Der Batteriekonzern Varta in Ellwangen hat sich mit Banken und mit seinem Mehrheitsaktionär auf ein weitreichendes Umbaukonzept geeinigt. Das teilte das Unternehmen am Freitagabend mit.
Nach der jüngst erfolgten Kapitalerhöhung ist bei Varta ein nächster Schritt zur Sanierung getan. Der Batteriehersteller in Ellwangen hat sich laut Mitteilung mit Banken und mit seinem Mehrheitsaktionär auf einen weitreichenden Umbau geeinigt. Die Einigung steht noch unter Gremienvorbehalt der Banken. Das Konzept beinhalte eine Anpassung von Produktions- und Strukturkosten sowie gezielte Investitionen in Wachstumsfelder wie Energiewende und E-Mobilität, heißt es weiter. Außerdem hat sich Varta nach eigenen Angaben durch den Verkauf von Unternehmensanteilen rund 51 Millionen Euro frisches Geld besorgt.
Varta in Ellwangen weiter unter Sparzwang
Zum Sanierungsplan gehören auch Einsparungen beim Personal. Anfang der Woche hatte das Unternehmen bereits entsprechende Pläne angekündigt. Um wie viele Stellen es dabei geht, dazu hatte sich Unternehmenssprecher Christian Kucznierz nicht geäußert.
Seit Dezember Kurzarbeit bei Varta in Nördlingen
Seit Dezember sind bereits 500 Beschäftigte am Standort Nördlingen (Kreis Donau-Ries) in Kurzarbeit. Die IG Metall hatte die Sparpläne vergangene Woche so kommentiert: Es sei ein weiter Weg, bis tatsächlich Stellen abgebaut würden. Zuvor gebe es noch andere Instrumente, um beim Personal Kosten zu sparen. Kostensenkungen seien über die bereits eingeführte Kurzarbeit zu erreichen oder indem man befristete Verträge nicht verlängere.
Gründe für die Turbulenzen: Varta sieht Ursache in Ukraine-Krieg
Eigentlich müssten ja angesichts der Elektrifizierung von Fahrzeugen und angesichts des Bedarfs an Akkus goldene Zeiten für die Batterietechnik herrschen. Aber Varta führt die Folgen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine an: Energie und Rohstoffe seien extrem teuer.
Pläne für eine neue Batteriefabrik für Hochleistungsbatterien, die in Autos zum Einsatz kommen, hat Varta zunächst auf Eis gelegt. Dennoch beliefert das Unternehmen einen Autobauer mit Batterien. Dem Vernehmen nach soll es sich dabei um Porsche handeln.
Produktion von Knopfzellen ist weniger einträglich als gedacht
Auch die Nachfrage nach Knopfzellen für Kopfhörer sei stark gesunken. Varta wurde zwar Zulieferer für die "AirPods" von Apple. Zwischenzeitlich mischen aber viele Hersteller von Knopfzellen auf dem Markt mit - zu Lasten von Varta.
Dennoch bestehen nach Ansicht von Varta gute Chancen für die Sanierung: Mit neuem Geld wolle man neue Produkte auf den Markt bringen, darunter Energiespeichergeräte, hieß es vergangene Woche. Das sind Geräte, die Hausbesitzer brauchen, wenn sie den Strom ihrer Photovoltaikanlage speichern wollen.
Gute Zukunftsprognose
Auch der Batterieforschungsexperte Maximilian Fichtner vom Helmholtz-Institut Ulm sieht Varta auf einem guten Weg: Mit den richtigen Entscheidungen werde das Unternehmen wieder auf die Beine kommen, so seine Einschätzung. Varta sei innovativ und bringe die nötigen Kompetenzen für eine erfolgreiche Zukunft in der Batterieherstellung und der nachhaltigen Energiespeicherung mit.
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