In Geschäften wird immer häufiger geklaut - die Schäden gehen in die Milliarden. Ein Detektiv aus Ulm ist seit mehr als 20 Jahren im Einsatz, weiß, wer klaut und wie sich Läden besser schützen.
Bundesweit sind Einzelhändlern durch Diebstähle im vergangenen Jahr fast drei Milliarden Euro an Schäden entstanden. Das sind Zahlen vom Handelsverband Württemberg. Der Ulmer Detektiv R. Özcelik (Anm. d. Red.: Der Interviewpartner möchte nicht mit Vornamen genannt werden) ist seit 20 Jahren im Einsatz - und erzählt, wer klaut und was die Läden tun können.
Diebstahlpotenzial in der Ulmer Innenstadt
Für gewöhnlich ist R. Özcelik in den Geschäften seiner Auftraggeber unterwegs, überwacht dort die Geschäftsräume und hält Ausschau nach Dieben. Doch er berät auch Unternehmen für besseren Schutz. Und wenn der Detektiv durch die Ulmer Innenstadt geht, fallen ihm direkt Schwachstellen auf, bei denen Diebe leichtes Spiel haben könnten.
Außenaufsteller zum Beispiel - gespickt mit Hüten, Sonnenbrillen oder Schuhen. Hier gibt der potenzielle Täter vor, er würde einkaufen, "und sobald er sieht, dass er nicht beobachtet wird oder der Mitarbeiter nicht schnell zugreifen kann", haut er mit der Beute ab. Eine Sache von "wenigen Sekunden oder Minuten," so Özcelik.
Läden wehren sich
Dabei wappnet sich der Einzelhandel durchaus gegen die Diebe. Mal hängt ein kleines Vorhängeschloss am Aufsteller, so dass man die Ware nicht einfach nehmen kann. Mal sind Kleidungsstücke oder Taschen speziell gesichert, so dass zum Beispiel Tinte ausläuft, sobald die Sicherung unsachgemäß geöffnet wird.
Organisierte Banden passen sich an Diebstahlschutz an
Es gibt aber auch Maßnahmen, die nicht verraten werden. Denn besonders organisierte Banden passen sich immer wieder an. Vernünftiger Diebstahlschutz brauche Zeit, so Özcelik. Man müsse das jeweilige Geschäft untersuchen und analysieren, wo Fehlerquellen liegen. Das dauere aber "minimum ein Jahr", einige Geschäfte hätten hierfür jedoch keine Geduld, erzählt der Ladendetektiv.
Wer klaut? Von Banden bis zu armen Leuten
Bei der Suche nach Ladendieben setzt Özcelik auf seine Erfahrung - und davon hat er reichlich. Seit mehr als zwanzig Jahren ist er in Ulm Detektiv. Er analysiere das Verhalten potenzieller Täter, erkenne oft sofort, ob es sich bei den Dieben um Banden handelt. Es gebe aber auch Menschen, die stehlen, weil sie zum Beispiel durch die Inflation nur wenig Geld zur Verfügung haben.
Seine Erfahrung teilt er neuerdings auch in Schulungen für Einzelhändler, gemeinsam mit der IHK Ulm. Denn Martin Walke von der Kammer begründet den Anstieg der Ladendiebstähle auch damit, dass zu wenig ausgebildetes Personal in den Geschäften vorhanden ist. Eigentlich seien die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der beste Schutz.
Da während der Corona-Pandemie aber in vielen Läden kaum mehr Kunden waren, sei die Diebstahl-Problematik in den Hintergrund gerückt, so Walke. Die Seminare für Ladeninhaber und deren Personal sollen nun wieder mehr für dieses Thema sensibilisieren.
Kunden können im Kampf gegen Ladendiebstahl helfen
Um die steigenden Zahlen in den Griff zu bekommen, setzen sowohl Walke als auch Özcelik aber auch auf die Hilfe der Kundinnen und Kunden. An erster Stelle stehe dabei immer die eigene Sicherheit, vor allem, da die Aggressivität der Diebe durchaus zugenommen habe. Deshalb sei ein größerer Abstand wichtig, wenn man einen Ladendiebstahl beobachtet. Mindestens eine Arm- und Handlänge, rät Özcelik.
Oft helfe es aber schon "Präsenz zu zeigen", so der Ladendetektiv. Man solle der Person durch Körpersprache signalisieren "ich habe dich gesehen". Das könne dazu führen, dass die potenziellen Täter aufhören. Falls die Person flieht, hilft es, sich auffällige Merkmale wie Kleidung, Schmuck oder Tattoos zu merken, um sie später identifizieren zu können.
Generell sei es aber vor allem wichtig, schnell das Verkaufspersonal auf den Diebstahl aufmerksam zu machen und die Beobachtung zu schildern, ergänzt Walke. Das könne dann über die Überwachungskameras die Situationen gut beurteilen.
Schnelleres Verfahren soll kommen
Wird der Diebstahl nicht verhindert, hofft Walke, dass die Unternehmen zumindest jedes Mal eine Anzeige erstatten. Das ist zwar mittlerweile online schnell und einfach möglich, passiere aktuell aber trotzdem äußerst selten aufgrund der langen Bearbeitungszeiten und der geringen Erfolgschance. 90 Prozent der Fälle werden nicht angezeigt, schätzt Walke.
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Die Zahl der Ladendiebstähle hat stark zugenommen, der Handelsverband Nordbaden fordert ein härteres Vorgehen. Darüber hat er mit Landes-Justizministerin Gentges in Mannheim gesprochen.
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