Probleme nicht nur in Kaiserslautern

Die schwierige Suche der Verwaltungen im Westen der Pfalz nach Personal

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Sebastian Stollhof
Sebastian Stollhof

Dem Jugendamt in Kaiserslautern fehlen Fachkräfte. Damit ist es in der Westpfalz kein Einzelfall. Auch andernorts wird es immer schwieriger, qualifiziertes Personal zu finden. Die Verwaltungen haben da aber auch einen Vorschlag.

20 Mitarbeiter fehlen im Jugendamt in Kaiserslautern. Das teilte die Stadt in der vergangenen Woche mit. Auch in anderen Verwaltungen in der Westpfalz wird es zu einer immer größeren Herausforderung, Fachkräfte in verschiedenen Bereichen zu finden. "Die Probleme verstärken sich von Jahr zu Jahr", sagt etwa Harald Westrich (SPD), der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Otterbach-Otterberg. Michael Cullmann (SPD), der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Nordpfälzer Land, bezeichnet es als einen "schleichenden Prozess". Und Jörg Pahnke, der Büroleiter der Verbandsgemeinde Oberes Glantal, verdeutlicht: "Der Fachkräftemangel betrifft den gesamten öffentlich Dienst."

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Probleme nicht so groß wie im Jugendamt in Kaiserslautern

Auch wenn die Verwaltungen in der Westpfalz keine so großen Probleme wie das Jugendamt der Stadt Kaiserslautern haben, so wird es doch für sie zu einer immer größeren Herausforderung, geeignete Fachkräfte zu bekommen. "Vor allem in den technischen Bereichen ist es schwierig, ausgebildetes Personal zu finden", beschreibt Peter Degenhardt (CDU), der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Landstuhl, die Situation.

Das unterstreicht auch Rudolf Jacob (CDU), der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Winnweiler. Dort seien derzeit zwar alle Stellen besetzt. Um Personalprobleme zu lösen, habe man sich in der Vergangenheit aber mit den Wasserwerken Göllheim und Eisenberg zu einer Betriebsgesellschaft zusammengeschlossen.

Fachkräfte werden von der IT bis zu Kitas gesucht

In der Verbandsgemeinde Waldfischbach-Burgalben beispielsweise ist die Suche nach Fachkräften in den Bereichen Ordnungsamt, Betreuung, IT, Bademeister und "perspektivisch auch Bauingenieure" immer schwieriger, teilt Bürgermeister Felix Leidecker (CDU) mit. Martin Schauer, Fachbereichsleiter bei der Verbandsgemeindeverwaltung Pirmasens-Land, berichtet zudem von immer weniger Bewerbungen für die Ausbildungsstellen.

Die Bereitschaft zu einem Wechsel der Verwaltung und auch der Örtlichkeit ist heute höher, als dies noch vor Jahren der Fall war.

Personalprobleme im Bereich der Jugendhilfe kennt man auch bei der Kreisverwaltung Donnersbergkreis in Kirchheimbolanden. "Im sozialpädagogischen Bereich gilt eine besondere Brisanz", teilt das Personalreferat mit. Fachkräfte würden hier nicht nur im Jugendamt, sondern auch bei freien Jugendhilfeträgern, Kindertagesstätten oder bei den Eingliederungshilfen für Kinder mit Beeinträchtigungen fehlen. Die Folge: "Bei den aktuell gesetzten Standards fallen hier zunehmend Angebote beziehungsweise Plätze für Kinder und Jugendliche durch den Personalmangel weg, was erhebliche Auswirkungen hat", so das Personalreferat. Rund zehn Stellen seien derzeit in der Kreisverwaltung nicht besetzt.

Auch Kreisverwaltung Kaiserslautern hat weniger qualifizierte Bewerber

Nur einen Steinwurf vom Rathaus in Kaiserslautern entfernt, in der Kreisverwaltung des Landkreises Kaiserslautern, war die Suche nach Personal auch schon einmal einfacher: "Bei Ausschreibungen kommen im Vergleich zu Vorjahren weniger qualifizierte Bewerbungen", berichtet eine Sprecherin. Deswegen dauere es auch deutlich länger, Stellen zu besetzen. Was wiederum zum Teil mehrmonatige Vakanzen bedeute.

Immerhin: Im Vergleich zur Stadt habe man in der Kreisverwaltung bislang die Stellen im Jugendamt am Ende "bestmöglich und mit den erforderlichen Qualifikationen" besetzen können.

Die Stadt Pirmasens hat derzeit zwar neun offene Stellen, eine Sprecherin betont allerdings: "Dies bedeutet jedoch nicht, dass diese Stellen nicht besetzt werden können, sondern lediglich, dass eine Personalauswahl ansteht." In diesem Jahr habe die Stadt bislang mangels geeigneter Bewerber vier Stellen zweimal ausschreiben müssen - offen geblieben sei eine Stelle.

Ruf der Verwaltungen ist schlechter geworden

Was alle beschäftigt: der Ruf der Verwaltungen. Das betont beispielsweise Erik Emich (CDU), Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bruchmühlbach-Miesau. "Die Wertschätzung für diesen Sektor sinkt. Gleichzeitig wird eine immer schnellere Bearbeitung erwartet", beschreibt es Michael Cullmann aus dem Nordpfälzer Land.

Das früher im ländlichen Raum geltende Pfund des sicheren Arbeitsplatzes in einer Verwaltung hat deutlich an Gewicht verloren.

Auch die Bezahlung in den Verwaltungen ist ein Problem

Ein weiteres Problem: Dem öffentlichen Dienst falle es mit Blick auf ein "starres Gehalts- und Besoldungsgefüge" schwer, mit der Privatwirtschaft zu konkurrieren, so Silke Brunck (SPD), die Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Enkenbach-Alsenborn. Das ist auch aus der Verbandsgemeindeverwaltung Lauterecken-Wolfstein zu hören.

Das Land gibt uns nicht die Möglichkeit, im Ringen um gute Arbeitskräfte mit der Privatwirtschaft oder Landesverwaltungen mithalten zu können. Das ist das Kernproblem.

Ralf Hechler (CDU), der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Ramstein-Miesenbach, beschreibt es so: "Die VG-Verwaltung hat in unserer Größenordnung nicht überall die Möglichkeit, bei der Bezahlung mit größeren Einheiten Schritt zu halten - das ist natürlich Wettbewerbsverzerrung." Andererseits könne man mit einer gut funktionierenden und überschaubar großen Verwaltungseinheit als Arbeitgeber auch punkten.

Verwaltungen stehen untereinander im Wettbewerb

Auch stünden verschiedene Verwaltungseinheiten mittlerweile im Wettbewerb um gutes Personal, teilt ein Sprecher der Kreisverwaltung Südwestpfalz mit. Und dann ist da noch das Thema Homeoffice: "Das ist in einer bürgerorientierten Verwaltung mit Publikumsbetrieb und eingeschränkten finanziellen Mitteln nur in einigen wenigen Bereichen möglich", beschreibt es Wolfgang Denzer (SPD), der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Rodalben - und ergänzt: "Die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten, nutzen mittlerweile auch viele Menschen im ländlichen Bereich. Das heißt, sie arbeiten für Firmen und Konzerne aus Ballungszentren, die deutlich besser bezahlen."

Langweilig, unflexibel und voller Akten: Die Verwaltungen haben mit einem schlechten Ruf zu kämpfen. Viele Bürgermeister im Westen der Pfalz sind sich einig - das muss sich ändern.
Langweilig, unflexibel und voller Akten: Die Verwaltungen haben mit einem schlechten Ruf zu kämpfen. Viele Bürgermeister im Westen der Pfalz sind sich einig - das muss sich ändern.

Das Problem in den Verwaltungen wird sich wohl noch verschärfen

Das Ende des Problems ist für Patrick Weißler (parteilos), den Bürgermeister der Verbandsgemeinde Hauenstein, noch nicht in Sicht: "Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels werden in den nächsten Jahren die Babyboomer aus den Verwaltungen ausscheiden und eine große Lücke hinterlassen, die wohl weder quantitativ noch qualitativ gefüllt werden kann." Seine Befürchtung: "Dies stellt uns in ein paar Jahren vor erhebliche Probleme." Wolfgang Denzer befürchtet sogar: "Auf Dauer werden aus meiner Sicht die kleinen Verwaltungen mit den schlechten Stellenbewertungen und restriktiven Kommunalaufsichten nicht mehr funktionsfähig sein."

Verwaltungen werden von außen oft als "miefige Amtstuben" gesehen, was junge Menschen nicht unbedingt zu einer Ausbildung dort motiviert.

Könnten Quereinsteiger eine Chance für den öffentlichen Dienst sein?

Was aber lässt sich dagegen tun? Eine Lösung könnten Quereinsteiger sein. In der Kreisverwaltung Donnersbergkreis hat man damit gute Erfahrungen gemacht und sieht nach Angaben der Personalabteilung darin "eine große Chance für den öffentlichen Dienst". Allerdings verweisen andere auch darauf, dass dabei die Qualität in der Verwaltung nicht verloren gehen dürfe.

So wie eine Metzgerei, Bäckerei oder ein Friseursalon nicht ohne Fachkräfte geführt werden kann, ist auch der Betrieb einer Kindertagesstätte, eines Kraftwerks oder eines Freibades nicht ohne qualifiziertes Personal denkbar.

Für Ralf Hechler braucht es zudem einen Mehrwert für die Mitarbeitenden: Betriebssport oder ein "Jobrad" nennt der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Ramstein-Miesenbach hier als Beispiele. Jörg Pahnke, der Büroleiter der Verbandsgemeinde Oberes Glantal, fasst es so zusammen: "Insgesamt muss der öffentliche Dienst wieder attraktiver für Beschäftigte werden." Das gelte für die Bezahlung wie auch flexiblere Arbeitsbedingungen.

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