Rheinland-Pfalz erlaubt den Import von in Deutschland nicht zugelassenen Antibiotika-Säften aus dem Ausland. Der Chef des Verbands der Kinderärzte im Land begrüßt das Vorgehen.
Das zuständige Landesamt für Jugend und Soziales gab den Großhandlungen und Apotheken im Land am Mittwoch grünes Licht, diese entsprechenden Medikamente zu importieren - allerdings nur aus der EU beziehungsweise dem Europäischen Wirtschaftsraum. Diese würden europäischen Standards entsprechen. Landesamtspräsident Detlef Placzek habe die Allgemeinverfügung unterzeichnet, teilte die Behörde in Mainz mit.
Das erste Mal, dass RLP Antibiotika-Säfte importieren muss
Das Landesamt für Soziales sagte dem SWR, es käme im Schnitt zwei Mal pro Jahr vor, dass nicht zugelassene Medikamente aus dem Ausland importiert werden dürften. Bei Antibiotika-Säften für Kinder sei es in Rheinland-Pfalz aber das erste Mal. Wann die Antibiotika-Säfte aus dem Ausland in rheinland-pfälzischen Apotheken zur Verfügung stehen, ist laut Bundesverband des pharmazeutischen Großhandels unklar.
Anlass ist der Mangel an entsprechenden Medikamenten für Kinder. Damit reagiert das Gesundheitsministerium im Land auf eine Bekanntmachung des Bundesgesundheitsministeriums, nach der derzeit ein Versorgungsmangel bei diesen Arzneimitteln bestehe. Damit dürfen die Länder jetzt auch nicht zugelassene Antibiotika-Säfte aus dem Ausland einführen.
Kindermediziner Maurer: Eltern können beruhigt sein
Der Frankenthaler Kindermediziner Lothar Maurer versucht, mögliche Bedenken von Eltern auszuräumen. Es gebe keinen Unterschied, ob ein Penicillin im Ausland hergestellt worden sei oder in Deutschland, sagte er dem SWR. In anderen EU-Ländern gebe es auch eine Qualitätskontrolle. "Nicht zugelassen" bedeute nur, dass ein Medikament nicht für den deutschen Markt zugelassen sei. Er gehe davon aus, dass die Eltern beruhigt sein könnten, so der Chef des rheinland-pfälzischen Verbands der Kinder- und Jugendärzte. Die Entscheidung der Landesregierung sei im Prinzip richtig, denn es sei oft nicht sinnvoll, wie aktuell Antibiotika-Therapien durchgeführt würden. Derzeit versuche man als Arzt, aus der schlechten Auswahl der Apotheken das Beste herauszunehmen.
Einfuhr-Erlaubnis für Apotheken und Handel erteilt
Das Ministerium in Mainz hält den Import für nicht außergewöhnlich: Ein vergleichbares Verfahren sei in der Vergangenheit auch schon bei Krebsmedikamenten und Grippeimpfstoffen genutzt worden. Bereits Mitte vergangener Woche hatte das Land Bremen mit einer sogenannten Allgemeinverfügung erlaubt, Antibiotika-Säfte aus dem Ausland zu importieren. Am Wochenende waren Bayern und Nordrhein-Westfalen nachgezogen.
Lob von Gesundheitsminister Lauterbach
Bestätigung für die Maßnahmen erhielten die Länder von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Der SPD-Politiker schrieb am Wochenende auf der Plattform Twitter: "Genau für solche unbürokratischen Aktionen der Länder gegen Antibiotika-Lieferengpässe haben wir die Voraussetzungen jetzt geschaffen. Sie sollten genutzt werden."