Der ehemalige Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet weiß, was es heißt, in der Politik unter Druck zu stehen. Im ARD-Interview der Woche nennt er es Glück, keine gesundheitlichen Probleme zu haben.
Armin Laschet ist heute einfacher CDU-Bundestagsabgeordneter aus Aachen. Dabei hatte er bis 2021 eine steile Politikerkarriere: er war Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, CDU-Parteichef - und: der letzte Kanzlerkandidat der Union vor Friedrich Merz. Als solcher war er massivem Druck ausgesetzt. Im Wahlkampf lachte er bei einem Termin nach der Flutkatastrophe an Ahr und Erft an unpassender Stelle, das Foto löste einen Shitstorm aus. Dazu kamen ständige Sticheleien vom internen Konkurrenten Markus Söder (CSU). Laschet scheiterte und macht trotzdem weiter.
Respekt für Kevin Kühnert
In dieser Woche hat der bisherige SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert seinen Rückzug aus dem Amt und dem Bundestag aus gesundheitlichen Gründen erklärt. Laschet zeigt sich betroffen, dass Kühnert mit nur 35 Jahren aus der Politik aussteigt. "Er war ja ein Vollblutpolitiker, der sich immer ins Gefecht gestürzt hat," sagt Laschet. "Und dann sieht man auch, was die Politik und unsere Lebensart, unsere ständige Präsenz, auch an gesundheitlichen Schäden hervorrufen kann".
Auf die Frage, wie mörderisch das politische Geschäft in der ersten Reihe inzwischen ist, sagt Laschet im ARD Interview der Woche: "Ja, das ist es. Ich habe vielleicht das Glück gehabt, dass das bei mir nie gesundheitlich erkennbare Schäden hervorgerufen hat." Als Kanzlerkandidat der Union sei er Anfeindungen und Hass ausgesetzt gewesen, berichtet Laschet und fügt hinzu. "Aber das ist so. Ich klage da nicht drüber. Aber man muss das wissen, wenn man in solchen Funktionen tätig ist."
Laschet rät Kanzlerkandidat Merz: auch mal lachen
Der aktuelle Kanzlerkandidat der Union, Friedrich Merz, wird jetzt ein Jahr unter intensiver Beobachtung stehen. Armin Laschet weiß, was das bedeutet. Ein unbedachtes Lachen im falschen Moment hat ihn Glaubwürdigkeit und vielleicht auch den Wahlsieg gekostet. Trotzdem rät er Merz vom Lachen nicht ab. "Na ja, ich finde, ab und an sollte man auch freundlich sein und lachen."
In seinem Wahlkampf hat Laschet auch unter den ständigen Seitenhieben von CSU-Chef Markus Söder gelitten, der sich für den besseren Kanzlerkandidaten hielt. Jetzt sagt Söder, er sei fein damit, dass Merz der Kanzlerkandidat der Union für 2025 ist. Laschet hofft, dass Söder loyal bleibt, setzt aber im ARD Interview der Woche auch eine Spitze gegen Söder: "Ich bin noch nicht sicher, ob er nicht auch heute glaubt, dass er der Bessere ist. Aber es kann halt nur einen geben. Und Union, heißt CDU und CSU, müssen sich verständigen. Aber alle haben die Lehre aus 2021 verstanden: Zerstrittene Parteien werden nicht gewählt. Und ich glaube, das weiß auch Markus Söder."
Koalitionsmöglichkeiten offenhalten
Laschet hält nichts vom Kurs des CSU-Chefs Markus Söder, der ein Bündnis mit den Grünen auf Bundesebene ausschließt, ja sogar sein Veto angedroht hat. Der ehemalige Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen befürchtet, dass das den Verhandlungsspielraum einengt. Im ARD Interview der Woche argumentiert er: "Wenn man heute schon, sagt: DIE schon mal auf gar keinen Fall. AfD auch auf gar keinen Fall, was richtig ist, BSW auf Bundesebene auch auf gar keinen Fall. Ja, dann bleibt ja am Ende nur die SPD. Und sich auf die festzulegen, halte ich nicht für besonders klug." Laschet verweist auch auf die funktionierenden schwarz-grünen Regierungen in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein und grün-schwarz in Baden-Württemberg.
Kein AfD-Verbot
Armin Laschet hat im Parlament viel Beifall bekommen für seine klaren Worte zur AfD. Er sieht in ihr eine Gefahr für die Demokratie, hält aber nichts davon, die Partei zu verbieten. Ein Verbotsverfahren sei aussichtslos und würde der AfD mehr nutzen als schaden. Marco Wanderwitz (CDU) und 37 Abgeordnete mehrerer Fraktionen wollen aus dem Bundestag heraus ein Verbotsverfahren gegen die AfD anstoßen. Laschet sagt dazu: "Das ist ein legitimes Anliegen. Ich habe mit ihm lange über die Frage diskutiert. Er hatte auch versucht, mich zu bewegen, da mitzumachen. Ich verstehe seine Argumente. Aber ich glaube, ich habe bessere."
Das ARD Interview der Woche hat Hauptstadtkorrespondentin Eva Ellermann geführt.