Die Landesregierung hat Schulen in schwierigen sozialen Lagen weitere Unterstützung zugesagt. Ministerpräsidentin Dreyer und Bildungsministerin Hubig zogen zudem eine positive Bilanz über ein Förderprojekt.
"S hoch 4 - Schule stärken, starke Schule!" So heißt das Projekt, an dem seit 2020 in Rheinland-Pfalz 53 Schulen teilgenommen haben. Das Ziel: Bildungsungleichheiten abbauen. Es sind Schulen in sozial benachteiligten Lagen - mit vielen Kindern, die zu Hause wenig Unterstützung haben, etwa weil die Eltern kaum Deutsch sprechen. Das Land hat für das inzwischen beendete Projekt knapp 1,6 Millionen Euro ausgegeben.
Das Förderprogramm sei sehr erfolgreich, erklärte die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) im SWR-Interview. Es habe für die Schulen selbst und Rheinland-Pfalz wichtige Impulse gegeben, wie sich Schule weiterentwickeln kann, "damit die Kinder, die besonders schwierige Startbedingungen haben, gut lernen können und eben auch Möglichkeiten zu haben, erfolgreich in der Bildung zu sein".
Wie kann sich Schule weiterentwickeln?
Wie können Schülerinnen und Schüler besser lernen? Was benötigen die Lehrkräfte, um die herausfordernde Arbeit bestmöglich machen zu können? Um solche Fragen ging es. Teilgenommen haben Grundschulen, Realschulen plus und Integrierte Gesamtschulen. Darunter auch die Ludwigshafener Gräfenau-Schule, die vergangenes Jahr bundesweit Schlagzeilen gemacht hatte, weil zahlreiche Schüler die erste Klasse wiederholen mussten.
Projektgelder für Yoga für Kinder und Hip-Hop-AG
In einem Zeitraum von drei Jahren bekam jede der 53 Schulen nach Angaben des Bildungsministeriums ein Budget von insgesamt 30.000 Euro zur Verfügung gestellt. Geld, das für Projekte ausgegeben werden konnte.
So konnte die Goetheschule Nord in Ludwigshafen Yoga für Kinder und eine Hip-Hop AG ermöglichen. Die Grundschule Regenbogen in Koblenz hat ein Projekt mit einem Waldpädagogen organisiert, bei dem jede Klasse aus der Stadt herausgefahren ist. Viele Kinder kannten den Wald gar nicht.
Schulleiterin aus Kaiserslautern: "Wir haben einiges erreicht"
In der Schillerschule in Kaiserslautern dürfen die Schüler mehr mitreden. Ein Klassenrat wurde eingeführt. Außerdem ging es an einem Studientag darum, wie Lehrer gesund bleiben können. Schulleiterin Daniela Günther berichtete im SWR-Interview, dass auch die Lehrkräfte der Schillerschule von dem Projekt profitiert hätten, indem sie weitergebildet worden seien: "Unser großes Ziel war eben auch viel mehr Professionalität und gelassener zu werden, im Umgang mit diesen täglichen Herausforderungen. Und durch diese intensive Auseinandersetzung würde ich behaupten, dass wir da doch einiges erreicht haben."
Das Landesprojekt "S hoch 4" hat sich gezielt auch an die Schulleitungen gerichtet. Sie konnten sich untereinander austauschen, es gab Fortbildungen. Schulleiterinnen und Schulleiter konnten außerdem mit einem persönlichen Coach arbeiten.
Neun-Punkte-Plan des Bildungsministeriums Grundschulen in RLP: Mehr Deutsch, mehr Lehrer, frühere Sprachtests
Der Lernerfolg an Grundschulen in Rheinland-Pfalz soll durch einen Neun-Punkte-Plan verbessert werden. Die Kinder sollen unter anderem mehr Deutschunterricht bekommen.
Viel mehr Geld für Brennpunktschulen durch neues Programm
Das Projekt "S hoch 4" ist beendet, es soll aber eine Fortsetzung finden mit dem sogenannten Startchancenprogramm. Dafür werden Bund und Land in Rheinland-Pfalz jedes Jahr 100 Millionen Euro geben, über einen Zeitraum von zehn Jahren. Wie Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) und Bildungsministerin Hubig am Donnerstag bei einem Termin in der Mainzer Anne-Frank-Realschule berichteten, wird das neue Programm im Sommer zum neuen Schuljahr starten.
Kritik von Lehrergewerkschaft an Förderprojekt
Der Vorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) aus Rheinland-Pfalz, Lars Lamowski, findet aber auch Kritik am bisherigen Förderprogramm. Viele Lehrerkollegen und -kolleginnen seien vornehmlich enttäuscht. Probleme lägen nicht bei den Schulleitungen, deren Coachings finanziert wurden, sondern im personellen Bereich. Daran habe das Projekt nichts geändert. Die Schulleitungen gäben natürlich positives Feedback - sie hätten ja direkt vom Programm profitiert.
"Wir freuen uns darüber, dass es solche Projekte gibt", gesteht Lamowski zu, Bildungsunterschiede, wie die Initiative plante, seien so aber nicht eliminiert worden. Es bräuchte größere finanzielle Summen im Bildungshaushalt des Landes, um flächendeckend und dauerhaft Schulsozialarbeit und Schulpsychologie anbieten zu können.
Auch Schulbau und Schulsozialarbeit können gefördert werden
Klar ist damit: Es gibt deutlich mehr Geld als beim bisherigen Projekt und das Startchancenprogramm umfasst auch viel mehr Bereiche: Geld für Schulbau beispielsweise oder für Schulsozialarbeit. Und: Mehr Schulen sollen profitieren, 200 im ganzen Land, etwa 120 davon werden nach Hubigs Angaben Grundschulen sein. Auch alle "S hoch 4"-Schulen sind dabei.
Dreyer sagte, Bildung entscheide über das Leben von Menschen. Es gebe aber Schulen im Land, an denen besonders viele Kinder bedingt durch ihre persönlichen Lebensumstände schlechtere Rahmenbedingungen haben. Für diese Kinder sei die Schule "der Ort, an dem sie ihre Talente entfalten und ihre Persönlichkeit entwickeln können. Der Ort, der Bildungschancen und Perspektiven ermöglicht und der den Unterschied im Leben machen kann", so die Ministerpräsidentin.