Baron spricht mit Schauspieler Camille Loup Moltzen über das Drehbuch

SWR-Aktuell: Im Film wirst Du vom 9-jährigen Camille gespielt. Er hat mir erzählt, wenn er Dich etwas fragt, sieht es aus als würdest Du gleich weinen. Ist das so?

Christian Baron: Die erste Szene, die ich heute gesehen habe, als ich am Set ankam, ist eine Nahaufnahme vom kleinen Christian, der hinter der Theke steht und ein Bier zapfen darf. Da sind mir sofort die Tränen gekommen. Da haben mich die Filmemacher emotional sofort gehabt. Ich habe mich in die Zeit zurück versetzt gefühlt, sowohl auf positive als auch auf negative Art. Alles, was ich in dieser ganzen Zeit erlebt habe, kommt dann auf einmal zusammen. Damit umzugehen ist in der Situation gar nicht so einfach.

SWR-Aktuell: Hast Du Dir jemals vorstellen können, dass Deine Geschichte verfilmt wird?

Christian Baron: (lacht) Im Leben hätte ich das nicht gedacht. Das ist natürlich der absolute Hammer. Es ist vor allem auch sehr schön, dass wir hier in Kaiserslautern drehen. Ich wohne ja auch seit zehn Jahren schon in Berlin. Wir sind jetzt alle zusammen aus Berlin gekommen. Dieser Film muss hier gedreht werden. Er spielt immerhin hier. Nirgendwo sonst könnte die Geschichte überhaupt seine Wirkung entfalten. Für mich ist das alles vollkommen irre. Ich dachte, ich erzähle diese Geschichte und vielleicht liest das irgendwann mal jemand - jetzt wird daraus ein Film. Das kannst du ja keinem erzählen.

Autor Christian Baron vergibt ein Autogramm
Autor Christian Baron vergibt ein Autogramm

SWR-Aktuell: In Deinem Buch ist zu lesen, dass Dein Vater Dir gegenüber gewalttätig war. Wie ist es denn für Dich, an den Orten zu drehen, an denen Du es damals so schwer hattest?

Christian Baron: Der Ort Kaiserslautern war für mich nicht immer einfach, das stimmt. Aber es ist nun mal meine Heimatstadt. Ich bin hier aufgewachsen und habe hier auch wahnsinnig viele schöne Erinnerungen. Beispielsweise haben wir eine Szene bereits am Rathaus gedreht, wo sich das Jugendamt befindet. Die Mitarbeitenden dort haben mir damals sowohl Schlechtes als auch Gutes getan. Ich habe für mich die Methode entwickelt zu steuern, an was ich mich erinnern will. Ich frage mich selbst, woran ich mich erinnern will. Ich versuche meine Gedanken zu steuern, wenn mich die negativen Gedanken überkommen, als mich mein Vater zum Beispiel gedroschen hat. Denn es gab eben auch die Momente, in denen er mich im Arm gehalten und mit mir den FCK gefeiert hat.

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Viktoria Machleidt