Die Taucherstaffel der Feuerwehr Kaiserslautern weiß von vielen überraschenden Funden unter Wasser zu berichten. Ihr eiskalter Einsatz im Vogelwoog-Stausee gestaltete sich schwer.
Tatsächlich still und starr liegt der Vogelwoog da. Eine dünne Eisschicht trennt die Morgenluft von minus 3 Grad vom vier Grad kalten Wasser. Während es selbst dick eingepackte Feuerwehrleuten in Mütze und Handschuhen fröstelt, umgibt Tobias Hahn bloß eine dünne Neoprenschicht. Schritt für Schritt watschelt der Feuerwehrtaucher mit seinen
Flossen zum Ufer, dann eine letzte Kontrolle seines Tauchgeräts und er wagt sich in den Kaiserslauterer Stausee.
Feuerwehrtaucher säubern Vogelwoog in Kaiserslautern
Der Tauchgang im Vogelwoog im Naturschutzgebiet ist für die Taucherstaffel der Feuerwehr Kaiserslautern reine Routine. Immer wieder unterstützen sie das Umweltamt der Stadt. Schließlich muss der Abfluss des Sees, genannt Mönch, regelmäßig von Schlick befreit werden, erklärt Einsatzleiter Norman Strauch vor Ort. So auch an diesem eiskalten Morgen, an dem Strauch gleich drei Feuerwehrmänner seiner Taucherstaffel anweist, die Neoprenanzüge überzustreifen. "Es kommt fast jährlich vor, dass dieser Ablauf verstopft. Das ist ein natürlicher Vorgang", sagt Strauch.
Norman Strauch selbst taucht seit 15 Jahren. Obwohl seine Abteilung der Berufsfeuerwehr angesichts der wenigen Gewässer in der Region eher selten zu Einsätzen ausrückt, kann Strauch von vielen überraschenden, traurigen und kuriosen Funden unter Wasser berichten.
Einsatzleiter Feuerwehr Kaiserslautern: "Einsätze sind sehr vielfältig"
"Die Einsätze sind sehr vielfältig: von Personensuchen über Amtshilfe für die Polizei, wenn diese Mordwerkzeuge oder Waffen sucht, bis hin zu ganz normalen Hilfeleistungen wie hier", sagt Strauch und blickt auf den Vogelwoog. "Andererseits ist diese Stelle hier gut zugänglich und bietet gute Möglichkeiten, um Dinge schnell zu ,entsorgen'. Wir haben hier schon Motorroller geborgen, oder einen Safe."
Bei sogenannten Amtshilfeersuchen komme die Polizei auf Strauch und seine Staffel zu, in einem Fall beispielsweise die Kriminalpolizei Wiesbaden. "Wir haben nach der Leiche einer Frau gesucht, die im Ohmbachsee vermutet wurde", so Strauch. "Wir haben dort auch einige Beweisstücke geborgen, die der Polizist dann mitgenommen hat."
Kaiserslauterer Taucherstaffel bei Flutkatastrophe im Kreis Ahrweiler eingesetzt
Die Kaiserslauterer Taucherstaffel sei auch im Zuge der Flutkatastrophe im Kreis Ahrweiler alarmiert worden. "Aus Sicherheitsgründen konnten wir vor Ort aber nicht tauchen. Wir haben uns dann der Kriminalpolizei angeschlossen und mit ihnen zusammen Leichen geborgen", berichtet der Feuerwehrmann. Generell sei die Taucherei in der Feuerwehr "eine absolute Randerscheinung – Gott sei Dank", so Strauch. "Leider nehmen die Einsätze aber zu, weil immer mehr Kinder nicht oder nur schlecht schwimmen können." Daher sei es eine große Aufgabe, die Moral in diesem Bereich der Wehr hochzuhalten, "für den Fall, dass es doch mal zum Einsatz kommt".
Niedrige Temperatur fordert die Feuerwehrtaucher heraus
Die niedrige Temperatur an diesem Febraurmorgen stelle seine Staffel vor eine Herausforderung. Die Taucher und der Feuerwehrkollege am Ufer, beide verbunden mit einem Signalseil, müssten stetig in Kontakt miteinander stehen. Angesichts der gesundheitlichen Gefahren müsse der Taucher engmaschig überwacht werden. "Das ist ein schleichender Prozess, den man selbst gar nicht wahrnimmt", begründet Strauch die Sicherheitsmaßnahmen.
Derweil taucht Tobias Hahn weiterhin um den Betonsockel den Seeabflusses herum, hievt Steine und große Äste aus dem Wasser, die den Durchfluss des Wassers verstopfen. Sein Kollege Erik Nußbaum steht in voller Tauchmontur am Beckenrand, als Rettungstaucher und Ablöse. Nußbaum ist erst seit zwei Jahren Teil der Taucherstaffel. Dass Einsatzleiter Strauch ihn nicht sofort ins eiskalte Nass geschickt hat, bedauert der Feuerwehrmann nicht. "Ich kann mir Schöneres vorstellen, als in 4 Grad kaltes Wasser zu steigen", sagt er und grinst.
Einsatz im Vogelwoog sei körperlich sehr anstrengend
Doch kurz darauf ist seine Schonfrist vorbei. Tobias Hahn verlässt den Vogelwoog und Nußbaum gibt sich an die Unter-Wasser-Reinigungsarbeiten. Hahn berichtet nach seinem Tauchgang von einigen bedrückenden Einsätzen mit der Taucherstaffel, vom Einsatz im Ahrtal und wie er eine Leiche aus einem Baggersee barg. Und doch hätte diese halbe Stunde im eiskalten Vogelwoog zu den körperlich anstrengendsten Einsätzen gehört.
Ohne Sicht habe er mit den Händen nach den unzähligen Äste, Steinen, Pflanzen und Schlick gegriffen. Nach zwei Stunden beendet Norman Strauch den Einsatz. "Es läuft durch den Abfluss zwar etwas mehr Wasser, aber da müssen wir nochmal nachbessern", so Strauch. Entweder mit schwererem Gerät oder mehr Feuerwehrtauchern, die Entscheidung liege beim Umweltamt.