Welche Bäumchen frisst der Hase ab? Wo und wie weit hoppelt er? Zum Einfluss des Feldhasen auf den Pfälzerwald forscht ein Team aus Trippstadt – und hat nun erste Ergebnisse.
Stefanie Czaja biegt in einen Waldweg in der Nähe von Trippstadt ein und streckt ihren Arm aus dem Autofenster. In ihrer Hand: eine silberne Antenne. Damit verbunden ein Funkgerät, das sich Czaja konzentriert an ihr Ohr hält. Es rauscht und rauscht. Doch dann ein Piepen. "Wir haben den Hasen gefunden."
Forscher sammeln Daten von vier Feldhasen im Pfälzerwald
Die Biologin steigt aus dem Auto und dreht sich mit der Antenne in der Hand im Kreis. Es ist eine ungewöhnliche, aufwendige Aufgabe, der Czaja und ihre Kollegen der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft (FAWF) in Trippstadt nachgehen. Sie wollen wissen, wie Hasen im Pfälzerwald leben und welchen Einfluss sie auf den Wald haben.
Dafür hat das Forscherteam über Jahre immer wieder versucht, Feldhasen in dem Waldgebiet mit Sendern auszustatten. "Das ist gar nicht leicht", sagt Czaja. Normale Hasen-Fallen oder Netze hätten im Wald nicht funktioniert. Letztlich steuerten sie Drohnen über den Wald, die direkt über den Hasen Netze abgeworfen haben. Bei insgesamt vier Hasen hat das geklappt, erklärt die Biologin.
Diese vier Langohren laufen seitdem mit einem Sender-Halsband herum, das ihre Bewegungsdaten sammelt. Und um diese Daten auch abrufen zu können, muss sich Czaja jede Woche den Hasen nähern. So auch an diesem Tag. "Hier mit dem Gerät kann ich jetzt die Daten abrufen." Die Biologin deutet auf ein Display.
Zahl der Hasen im Pfälzerwald wird unterschätzt
"Man sieht schon: Die Häsin war gut unterwegs und hat schön viele Daten gesammelt", sagt Czaja. Im Büro der Forschungsanstalt werden die Bewegungsdaten und andere Forschungsergebnisse zum Hasen genau analysiert.
Steckbrief Hase, Feldhase
Die Ohren von Hasen können bis zu 13 cm lang werden. Sie sind das Markenzeichen der scheuen Tiere – und ein Symbol für Ostern.
Daraus konnten Czaja und ihre Kollegen seit Jahresbeginn schon viele Schlüsse ziehen. So sei der Hase nachts deutlich mehr unterwegs als ursprünglich angenommen.
Dabei benutze der Hase besonders gern Forstwege, hoppele also nicht einfach querfeldein. "Nachts sind die Hasen hauptsächlich auf Wildwiesen unterwegs und tagsüber in ihrer Sasse." Also einer Vertiefung in der Erde.
Biologin entdeckt vom Hasen verbissene Tannen
Der Feldhase werde oft unterschätzt. "Es ist das dritt- oder vierthäufigst gesehene Tier im Pfälzerwald", sagt Czaja. Sie deutet auf ein abgebissenes Pflänzchen am Waldboden: eine kleine Tanne, besonders beliebt bei Hasen. "Hier sieht man, dass der Zweig ganz glatt abgebissen wurde – eindeutig von einem Feldhasen." Ist eine Tanne einmal heruntergebissen, könne sich die Pflanze kaum erholen.
Verbissschäden durch Reh- und Rotwild würden seit Jahren dokumentiert und vom Forst genau beobachtet. Bei Hasen sei das anders. Dabei hätten auch die ihren Einfluss auf den Wald. Das dürfe man in Zeiten von Klimaerwärmung nicht ignorieren, findet die Biologin. Außerdem könne man auch den Hasen besser schützen, wenn man mehr über ihn wisse.
Denn: So gern, wie der Feldhase im Wald unterwegs sei, könnte man ihn genauso gut Waldhase nennen.
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