Inzidenzen, Infektionsketten, Testen, Impfen, Quarantäne: Themen, mit denen sich Gesundheitsämter vor fünf Jahren plötzlich befassen mussten. In dieser Zeit haben sie viel gelernt. Auch am Donnersberg.
Der 11. März 2020, das ist ein Tag, den Magdalena Friederichs wohl nie mehr vergessen wird. Es war nicht nur der Tag, an dem die Weltgesundheitsorganisation das Coronavirus als Pandemie einstufte. Es war auch der Tag, an dem es den ersten bestätigten Corona-Fall im Donnersbergkreis gab. "Danach haben sich die Ereignisse überschlagen", erzählt die Leiterin des Donnersberger Gesundheitsamtes.
Zwar hatten sie und Katrin Limbach, die sich mit Friederichs die Leitung der Einrichtung teilt, gemeinsam mit dem Team Pläne und Strategien erarbeitet. "Doch die Realität warf vieles davon über Bord." Magdalena Friederichs beschreibt das so: "Wir kamen uns vor, wie in einem Hamsterrad." So seien durch aktuelle Entwicklungen Dinge immer wieder durcheinandergewirbelt worden. "Das hat sehr viel Energie gekostet", blickt die Leiterin des Gesundheitsamtes zurück.
Während Corona über 60 Mitarbeiter im Gesundheitsamt
Sie erinnert sich noch an manch neue Corona-Verordnungen, die an späten Freitagabenden veröffentlicht wurden und dann über das Wochenende zu zahlreichen Nachfragen führten. Sieben Tage die Woche sei gearbeitet worden, eine eingerichtete Corona-Hotline habe nicht mehr still gestanden. "Zu Hochzeiten der Pandemie waren über 60 Personen im Gesundheitsamt beschäftigt", sagt Friederichs. Unterstützung habe es nicht nur aus anderen Abteilungen der Kreisverwaltung gegeben, sondern auch von Ehrenamtlichen oder von der Bundeswehr. "Dafür sind wir noch heute sehr dankbar", so die Leiterin.

Natürlich sei da auch mal so manch unangenehmes Gespräch geführt worden, beispielsweise wenn jemand mit den Quarantäne-Regeln nicht einverstanden war. Und es habe auch persönliche Schicksale gegeben, die sie und ihr Team mitgenommen haben. Zum Beispiel, wenn sich jemand von einem Verstorbenen nicht richtig verabschieden konnte.
Gesundheitsamt am Donnersberg hat auch Impfzentrum betrieben
Von April 2022 bis Ende Dezember 2022 hatte das Gesundheitsamt in Kirchheimbolanden zudem eine Impfstelle betrieben. An 75 Öffnungstagen wurden dort, aber auch in Seniorenheimen, viele Menschen geimpft, berichtet die Amtsleiterin. Es sei eine anstrengende, intensive Zeit gewesen - aber auch eine Zeit, die einem so manches gezeigt habe, erzählt Magdalena Friederichs.

Zum Beispiel: "Dass Krisen besser bewältigt werden können, wenn man an einem Ziel zusammenarbeitet." Überhaupt habe es in dieser Phase einen starken Zusammenhalt in der Gesellschaft gegeben. "Man war füreinander da, man hatte Verständnis füreinander gehabt und sich gegenseitig unterstützt", sagt die Leiterin.
Gesundheitsamt: Corona ist im Alltag noch nicht verschwunden
Das sei auch im Team des Gesundheitsamts so gewesen - und auch heute noch zu spüren. Was Magdalena Friederichs nämlich besonders freut: Zwar habe man nicht alle 60 Mitarbeitenden übernehmen können, der Kern arbeite aber weiterhin zusammen. Waren es vor Corona zwölf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Donnersberger Gesundheitsamt, sind es heute 25.
Und die haben einiges zu tun, wie die Chefin betont: Hygiene und Infektionsschutz, Schuleingangsuntersuchungen oder ein sozialpsychiatrischer Dienst nennt sie als Beispiele. Aktuell gebe es einige Grippefälle. Und ganz verschwunden sei Corona auch nicht. "Das ist heute aber anders, als während der Pandemie", so Friederichs.
In Kirchheimbolanden wäre man schnell wieder im Krisenmodus
Covid 19 sei eine meldepflichtige Erkrankung, wie andere auch. Corona-Fälle gebe es aber derzeit rund um den Donnersberg nur sehr wenige. Drei gemeldete seien es beispielsweise in der vergangenen Woche gewesen.
Doch wie schnell könnte das Gesundheitsamt wieder in den Krisenmodus zurück wechseln? "Innerhalb kürzester Zeit", antwortet die Gesundheitsamtsleiterin - und ergänzt: "Wir haben Pläne und Handlungsanweisungen in der Schublade, können auf das Wissen der Corona-Pandemie zurückgreifen und zum Beispiel auch ein Impfzentrum schnellstens einrichten." Magdalena Friederichs betont aber auch: "Wir hoffen nicht, dass wir das noch einmal tun müssen."
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