Zahlen, Fakten und Erstaunliches

Das ist der Wald in Rheinland-Pfalz

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Autor/in
Andrea Lohmann

Diese Quizfrage werden vermutlich nicht viele Rheinland-Pfälzer richtig beantworten: Wie viele Bäume stehen in den Wäldern im Land? Die Lösung und viele andere Wald-Fakten gibt es hier.

Zahlen und Fakten zum Wald lesen sich wie ein Auszug aus dem Guinessbuch der Rekorde: Mehr als eine halbe Milliarde - oder als Zahl: 530.000.000 Bäume wurden bei der letzten Bundeswaldinventur 2012 in Rheinland-Pfalz gezählt. Damit sind rund 42 Prozent der Fläche von Rheinland-Pfalz mit Wald bedeckt. Rheinland-Pfalz ist zusammen mit Hessen auf Platz 1 der Liste der anteilsmäßig waldreichsten Bundesländer.

Setzt man die Zahl der Rheinland-Pfälzer in Bezug zum Wald, dann kommen auf jeden Einwohner rein rechnerisch 2.100 qm Wald oder anders 133 Bäume. Im Vergleich kommen im Bundesdurchschnitt nur 1.404 Quadratmeter Wald auf jeden Einwohner.

Doch damit nicht genug der Superlative: Der Pfälzer Wald ist zusammen mit den Vogesen das größte, zusammenhängende Waldgebiet von ganz Europa. 1992 wurde der Pfälzer Wald von der UNESCO wegen seiner biologischen Vielfalt als Biosphärenreservat ausgewiesen.

Blick auf den Pfälzer Wald, der zusammen mit den Vogesen das größte zusammenhängende Waldgebiet in Europa ist
Der Pfälzer Wald - Bäume, so weit das Auge reicht

Der Wald im (Klima-)Wandel

Heute kaum vorstellbar, aber vor etwa 130 Jahren sollen in Rheinland-Pfalz und in vielen anderen Gegenden von Deutschland kaum Bäume gestanden haben. Kahle Flächen waren weit verbreitet. Doch um die Jahrhundertwende (19./20. Jahrhundert) kam der Wandel und es begann die Wiederaufforstung.

Klimawandel kriecht unter die Borke

Über 100 Jahre gab es immer mehr Bäume im Land, doch seit vielen Jahren machen mittlerweile Umweltverschmutzung und Klimawandel dem Wald zu schaffen. Der saure Regen war ab den 80er Jahren das Thema, nun ist es seit einigen Jahren der Klimawandel: Hitze und Schädlinge kriechen den Bäumen unter die Borke und lassen sie sterben. Hitze und Trockenheit lassen die Bäume regelrecht verdursten. Das macht sie schwach, krank und anfällig für Schädlinge. Die wiederum können sich in der veränderten Witterung besser vermehren, so zum Beispiel der Borkenkäfer.

Eine Borkenkäfer-Larve krabbelt unterhalb der Rinde durch sein Gangsystem
Alles andere als harmlos - der Borkenkäfer. Hier wandert eine Larve durch ein Gangsystem zwischen Rinde und Stamm.

Dieser hat mancherorts einen regelrechten Kahlschlag verursacht. Besonders betroffen: Westerwald, Eifel und Hunsrück. Allein in den Jahren 2018/2019 gab es 4,5 Millionen Notfällungen von Fichten, die nach Angaben von Landesforsten Rheinland-Pfalz auf die Kappe des Borkenkäfers gehen. Zu schaffen machen den Bäumen aber auch viele weitere Insekten wie der Prachtkäfer oder andere Falter wie die Nonne und der Kiefernspanner.

Schwach auf den Beinen

Das veränderte Klima führt außerdem dazu, dass die Bäume weniger Halt im Boden haben. So fällen Sturm und Starkregen in Windeseile Tausende Bäume. Landesforsten gibt an, dass durch die Sturmtiefs "Friederike (2018)" und "Eberhard (2019)" über Nacht 850.000 Bäume zu Boden stürzten.

Koblenzer Stadtwald von oben macht die vertrockneten Fichten sichtbar
Hier sind massenhaft Fichten im Koblenzer Stadtwald durch die Trockenheit 2018 schlichtweg verdurstet.

Aber auch in den Sommermonaten wird der kranke Wald zur Gefahr. Verdurstete Bäume drohen umzufallen oder ihre Äste in der Sommerhitze zu verlieren.

2020 - das Sterben geht weiter

Auch das Jahr 2020 war geprägt von sterbenskranken Bäumen. Fast die Hälfte der Fichten in Rheinland-Pfalz zeigte deutliche Schädigungen oder war bereits tot. Bei anderen Baumarten sah es nicht besser aus.

Seit April 2021 wird wieder gezählt

Seit 1. April 2021 geht es mit der nächsten Bundeswaldinventur los. Bis Ende 2022 wird gezählt und gesammelt, dann wird sich herausstellen, wie sich die Wälder in Deutschland und in Rheinland-Pfalz verändert haben.

Bis in die 1950er Jahre gab es eigentlich eine gute Entwicklung. Es wurden laut 3. Bundeswaldinventur so viele Bäume gepflanzt, dass in Deutschland fast 100.000 Quadratkilometer Waldfläche entstanden. Und auch danach nahmen die Waldflächen weiter zu. Von den 50er Jahren bis 2012 wuchs die Waldfläche um gut elf Prozent, das entspricht etwa dem Bundesdurchschnitt.

50 verschiedene Baumarten in den Wäldern von Rheinland-Pfalz

Buche und Eiche - diese zwei Baumarten machten ursprünglich 90 Prozent der Wälder in Rheinland-Pfalz aus. Im Laufe der Zeit kamen immer mehr Nadelhölzer hinzu – an vorderster Stelle Fichten und Kiefern. Insgesamt sind mittlerweile aber 50 verschiedene Arten zu finden, wenngleich Buche, Eiche und Fichte dominieren.

Der Wald als Lebensraum für kleine und große Tiere

Der Wald ist nicht nur für den Menschen als Sauerstofflieferant und Dreckfilter überlebenswichtig. Er ist auch Lebensraum für viele Tiere – von klein bis groß. Wildschweine, Wölfe, Rehe, Vögel, Füchse, Ameisen, Spinnen, Schlangen – die Liste ließe sich beliebig verlängern. Nach Angaben von Landesforsten Rheinland-Pfalz leben in einer Handvoll Waldboden mehr Lebewesen als Menschen auf der Erde. Dabei haben die ganz kleinen oft eine große Bedeutung: Die Regenwürmer auf 1 Hektar produzieren laut Landesforsten in einem Jahr 60 Tonnen Humus.

Nationalpark - wenn die Wildnis Regie führt

Der Pfälzer Wald ist Biosphärenreservat und der Hunsrück-Hochwald ist seit 2015 ausgewiesener Nationalpark, bislang der erste und einzige in Rheinland-Pfalz. 10.000 Hektar umfasst das Areal, in dem nur noch die Natur den Ton und den Takt angibt. Hier soll sich nach und nach der Wald von menschlicher Hand ungestört entwickeln können und so zum Urwald werden.

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Andrea Lohmann