Interview: Tipps, Tricks und Rechte

Verbraucherzentrale RLP warnt vor Abzocke bei Glasfaser-Verträgen

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Autor/in
Nils Salecker
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An Glasfaser führt im digitalen Zeitalter kein Weg vorbei. Wie man einen Anschluss bekommt, was Glasfaser kosten darf und mit welchen Tricks Vertriebler arbeiten, erklärt der Digital-Experte der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz.

SWR Aktuell: Herr Gundall, wie bekomme ich einen Glasfaseranschluss?

Michael Gundall: Zunächst einmal muss es jemanden geben, der vor Ort Glasfaser ausbaut. Da gibt es zwei Möglichkeiten. Die eine ist der sogenannte eigenwirtschaftliche Ausbau. Da baut ein Anbieter an Orten, an denen die Nachfrage vorher abgefragt wurde und ausreichend groß ist, Glasfaser aus - auf eigene Kosten. Refinanziert wird das mit vorab abgeschlossenen Verträgen mit Kunden.

SWR Aktuell: Und die andere Möglichkeit?

Gundall: Wenn es vor Ort keinen Anbieter gibt, der das eigenwirtschaftlich machen will, gibt es den sogenannten geförderten Ausbau. Bei dem werden von Kommunen Ausschreibungen gemacht und für den Ausbau gibt es unter gewissen Bedingungen staatliche Fördergelder.

SWR Aktuell: An vielen Orten in Rheinland-Pfalz, an denen es noch keine Glasfaser gibt, bündeln Anbieter gerade die Nachfrage. Macht es als Anwohner Sinn, mir jetzt einen Anschluss legen zu lassen?

Gundall: Ja, auf jeden Fall. Wir sagen immer, dass man heute an die Bandbreite von morgen denken sollte. Wer die Möglichkeit hat, sich ans Glasfasernetz anschließen zu lassen, sollte das jetzt machen. Zwar ist ein späterer Anschluss grundsätzlich möglich, der ist aber dann meist sehr viel teurer.

SWR Aktuell: Vielerorts sind im Zuge der Nachfragebündelung Glasfaser-Vertriebler unterwegs. Ist es rechtens, dass die einfach an Haustüren klingeln?

Gundall: Vielleicht wird das irgendwann mal strenger reguliert, aber zurzeit ist Haustürvertrieb in Deutschland erlaubt und beim Glasfaserausbau eine gängige Methode. Das Problem ist hier, dass die meist freiberuflichen Mitarbeiter nach Menge und Art der abgeschlossenen Verträge bezahlt werden: Je höherwertiger der Vertrag, desto mehr Provisionen kriegen sie.

SWR Aktuell: Was ist daran so schlimm?

Gundall: Die Vertriebsmitarbeiter verdienen meist nur etwas, wenn sie Verträge abschließen. Darunter leidet meistens die Beratungsqualität und Verbraucheraufklärung. Außerdem sollte man wirklich aufpassen, mit welchen Tricks Vertriebsmitarbeiter arbeiten. Die treten teils forsch auf und setzen die Leute unter Druck.

SWR Aktuell: Wie sieht das konkret aus?

Gundall: Das heißt, dass sie Sachen erzählen wie: Wenn Sie jetzt nicht unterschreiben, dann stehen Sie in zwei Jahren ohne Internetanschluss da. Oder dass die alten Kupfernetze schon in wenigen Jahren abgeschaltet werden.

Verbrauchertipps für einen Glasfaseranschluss in Rheinland-Pfalz

SWR Aktuell: Mit welchen Tricks wird da noch gearbeitet?

Gundall: Worauf man wirklich achten sollte, ist: Was für ein Paket verkauft der mir? Uns wurde von Rentnerpaaren berichtet, dass ihnen 1000 MBit pro Sekunde verkauft wurden, was vollkommen überdimensioniert ist.

SWR Aktuell: Wie viel ist momentan sinnvoll?

Gundall: Aktuell reichen für den normalen Hausgebrauch 100 bis 200 Mbit und in manchen Fällen finde ich auch das schon überdimensioniert. Wichtig ist einfach, dass die Glasfaser ins Haus reingelegt wird, von der Bandbreite her kann die Glasfaserleitung auch jetzt schon theoretisch wesentlich mehr als 1000 MBit pro Sekunde.

SWR Aktuell: Welche Wege und Mittel habe ich als Verbraucher bei Haustürvertrieb, der mir dubios vorkommt?

Gundall: Grundsätzlich ist es wichtig zu wissen, dass Haustürgeschäfte immer widerrufen werden können. Das heißt, wenn ich da was unterschrieben habe und überlege es mir nochmal anders, dann ist das überhaupt kein Problem in den ersten paar Wochen. Ich würde mir außerdem auf jeden Fall immer den Namen des Vertriebsmitarbeiters notieren. Im Zweifelsfall kann ich Mitarbeiter dem Anbieter melden. Viele Anbieter haben den sogenannten Haustürkodex unterschrieben.

SWR Aktuell: Was bringt der?

Gundall: Durch den wollen die Anbieter dafür sorgen, dass der Haustürvertrieb sauber läuft. Das ist allerdings nur eine Selbstverpflichtung und nicht bindend, in unseren Augen ein "zahnloser Tiger“. Im Zweifelsfall würde ich dazu raten, den Mitarbeiter weg zu schicken und erst mal gar nichts zu unterschreiben. Man sollte sich immer erst überlegen, was man braucht und das Ganze dann gegebenenfalls in Ruhe über das Internet abschließen.

SWR Aktuell: Was den von Ihnen geschilderten teils offensiven bis forschen Haustürvertrieb angeht: Würden Sie sagen, dass das auf den Großteil der Unternehmen zutrifft?

Gundall: Da sind schon alle Unternehmen ähnlich unterwegs. Es gibt auch Mitarbeiter, die ordentlich arbeiten, generell wird schon eher in eine gewisse Richtung beraten. Es gibt auch nur sehr wenige Vertriebsagenturen, die Vertriebler pro abgeschlossenem Vertrag eine Pauschale anstatt mehr Geld für höherwertige Verträge geben.

SWR Aktuell: Was zahlt man zurzeit für ein für einen normalen Haushalt ausreichendes Glasfaser-Paket?

Gundall: Hierfür muss man mit 40 bis 50 Euro pro Monat rechnen, bei 1.000 MBit pro Sekunde mit 70 bis 80 Euro. Worauf man achten sollte: Bei vielen Anbietern gilt die ersten sechs, zehn oder zwölf Monate ein reduzierter Preis, in der Range von 9,99 Euro bis 24,99 ist da alles dabei. Erst danach folgt der reguläre Preis. Ich empfehle den Leuten immer, den Durchschnittspreis über zwei Jahre zu berechnen. Nur so kann man die Angebote wirklich miteinander vergleichen.

SWR Aktuell: Was ist, wenn in meinem Ort nicht genügend Nachfrage besteht bei der Nachfragebündelung? Schaue ich dann als Verbraucher in die Röhre?

Gundall: Leider ja. Dann wird in der Regel, wenn die Nachfragebündelung erfolglos ist, das Projekt eingestampft oder zumindest mal auf Eis gelegt. Was wir aber auch schon erlebt haben, ist, wenn ein, zwei Prozent bei der Zielvorgabe fehlen, wird trotzdem ausgebaut.

SWR Aktuell: Es gibt eine Reihe von Orten, in denen auch Monate oder sogar Jahre nach der Nachfragebündelung noch nichts passiert ist oder lediglich Leerrohre liegen. Wie schnell muss Glasfaser zu mir ins Haus kommen, wenn ich einen Vertrag unterschrieben habe?

Gundall: Es gibt keinen Anspruch darauf, dass ein Anbieter innerhalb des Zeitraums XY ausgebaut haben muss. Sobald ich zwei Jahre gewartet habe, komme ich aber locker auch aus dem Vertrag raus, insofern in den allgemeinen Geschäftsbedingungen nichts anderes geregelt ist. Man muss aber auch dazu sagen: Erst wenn feststeht, dass ausgebaut werden soll, beginnen die Unternehmen die Detailplanung. Das heißt, die müssen dann noch das Netz genau planen und Baugenehmigungen einholen. Und dann müssen auch noch Tiefbaukapazitäten frei sein. Das kann wenige Monate, aber auch mehrere Jahre dauern.

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