Nach der Flutkatastrophe in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli ist der Wiederaufbau der Infrastruktur in vollem Gange. Die Herausforderungen und Aufgaben sind dabei vielfältig.
Zahlreiche Betroffene stellen sich die Frage, welche Unterstützung sie wo erhalten können. Hier gibt es Antworten auf wichtige Fragen und Anlaufstellen für Betroffene.
- Wo bekomme ich psychologische Hilfe?
- Wo muss ich mich melden, wenn ich eine Unterkunft brauche?
- Wo bekomme ich Sachspenden her?
- Was passiert mit meiner Post und meinen Paketen?
- Alle Unterlagen sind weg. Was muss ich machen?
- Gibt es ein Sonderfundbüro?
- Wann kommen Wasser, Strom und Gas zurück?
- Wann kann ich zurück in mein Haus?
- Wohin können meine Kinder in die Schule/Kindergarten gehen? Wie bekomme ich Betreuungshilfe?
Wo bekomme ich psychologische Hilfe?
Die Akutbetreuung traumatisierter Menschen, die psychosoziale Beratung für Betroffene, ist täglich von 8 bis 20 Uhr unter der 0800 0010 218 zu erreichen.
Wer schnell einen Therapieplatz braucht, kann direkt mit Psychotherapeuten Kontakt aufnehmen. Dafür wurde eine Hotline eingerichtet, die Montag bis Freitag von 9 bis 16 Uhr besetzt ist: 0800 5758 767
Eine Anlaufstelle speziell für traumatisierte Kinder und Jugendliche ist das Johanniter-Zentrum für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Es ist telefonisch auf einer Notrufnummer montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr unter 0261 20404 250 zu erreichen.
DIe Dr. von Ehrenwall'schen Klinik in Ahrweiler stellt eine psychologische Flut-Hilfe-Hotline zur Verfügung: 0800 729 5729 (montags bis freitags von 8 bis 17 Uhr).
Wer die persönliche Unterstützung des Opferbeauftragen des Landes in Anspruch nehmen möchte, kann unter der Nummer 06131 967-100 oder über Mail an opferbeauftragter@lsjv.rlp.de in Kontakt treten.
Wo muss ich mich melden, wenn ich eine Unterkunft brauche?
Alle Gesuche und Gebote laufen zentral über das Portal des Landesamts für Jugend und Soziales, das unter fluthilfe.rlp.de zu erreichen ist. Der Grund: Die Ansprechpartner vor Ort seien so hoch frequentiert, dass sie durch eine zentrale Anlaufstelle entlastet werden sollen, so eine Mitarbeiterin des Landesamts zum SWR.
Wo bekomme ich Sachspenden her?
Über das Portal fluthilfe.rlp.de können nicht nur Unterkünfte gesucht werden, sondern auch Gegenstände des täglichen Bedarfs, Kleidung oder Haushaltsgeräte. Auch gefüllte Schulranzen für Schüler und Schülerinnen, kostenlose Reparaturen von Laptops und Kinderbetreuung werden hier vermittelt. Außerdem können Helfer sich hier einen Überblick verschaffen, was gerade am dringendsten benötigt wird.
Was passiert mit meiner Post und meinen Paketen?
Die Deutsche Post hat am 3. August über ihre Webseite mitgeteilt, dass Unternehmen könne "in fast allen Regionen der betroffenen Hochwassergebiete" inzwischen wieder "regulär zustellen". Ansonsten wurden Ausweichstandorte in Altenahr, Bad Neuenahr, Dernau, Grafschaft und Sinzig für die Annahme und Ausgabe der Briefe und Pakete eingerichtet. Notausgabestellen für die Ausgabe bisher nicht zustellbarer Sendungen seien dort entsprechend gekennzeichnet. Die genauen Adressen der Standorte gibt es auf der Internetpräsenz der Post. Dort gibt das Unternehmen auch Antworten auf häufig gestellte Fragen, etwa, was mit den Briefkästen passiert, die von der Flut weggespült worden sind.
Alle Unterlagen sind weg. Was muss ich machen?
- Haben Sie Ihren Personalausweis in den Fluten verloren, müssen Sie den Verlust bei der Polizei oder beim Bürgeramt melden. Einen neuen Personalausweis können Sie ebenfalls beim Bürgeramt beantragen (Kosten: 22,80 - 37 Euro). Wenn Sie sich nicht ausweisen können, ist dies trotzdem möglich, da in Ihrer zuständigen Gemeinde ein Lichtbild hinterlegt ist. Ein aktuelles, biometrisches Passbild ist mitzubringen. Online oder telefonisch ist die Beantragung eines neuen Personalausweise nicht möglich. Das Ausstellen eines Personalausweises kann mehrere Wochen dauern, Sie können aber einen vorläufigen Personalausweis (Kosten: 10 Euro, 3 Monate gültig) erhalten. Bei der Ausstellung von Ausweisen für Bedürftige ist eine Gebührenreduzierung oder -befreiung möglich.
- Auch mit einem vorläufigen Personalausweis können Sie beim Straßenverkehrsamt einen neuen Führerschein beantragen. Hierfür müssen Sie gegebenenfalls eine eidesstattliche Erklärung (Kosten: 30,70 Euro) abgeben. Ein biometrisches Lichtbild wird benötigt. Die Kosten für Führerschein, Fahrzeugschein und Fahrzeugbrief hängen von der jeweiligen Gemeinde ab.
- Die Geburtsurkunde kann beim Standesamt Ihres Geburtsortes neu beantragt werden. Bei einem Verlust der Geburtsurkunde entstehen keine Kosten.
- Beim Verlust der Krankenversicherungskarte genügt meist ein Anruf bei der Krankenkasse. Sie bekommen danach eine neue Karte kostenlos zugeschickt.
- Eine neue EC- oder Kreditkarte können Sie bei Ihrer Bank oder Sparkasse beantragen - entweder in der Filiale oder telefonisch. Die Zustellung nimmt etwa eine Woche in Anspruch. Zur Sicherheit sollte die alte Karte gesperrt werden. Über die Nummer 116 116 erreichen Sie den deutschen Sperr-Notruf rund um die Uhr. Die Kosten für eine neue Karte hängen von den Instituten ab.
- Wenn Belege für Wertgegenstände verloren gegangen sind, die der Versicherung vorgelegt werden müssen, um Schäden zu melden, sollten Sie - wenn möglich - den Verkäufer kontaktieren, bei dem Sie den Gegenstand erworben haben, um sich eine Ersatzquittung ausstellen zu lassen. Wurde der Gegenstand bargeldlos bezahlt, können auch Kontoauszüge als Nachweis dienen. Ist dies nicht möglich, helfen unter Umständen Fotos und Zeugenaussagen, den Besitz zu beweisen.
- Die Steuernummer finden Sie über Ihr zuständiges Finanzamt heraus, Ihre Steuer-ID über das Bundeszentralamt für Steuern (BZSt).
- Bei verlorenen Fahrzeugpapieren wenden Sie sich an die Kfz-Zulassungsstelle. Im Normalfall reicht es aus, sich auszuweisen und eine eidesstattliche Versicherung abzugeben.
Gibt es ein Sonderfundbüro?
Ja. Ein eigens eingerichtetes Kreis-Fundbüro befindet sich in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Sie können es unter 02641 975 940 telefonisch erreichen.
Wann kommen Strom, Gas und Wasser zurück?
Rund drei Wochen nach der Hochwasserkatastrophe konnten im Ahrtal bereits viele Trinkwasserleitungen wieder repariert werden - bis aber alle Menschen dort wieder fließendes Wasser haben, wird es nach Angaben des Wasserversorgers mindestens bis zum Herbst dauern. Viele Leitungen seien völlig zerstört.
Etwa zum selben Zeitpunkt (4. August) teilte das THW Frankenthal mit, im Mittelpunkt stehe, Orte wieder mit Strom und Wasser zu versorgen: Das THW Frankenthal ist spezialisiert auf Wasserschäden und hat laut einem Einsatzleiter unzählige Keller, aber auch Tiefgaragen und andere Senken leer gepumpt.
Netzbetreiber wie Westnetz stellten in den letzten Wochen die Stromversorgung der betroffenen Gebiete im Ahrtal weitestgehend provisorisch wieder her. Nun bereitet der Verteilnetzbetreiber die systematische Instandsetzung vor. Dabei nehmen die Technikerinnen und Techniker alle Hausanschlüsse, Kabelverteilerschränke und Ortsnetzstationen in den betroffenen Gebieten unter die Lupe.
Auch die Gasversorgung ist wegen defekter Anlagen weiter gestört. Während durch eine Zuleitung über Unkelbach die Gemeindeteile Grafschaft, Esch, Holzweiler und Gelsdorf bereits wieder in Betrieb genommen werden konnten, sind viele Gasleitungen rund um Bad Neuenahr-Ahrweiler schlicht nicht mehr vorhanden. Ein Unternehmenssprecher der zuständigen Energieversorgung Mittelrhein (evm) bezeichnete die Lage als "dramatisch": Die Leitungen müssten oft komplett neu aufgebaut werden. Das könne Wochen, wenn nicht Monate brauchen. Auf der Webseite der Energienetze Mittelrhein wird täglich der Versorgungsstatus aktualisiert.
Wann kann ich zurück in mein Haus?
Viele Menschen stehen vor der Entscheidung, ob sie ihr Haus wieder aufbauen oder sich einen anderen Wohnort suchen möchten, etwa, weil ihnen das Leben so nah am Fluss nicht mehr geheuer ist. Aus Sicherheitsgründen mussten auch bereits Häuser abgerissen werden. Einige Grundstücke an der Ahr könnten gar nicht wieder bebaut werden, wie etwa der Ortsbürgermeister von Ahrbrück, Walter Radermacher, erklärt: "Wir müssen das ganze Dorf neu denken. Wir müssen überlegen, wo lohnt sich noch die Infrastruktur, wo können wir uns eine Bebauung überhaupt leisten bei dieser Klimaentwicklung?"
Seit dem 19. Juli begehen Teams des Bauamtes der Kreisverwaltung Ahrweiler in Zusammenarbeit mit Statikern außerdem die vom Hochwasser betroffenen Gebiete. Die Hotline des Bauamtes, bei der entsprechende Bedarfe gemeldet werden können, ist montags bis freitags von 8 bis 16 Uhr besetzt: 02641 975 363. Sollten Bürgerinnen und Bürger Bedenken hinsichtlich der Standsicherheit eines Gebäudes haben, kann das Team des Bauamtes vor Ort direkt angesprochen werden. Der Landkreis Ahrweiler weist darauf hin, dass Mitarbeiter des Bauamtes sich bei Bedarf mit einem offiziellen Dienstausweis der Kreisverwaltung Ahrweiler ausweisen.
Wohin können meine Kinder in die Schule/den Kindergarten gehen? Wie bekomme ich Betreuungshilfe?
Eine Hotline, zu erreichen unter 02641 975 950 (täglich von 9 bis 17 Uhr) oder per Mail über soziales@kreis-ahrweiler.de, vermittelt Hilfsangebote, unter anderem auch bei der Beratung von Kindern, Jugendlichen, Familien und Senioren oder im Bereich etwaiger Notbetreuungen. Die Kreisverwaltung arbeitet hier ausschließlich mit anerkannten Trägern im sozialen Bereich zusammen.
Der Kreis Ahrweiler hat eine Webseite eingerichtet, auf der täglich die Informationen über Betreuungsangebote oder kostenlose Kinderfreizeiten aktualisiert werden.
Bei dem Hochwasser im Kreis Ahrweiler wurden neben zahlreichen Kitas 31 Schulen zerstört oder schwer beschädigt. Um Unterricht anbieten zu können, gibt es in einigen Schulen Schichtbetrieb, in anderen wird in Containern unterrichtet. Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) sagte, es sollten verstärkt Schulpsychologen eingesetzt werden, um die betroffenen Schüler zu betreuen. Zudem müssen einige Schülerinnen und Schüler aus dem Kreis Ahrweiler in Schulen anderer Kreise unterrichtet werden. Angestrebt wird, dass die Kinder und Jugendlichen schnell wieder in ihren gewohnten Gemeinschaften zusammen sein können. Das sei auch zentral für die Aufarbeitung der Ereignisse.