Die Polizei hat einen Mann festgenommen, der vor zwei Jahren einen Brandanschlag auf die Synagoge in Ulm verübt haben soll. Der 47-Jährige fiel den Beamten am Flughafen Stuttgart auf.
Fast genau zwei Jahre nach dem Brandanschlag auf die Ulmer Synagoge sitzt der mutmaßliche Täter in Haft. Der Mann sei am vergangenen Samstag bei der Einreise am Flughafen Stuttgart festgenommen worden, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Montag mit. Der Haftbefehl gegen den 47-jährigen Türken sei daraufhin in Vollzug gesetzt worden. Der Mann soll am 5. Juni 2021 eine Flüssigkeit an der Fassade der Synagoge in Ulm ausgeleert und angezündet haben.
Anschlag auf Synagoge: Türkei lieferte Verdächtigen nicht aus
Nach früheren Angaben soll der Mann mit türkischem Pass in Deutschland geboren sein und in Ulm gelebt haben. Er konnte durch Bilder einer Überwachungskamera ermittelt werden. Wenig später hatte die Staatsanwaltschaft bekanntgegeben, dass der Mann in die Türkei gereist sei. Die Türkei liefert allerdings grundsätzlich keine eigenen Staatsangehörigen an einen anderen Staat aus.
Ein Passant hatte damals umgehend die Feuerwehr gerufen, der Brand konnte schnell gelöscht werden. Verletzt wurde niemand.
Innenminister Strobl lobt unermüdlichen Einsatz
"Der lange Atem unserer Ermittlerinnen und Ermittler zahlt sich aus", erklärte Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU). Mit viel Akribie und unermüdlichem Engagement hätten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Strafverfolgungsbehörden zur Festnahme beigetragen.
"Wir stehen fest an der Seite unserer jüdischen Gemeinschaft und werden weiterhin alles daran setzen, um Antisemitismus entschlossen und unnachgiebig zu bekämpfen", teilte Strobl darüber hinaus mit. "Jüdinnen und Juden sollen sich hier sicher fühlen - nur dann werden wir unserer historischen Verantwortung gerecht."
Antisemitismusbeauftrager dankt Polizei
Auch Michael Blume, der Beauftragte der Landesregierung Baden-Württemberg gegen Antisemitismus, begrüßte die Festnahme. Da die Türkei auch radikale Antisemiten wie Attila Hildmann nicht ausliefere, hätte sich der mutmaßliche Attentäter auf die Ulmer Synagoge weiterhin dort verstecken können, teilte er dem SWR auf Anfrage am Montagabend mit. "Dass unsere Polizei die ganze Zeit hindurch wachsam blieb und auch sofort zugriff, bewerte ich als ein wichtiges Signal gegen Antisemitismus", sagte Blume.
Ulmer Rabbiner zufrieden mit Polizei
Der Ulmer Rabbiner Shneur Trebnik zeigte sich erleichtert über die Festnahme. "Wenn jemand heute einen Brandanschlag auf eine Synagoge verübt, kann das morgen auch andere Einrichtungen oder Menschen treffen", sagte er dem SWR. Die Polizei habe ihre Arbeit richtig gemacht, das habe die Festnahme des Verdächtigen gezeigt.
Die Tat damals hatte bei den Menschen in Ulm und bei zahlreichen Politikern im Land für Empörung gesorgt. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hatte die Attacke als "niederträchtig" verurteilt. Als Reaktion auf den Anschlag hatten sich auch zahlreiche Menschen, darunter Vertreter von Kirchen und Parteien, zu einer Mahnwache vor der Synagoge versammelt.
Resolution gegen Judenhass und Ausgrenzung im Landtag
Im baden-württembergischen Landtag verabschiedeten damals die Fraktionen von Grünen, CDU, SPD und FDP eine Resolution gegen Judenhass und Ausgrenzung. Der Antisemitismusbeauftrage Blume teilte dem SWR dazu am Montag mit, dass es dabei darum gehe, gemeinsam gegen Hass und Hetze einzustehen, dass kein jüdischer, christlicher, muslimischer, anders- oder nichtglaubender Mensch Angst um die Sicherheit haben müsse. Baden-Württemberg stehe zu seinen jüdischen Gemeinden nicht aus schlechtem Gewissen, sondern man habe begriffen, dass es eine gute Zukunft nur gebe, wenn alle sicher sein dürften, so Blume.