Sie soll ein ökologisches Vorzeigeprojekt werden, doch dann läuft bei der Fußgängerbrücke in Ulm aus Flachsfasern und Bioharz so ziemlich alles schief. Doch jetzt soll sie kommen.
Ulm bekommt eine neue Fußgängerbrücke aus nachwachsenden Rohstoffen - mit einiger Verspätung. Der Bau war zäh wie das Bioharz, aus dem sie unter anderem besteht. Doch in den nächsten Wochen soll sie angeliefert werden und in Zukunft über das Flüsschen Kleine Blau in der Innenstadt führen. In den vergangenen Monaten hat sie immer wieder für Diskussionen gesorgt.
Mögliches Ende im Drama rund um "Ökobrücke"
Knapp acht Meter soll die "Ökobrücke", wie sie von einigen in Ulm genannt wird, lang werden und ein innovatives Bauprojekt sein: Statt aus Stahl und Beton besteht sie aus Flachsfasern und Bioharz und ist theoretisch später recycelbar. Ihr Bau wurde mehrfach verschoben - jetzt ist ein Ende in Sicht.
Aktuell werde die Brücke bei einem Hersteller in den Niederlanden gebaut, heißt es aus dem Büro des Baubürgermeisters Tim von Winning (parteilos). Bis Mitte September soll sie fertig sein und alle Belastungstests bestanden haben.
Es ist bereits der zweite Anlauf des niederländischen Unternehmens: Im vergangenen Jahr hatte es einen fehlerhaften Brückenkörper hergestellt. Damals hielt der Prototyp bei Materialtests nicht Stand - das kostete die Stadt Ulm rund 375.000 Euro. Zuvor hatte der ursprünglich beauftragte Hersteller Insolvenz angemeldet.
Neuartige Brücke soll rund 880.000 Euro kosten
Inzwischen sind die Kosten für die "Ökobrücke" auf rund 880.000 Euro gestiegen. Ein weiterer Kostentreiber: der neue Unterbau für die Brücke. Dass auch die Basis erneuert werden muss, sei erst nach dem Abriss der alten Brücke im vergangenen Sommer aufgefallen, so die Stadt.
Die hält weiterhin an ihrer Brücke fest und greift tiefer in die Tasche. Man sehe es als Beitrag zu einer zukunftsweisenden Innovation, teilt der Referent des Baubürgermeisters dem SWR mit. Durch den Einsatz natürlicher Materialien soll die Nachhaltigkeit des Bauwerks verbessert werden, heißt es weiter.
Entwickelt wurde die neue Bauweise im Rahmen eines Forschungsprojekts unter der Federführung der Technischen Universität Eindhoven. Als eine von insgesamt drei nachhaltigen Brücken wird die Ulmer "Smart Circular Bridge" mit 150.000 Euro von der EU gefördert. Die erste Brücke dieser Art wurde bereits 2022 im niederländischen Almere eröffnet.
Noch kein Termin für Einbau der Brücke
Noch ist allerdings unklar, wann die Fußgängerbrücke aus nachhaltigem Material endlich montiert wird. Für den Schwertransport der Brücke des niederländischen Herstellers nach Ulm fehlt bislang die Genehmigung, so die Stadt. Sie werde aber "in Kürze" erwartet. Ist die "Ökobrücke" erstmal in Ulm angekommen, werden noch einige Arbeiten anfallen, die mehrere Wochen in Anspruch nehmen dürften.
Im Juni 2023 wurde die kleine Brücke hinüber zur Blauinsel abgerissen. Der Steg aus den Fünfzigerjahren war in die Jahre gekommen. Die neue Version soll künftig übrigens von Sensoren überwacht werden. So sollen neue Erkenntnisse über den Einsatz der neuartigen Materialien gesammelt werden.