Jedes Jahr im Frühling sind wehrlose Rehkitze in Lebensgefahr. Sie liegen auf Feldern und Wiesen und kommen buchstäblich unter die Mähwerke. Das soll sich jetzt ändern.
Ab sofort dürfen Landwirte verstärkt Drohnen einsetzen, um in ihren Feldern versteckte Rehkitze zu orten. Dass Bauern mit Fluggeräten Kitze und andere Tiere auf ihren Agrarflächen ausfindig machen können, um sie vor Mähwerken zu bewahren, ist nicht neu.
Größerer Einsatzradius für Flüge mit Drohnen
Doch jetzt hat das Verkehrsministerium den Mindestabstand, den die mit Kameras ausgestatteten Drohnen zu Wohn- oder Gewerbegebieten einhalten müssen, verkürzt: von 150 Meter auf 10 Meter, wenn tief geflogen wird. Damit könnten die Fluggeräte auf deutlich mehr Agrarflächen fliegen, teilte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) am Mittwoch mit.
Die Ausnahmeregelung für landwirtschaftliche Zwecke gilt den Angaben zufolge ab sofort und damit rechtzeitig vor den ersten Mäheinsätzen.
Landwirte über gelockerte Regeln erleichtert
Erleichterung auch bei den Landwirten. Andreas Köhr, Pressesprecher des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd, sagte dem SWR, der Bauern- und Winzerverband begrüße dies auf jeden Fall. Durch den verkürzten Abstand könnten mehr Flächen mit Drohnen überflogen werden, um vor dem Mähen der Wiesen Rehkitze aufzuspüren.
Rechtssicherheit für Drohnenpiloten
Zudem gebe dies Rechtssicherheit für die Drohnenpiloten. Köhr geht davon aus, dass deutlich mehr Rehkitze gerettet werden können. Wichtig sei, dass die Ausnahmen dauerhaft festgeschrieben werden. Der Drohneneinsatz betreffe nur den ersten Mähtermin, die erste "Mahd" im Mai/Juni. Dann seien die Kitze akut gefährdet. Später, bei der zweiten und dritten "Mahd", seien sie groß genug.
Der Einsatz von Drohnen und Wärmebildkamera habe in den letzten Jahren stark zugenommen, auch in RLP gebe es immer mehr Drohnenpiloten oder Gemeinschaften, die es anbieten. Dazu habe auch die finanzielle Förderung des Bundes für die Anschaffung der Drohnen beigetragen.
Probleme mit Hausbesitzern oder Gewerbebetreibern durch den verringerten Abstand erwartet Köhr nicht. Die Flächen würden vor dem Mähen einmal mit der Kamera überflogen. Es seien gezielte Einsätze kurz vor dem Mähen. Es sollte auch im Interesse von Hausbesitzern sein, dass Rehkitze gefunden werden, so Köhr.
Bisher jährlich 95.000 tote Kitze durchs Mähen
Nach Zahlen der deutschen Wildtierstiftung sind bislang jedes Jahr deutschlandweit fast 95.000 Rehkitze bei Mäharbeiten getötet worden. Vor allem im Frühjahr suchen Rehkitze, junge Hasen, brütende Vögel und andere Tiere Schutz in hohem Gras, wie das Agrarministerium erläuterte. Immer wieder würden sie von Mähmaschinen verletzt oder getötet. Denn statt zu fliehen, verharrten Kitze bei Gefahr oft flach und reglos auf dem Boden und seien aus der Fahrkabine von Maschinen nicht oder erst zu spät zu sehen.