Die Stadt Ulm wollte eine Zirkusvorstellung mit Wildtieren verbieten, die Tierschutzorganisation PETA protestierte. Dahinter steckt ein moralischer Rigorismus ohne Maß, meint Martin Rupps.
Seit dem Wochenende ist der Circus Krone auf Tour im Südwesten. 100 Tiere fahren mit, darunter Löwen und Tiger. Die Stadt Ulm, Ort der Premiere, hatte vergeblich versucht, einen Auftritt der Wildtiere zu verhindern. Vor den Vorstellungen protestieren regelmäßig Aktivisten der Tierschutzorganisation PETA.
Ich gebe zu, ich bin bei dem Thema befangen. Als Kind habe ich einmal geweint, weil bei einer Zirkusvorstellung keine Löwen auftraten. Als Fernsehkind von "Daktari" und "Ein Platz für Tiere" wusste ich früh, dass manche Tierarten nur im Zoo, im Zirkus und im Fernsehen leben.
Topfpflanzen statt Tiere im Zirkus
Unabhängig von Kindheitserinnerungen erscheint mir die grundsätzliche Frage erlaubt: Wann schlägt das berechtigte Anliegen, Tiere gut zu behandeln, um in einen moralischen Rigorismus ohne Sinn und Verstand? Tiere im Zoo bzw. im Zirkus leben heute sehr viel artgerechter als zu Clarence' Zeiten (so hieß der Löwe in "Daktari"). Übrigens auch artgerechter als Papageien und Schlangen in deutschen Wohnzimmern. Wer Löwen und Tiger nicht mehr zeigen will, schafft Tierkunde ab.
Erster Auftritt seit mehr als drei Jahren Circus Krone: Tourstart in Ulm - Diskussion um Wildtiere bleibt
Der Circus Krone hat am Samstagnachmittag in Ulm die Premiere seiner diesjährigen Tournee durch Süddeutschland gefeiert. Mit dabei: knapp 100 Tiere. Das sorgte für Proteste.
Das Problem dieses moralischen Rigorismus ist seine Maßlosigkeit. Nie ist es mal gut. Vielleicht sähe es der Ulmer Oberbürgermeister als Gegner von Wildtieren im Zirkus lieber, in der Manege würden exotische Topfpflanzen herumgezeigt. Vorausgesetzt, die Pflanzen verkraften das Tourneeleben gut!
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