In Rheinland-Pfalz sollen mehr alte Menschen Unterstützung erhalten, die selbständig zuhause leben möchten. Dafür soll das Projekt "Gemeindeschwester plus" ausgebaut werden.
Einsamkeit ist eines der größten Probleme hochbetagter Menschen, berichtet Petra Studt. Sie ist eine von derzeit 60 Gemeindeschwestern plus in Rheinland-Pfalz, die sich bei Hausbesuchen um hochbetagte Menschen kümmern, die noch nicht offiziell als pflegebedürftig eingestuft sind. Studt ist für drei Mainzer Stadtteile zuständig.
"In jedem Haus, in jeder Wohnung gibt es andere Probleme", so Studt. Unter den Seniorinnen und Senioren, die sie betreue, kämen auch im hohen Alter viele sehr gut in ihrem Leben zurecht, auch im Alter von 93 oder 97 Jahren. Ihnen mangele es häufig auch nicht an Geld. "Dann soll ich kommen, weil sie einsam sind."
Ohne Aufzug kein Essen und kein Arztbesuch
Vielen hochbetagten Menschen macht laut Studt ihre Wohnsituation zu schaffen. "Wenn ich im 5. Stock lebe ohne Aufzug, komme ich nicht an Essen", sagt Studt. Sie kauft Lebensmittel für die Menschen ein, organisiert Hausärzte, die Hausbesuche machen, oder besorgt Rezepte und Medikamente für ihre Klienten. Darüber hinaus vermittelt sie auch soziale Kontakte, dazu gehören auch Kontakte zu Familienmitgliedern der Seniorinnen und Senioren.
Zahl der Gemeindeschwestern plus soll in RLP auf 90 steigen
Das Modellprojekt Gemeindeschwester plus "wird von hochbetagten Menschen im Land sehr gut angenommen", sagte der rheinland-pfälzische Sozialminister Alexander Schweitzer (SPD). Deshalb solle das Angebot weiter ausgebaut werden - flächendeckend in Rheinland-Pfalz. Bis 2026 soll es landesweit 90 Fachkräfte geben, die bei den Kommunen angestellt und vom Land bezahlt werden.
Wie Schweitzer berichtete, wird das Projekt Gemeindeschwester plus derzeit auf die Städte Worms, Trier, Frankenthal und den Rhein-Pfalz-Kreis ausgeweitet. Aktuell beteiligen sich 16 Landkreise, acht kreisfreie Städte, drei Verbandsgemeinden und eine verbandsfreie Gemeinde. Ziel ist es, dass alte Menschen möglichst lange ein selbstbestimmtes Leben in ihrem Wohnumfeld führen können. Für Krankenpflege sind die Fachkräfte nicht zuständig.
Schweitzer: Mehr Männer und Menschen mit Migrationshintergrund erreichen
Auch der Kreis der Menschen, die davon profitieren, soll erweitert werden. Bisher können Menschen ab 80 Jahren die Gemeindeschwester plus in Anspruch nehmen. Diese Grenze soll laut Schweitzer gelockert werden. Zudem sollten die Angebote so verbessert werden, dass sie mehr Männer und Menschen mit Migrationshintergrund erreichen, sagte der SPD-Politiker bei der Vorstellung eines neuen Evaluationsberichts zu dem 2015 gestarteten Projekt.
Gemeindeschwestern plus betreuen etwa 4.000 Menschen
Etwa 4.000 Seniorinnen und Senioren in Rheinland-Pfalz nehmen die Dienste der Gemeindeschwestern plus bislang in Anspruch. Petra Studt hat nach eigenen Angaben 325 Klienten in ihren drei Mainzer Stadtteilen. Viele betreute Hochaltrige konnten dank der Hausbesuche ihren Bewegungsradius ausweiten und zum Teil auch Kontakte zur eigenen Familie ausbauen, heißt es in dem Bericht.