E-Mails verschicken und Videokonferenzen starten – für die Seniorinnen und Senioren der PC-Gruppe Gerstetten ist das kein Problem. Gemeinsam durchblicken, wo man allein verzweifelt wäre.
Die Senioren PC-Gruppe in Gerstetten (Kreis Heidenheim) nimmt die Herausforderung an und stellt sich dem digitalen Wandel. Wer Hilfe braucht bei der Nutzung von Handy, Internet und Computer, findet sie in den Räumlichkeiten des Bahnhotels.
Internet und Computer: Auch als Uroma nicht zu alt
Uta Voss macht es inzwischen großen Spaß, mit dem Finger über den Bildschirm ihres Smartphones zu wischen und sich die Bilder und Videos ihrer drei Urenkel anzuschauen. Das war nicht immer so: "Ich hatte immer großen Respekt vor der Technik. Ich dachte, ich bin als Uroma viel zu alt dafür", gibt die 83-Jährige zu.
Der Anstoß zum Umdenkem kam während der Coronapandemie . "Ich konnte meine Urenkel in Hamburg nicht besuchen und die Entwicklung der Kinder nicht mehr miterleben", sagt Uta Voss. Sie hat dann von der PC-Gruppe im Gemeindeblatt gelesen und ging kurzerhand hin, um sich Hilfe zu holen. Die Gruppe stand ihr sofort geduldig mit Rat und Tat zur Seite.
Zugang zu digitalen Medien auch für ältere Menschen
Ältere Menschen sollen nicht abgehängt werden. Das ist den Initiatoren der Gruppe wichtig. Rosmarie und Horst Helbich vom Ortsseniorenrat haben die Initiative vor zwölf Jahren ins Leben gerufen. "Auch Seniorinnen und Senioren sollen Zugang zu digitalen Medien und Techniken haben", betont Rosmarie Helbich.
In der PC-Gruppe arbeiten alle auf Augenhöhe zusammen und unterstützen sich gegenseitig. Es gibt Experten für Excel-Tabellen, für digitale Fotoalben und welche, die sich rund ums Smartphone bestens auskennen. Ein älteres Ehepaar hat zu Weihnachten ein Tablet von den Kindern bekommen. Beide sind älter als 80 Jahre und mit dem Gerät sichtlich überfordert. Wo schaltet man es an? Was kann es alles?
Fritz Weichsel hilft weiter. Er erklärt dem Paar, wie das Tablet gestartet wird und wie ein Touchscreen funktioniert. Am Ende der Stunde gibt es dann sogar das erste Foto.
Helferin der PC-Gruppe: "Es gibt keine blöden Fragen"
Das Prinzip ist einfach: Jeder hilft da weiter, wo er sich auskennt. Kommen darf jeder, egal mit welcher Frage, sagt Gertrud Kehrer. Sie ist von Anfang an dabei. "Es gibt keine blöden Fragen, nur manchmal blöde Antworten der Helfer", scherzt Kehrer.
Es seien auch alle herzlich willkommen, die auf einem Gebiet Experte sind und Freude daran haben, älteren Meschen ihr Wissen zu vermitteln. "Zusammen wissen wir eine Menge", sagt Ralf Bootz, der sich viel selbst beigebracht hat und jetzt sein Wissen gerne teilt.
Auch Uta Voss nimmt regelmäßig an den Treffen teil. Vor zwei Jahren hatte sie weder Laptop noch Smartphone. Jetzt zieht sie ihr Handy aus der Tasche und zeigt ein Video mit den ersten Laufversuchen ihrer jüngsten Urenkelin. "Ich lebe jetzt erst richtig", sagt die 83-Jährige. "Ich bekomme alles hautnah mit und die Kleinkinderzeit ist so schnell vorbei."
PC-Gruppe trifft sich einmal wöchentlich
Die PC-Gruppe Gerstetten trifft sich immer montags von 15 bis 17 Uhr in den Räumlichkeiten der Volkshochschule im Bahnhotel. Um teilnehmen zu dürfen, muss man nicht Mitglied werden.
Die Initiative finanziert sich hauptsächlich durch Spenden. Davon werde unter anderem das Internet bezahlt, sagt Rosmarie Helbich, die Vorsitzende des Kreisseniorenrats Heidenheim. Denn ohne Internet kann die Gruppe nicht arbeiten.