Zum neuen Jahr übernimmt SWR-Intendant Kai Gniffke den ARD-Vorsitz. Die digitale Transformation sieht der neue ARD-Chef als eine der wichtigsten Aufgaben.
Nach dem Skandal um die ehemalige rbb-Spitze übernimmt SWR-Intendant Kai Gniffke vorzeitig den ARD-Vorsitz für die kommenden zwei Jahre. Die schlimmsten Vorwürfe seien bereits aufgearbeitet, sagte Gniffke zum Amtsantritt. Beim Thema Transparenz habe die ARD große Fortschritte gemacht und über Wirtschaftliches Rechenschaft abgelegt, betonte Gniffke im SWR-Interview. Bei Verhaltensregeln habe man sich innerhalb der ARD auf gemeinsame Standards verständigt. "Wir können an viele Dinge einen Haken dran machen", so der neue ARD-Chef.
Jetzt will er nach vorne blicken und sich auf die Zukunft konzentrieren: "In wenigen Jahren werden mehr Menschen nicht-lineare Inhalte nutzen und nur noch in geringerem Maße lineare Programme verfolgen. Sich auf diese Veränderungen des Mediennutzungsverhaltens einzustellen, dabei auch tief verankert in der Mitte der Gesellschaft zu bleiben, das wird die Hauptherausforderung in der nächsten Zeit sein", so Gniffke.
Digitale Transformation der ARD vorantreiben
Die schwierigste Aufgabe aus Gniffkes Sicht: die digitale Transformation der Anstalten. Sein Ziel: Bis Ende des Jahrzehnts sollen ARD und ZDF gemeinsam die erfolgreichste Streamingplattform in Deutschland werden und damit private Firmen wie Netflix oder Spotify hinter sich lassen. "Damit wir in Deutschland der mediale Marktplatz sind - da, wo Menschen Medien nutzen, da, wo sie Informationen teilen, da, wo sie Meinungen austauschen. Diesem Ziel möchte ich in zwei Jahren deutlich nähergekommen sein", sagte Gniffke.
Gniffke folgt auf Buhrow SWR übernimmt ARD-Vorsitz
Der Südwestrundfunk (SWR) übernimmt zum Jahresbeginn 2023 die Geschäftsführung innerhalb der ARD. SWR-Intendant Kai Gniffke löst damit Tom Buhrow (Westdeutscher Rundfunk) als ARD-Vorsitzenden ab.
Von privaten Social-Media-Plattformen wie Twitter und Facebook will der neue ARD-Chef sich nicht verabschieden. Die ARD müsse dort sein, wo die Menschen sie suchen, so seine Begründung. Die Tagesschau sei eines der erfolgreichsten Medienangebote auf TikTok oder Instagram. "4,5 Millionen Nutzende werden auf einer ganz jungen Plattform wie Instagram jeden Tag versorgt, nicht mit lustigen Katzenvideos, sondern mit relevanten Inhalten. Das ist das Entscheidende, dass wir auch die Menschen, die in den nächsten 20, 30 Jahren für dieses Land Verantwortung tragen, jeden Tag versorgen, mit relevanten Inhalten, mit dem, was diese Gesellschaft wirklich umtreibt." Accounts, die nicht nachgefragt werden, will er allerdings einstellen, um keine Arbeitskraft zu vergeuden.
Mehr Kooperationen innerhalb der Öffentlich-Rechtlichen
Es sei weiterhin notwendig, Parallelstrukturen abzuschaffen, doch komme es auch auf regionale Kompetenz an: "Da, wo Regionalität wichtig ist, da, wo es wichtig ist, dass die Menschen im Saarland wissen, wie die Leute in Mecklenburg-Vorpommern ticken oder wo die Menschen in Bitburg wissen, wie die Leute in Bautzen ticken. Das ist wichtig. Das ist regionale Kompetenz. Aber es gibt dann eben auch Themen, bei denen kommt es nicht so sehr auf die Regionalität an."
Arthrose in Flensburg sei genauso schmerzhaft wie in Friedrichshafen - deshalb brauche die ARD keine neun Gesundheitsmagazine, sondern nur eins oder vielleicht zwei. "Wir müssen unser Schicksal in die eigenen Hände nehmen und das heißt, in der ARD wirklich unsere Kräfte bündeln, kooperieren, uns die Arbeit teilen. Nur so werden wir die Kraft gewinnen, werden die Ressourcen frei bekommen, um die zusätzlichen Aufgaben zu erledigen - die, die die Gesellschaft aus meiner Sicht zu Recht von uns erwartet", so Gniffke.