Rund anderthalb Wochen nach dem Ampel-Aus haben die Grünen Wirtschaftsminister Robert Habeck zu ihrem Kanzlerkandidaten nominiert. Die Parteimitglieder stellten sich mit großer Mehrheit hinter ihn - auch in Rheinland-Pfalz.
Nach dem Ampel-Aus müssen sich die Parteien neu sortieren, um in den Bundestagswahlkampf zu starten. Die Grünen machen das mit einem neuen Führungsduo und Robert Habeck als Spitzenkandidat. Für einen entsprechenden Antrag stimmten mehr als 96 Prozent der Delegierten. "Robert Habeck hat das Zeug zu einem guten Bundeskanzler", heißt es darin.
Begeisterung bei Delegierten aus RLP
Viele der rund 40 Delegierten aus Rheinland-Pfalz zeigten sich überzeugt von Habeck. Fabian Ehrmann vom Kreisverband Mainz-Bingen fand, "das war die Rede seines Lebens, die er gehalten hat. Er hat die Partei begeistert, er hat eine richtige Freiheitsrede für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gehalten."
Christin Sauer, Delegierte aus Mainz, hatte nach eigenen Angaben Tränen in den Augen: "Mehr Motivation für den Wahlkampf hätte man heute gar nicht tanken können." Julian Joswig aus dem Kreisverband Rhein-Hunsrück fand es ebenfalls "sehr emotional, sehr mitnehmend". Habeck habe einen starken Blick auf die geopolitische Lage.
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In seiner einstündigen Rede hatte Habeck über die Probleme gesprochen, die es in Deutschland und der Welt zu lösen gelte. Trotz derzeit schlechter Umfragewerte baue er darauf, dass er viele Menschen noch von sich und grüner Politik überzeugen könne.
Habeck versprach günstige Strompreise und kündigte für den Fall einer erneuten Regierungsbeteiligung der Grünen die Aufnahme von Krediten für dringende Infrastrukturprojekte an. Vor mehr als 800 Delegierten forderte er zudem eine stärkere Besteuerung von "Superreichen" und die Schließung von Steuerschlupflöchern.
Neues Führungsduo für die Partei
Bereits am Samstag waren Franziska Brantner und Felix Banaszak als neue Vorsitzende gewählt worden. "Wir werben um jede Stimme und wir werben um Vertrauen, weiter Zukunft zu machen, weiter zu regieren", sagte Banaszak in seiner Rede. Franziska Brantner gab sich ebenfalls kampfeslustig: "Wir wissen: Deutschland kann mehr. Und es darf keine weitere Stillstands-GroKo geben und dafür braucht es starke Bündnisgrüne."
Grüne demonstrieren Geschlossenheit
Insbesondere Banaszak bekam mit 93 Prozent ein sehr gutes Ergebnis – er wird der Parteilinken zugerechnet. Die Habeck-Vertraute Brantner (78 Prozent) ist dem Realo-Flügel näher. Nach außen hin zeigt man sich geschlossen. "Ich glaube, es ist jetzt nicht an der Zeit, über Flügelfragen zu sprechen", sagte Natalie Cramme-Hill, Landesvorsitzende in Rheinland-Pfalz dem SWR. "Der Parteitag steht im Zeichen von Aufbruch und Team und Einigkeit." Das verkörperten auch die beiden neuen Vorsitzenden.
Streitpunkt Asylpolitik
Sara Pasuki, Landesvorsitzende Grüne Jugend, sagte dem SWR, es brauche dringend eine humanitäre Asylpolitik. "Und das ist eine grüne Grundforderung, Grundidee, die auch viele Menschen dazu bewegt hat, in die Partei einzutreten und da muss jetzt auch einfach abgeliefert werden."
Andererseits habe die Bundesregierung "trotz vieler Streitigkeiten und Differenzen vieles erreicht, insbesondere im Klimaschutz und darauf müssen wir aufbauen", sagte Andrea Müller-Bohn, Delegierte aus dem Kreis Mainz-Bingen.
Im Dezember stellen die rheinland-pfälzischen Grünen ihre Landesliste der Kandidaten für den Bundestag auf.
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