In Freibädern wird der Ton rauer: Rangeleien unter Jugendlichen nehmen zu. Fühlen sich die Badegäste noch sicher? Und wie reagieren die Verantwortlichen in Ulm, Heidenheim und Aalen?
Igor Dimitrijoski spricht Klartext: "Der Umgangston ist rauer geworden", fasst der Pressesprecher der Stadtwerke Aalen die Entwicklung im Spieselbad in den letzten Jahren zusammen. Einzelne Gruppen halten sich nicht an die Gepflogenheiten, beklagt Dimitrijoski im Gespräch mit dem SWR. Immer häufiger müsse das Bäderpersonal eingreifen. Eine Situation, die man bisher so nicht gekannt habe.
Bedrohungslage im Wasseralfinger Spieselbad
Bisheriger Höhepunkt der unguten Entwicklung ist ein Polizeieinsatz am 18. Juni. Die Polizei rückt mit einem Großaufgebot - etwa 15 Beamtinnen und Beamten - zum Spieselbad in den Aalener Stadtteil Wasseralfingen aus. Badegäste hatten sie wegen einer angeblichen Rangelei mit einem Messer alarmiert. Das Messer tauchte letzten Endes nicht auf, laut Polizeipräsidium Aalen hatte ein 13-Jähriger einen 12-Jährigen mehrfach geschlagen, unter Wasser gedrückt und ihm den Einsatz des Messers lediglich angedroht.
Unbeschadet davon seien manche Badegäste wegen der zunehmenden Rangeleien im Spieselbad ins kleinere Freibad in Aalen-Unterrombach abgewandert, schreibt eine Aalener Lokalzeitung. Eine Zufallsumfrage zeigt dagegen: Viele fühlen sich im Spieselbad nach wie vor sicher. "Ich hab kein schlechtes Gefühl, wenn ich ins Freibad gehe", sagt eine junge Frau. Ein Ehepaar im mittleren Alter ist diese Saison schon mehrmals im Bad gewesen. "Wir sind nie angepöbelt worden oder haben gesehen, dass irgendwas passiert ist", sagen sie.
Polizei registriert keine Häufung von Gewaltdelikten im Spieselbad Aalen
Auch die Polizei stellt keine auffällige Zunahme von Gewaltdelikten im Spieselbad fest. "Alles im Rahmen", heißt es vom Präsidium Aalen auf SWR-Anfrage.
Auch im Waldbad im benachbarten Heidenheim musste die Polizei bisher kaum einschreiten. Unterhalb des Polizeiradars hat sich aber auch hier einiges verändert in den letzten Jahren, weiß der Pressesprecher der Stadtverwaltung, Stefan Bentele. "Größere Streitereien haben wir bislang nicht verzeichnet. Aber man kann schon sagen, dass der Respekt gegenüber meinen Kolleginnen und Kollegen abgenommen hat."
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Sicherheitsdienst im Waldbad Heidenheim an besucherstarken Tagen
Seit ein paar Jahren setzt die Stadt Heidenheim deshalb an besucherstarken Tagen einen Sicherheitsdienst im Waldbad ein. 15.000 Euro lässt sie sich das pro Jahr kosten. Sie entlasten das Badepersonal, damit sich das auf die Überwachung der Schwimmbecken konzentrieren kann.
Ähnlich im Donaubad der Städte Ulm und Neu-Ulm: Hier setzt die Badeleitung an stark frequentierten Tagen auf ein dreistufiges Modell. Einerseits wird das eigene Aufsichtspersonal erhöht, andererseits kommt Verstärkung vom DLRG, und schließlich ebenfalls von einem Sicherheitsdienst, wie in Heidenheim. Allein dessen Präsenz genüge in der Regel, dass es zu keinen strittigen Situationen komme und erst recht zu keiner Eskalation, teilt Marketingleiter Martin Paul dem SWR mit.
Aalen setzt aufs eigene Personal
Dagegen vertrauen die Stadtwerke Aalen in Sicherheitsfragen auf das eigene Aufsichtspersonal. Das könne mit Pöblern und Streithähnen umgehen, weiß Pressesprecher Igor Dimitrijoski. Die Schwimmmeisterinnen und -meister hätten alle ein Deeskalationstraining absolviert und im Fall des Falles auch einige Reaktionsmöglichkeiten: Vom guten Zureden bis zum umgehenden Rausschmiss samt Hausverbot sei alles möglich. Allein die Androhung zieht meistens schon, so Dimitrijoskis Erfahrung. Schließlich seien sie ja ins Bad gekommen, um den Tag dort zu verbringen.
Das Ulmer Donaubad hat ein Stufensystem an Sanktionierungsmaßnahmen entwickelt: Einer Verwarnung als erster Stufe folgt ein Hausverbot, je nach Vorkommnis von einem Tag, einer Woche, einem Monat oder den Rest der Saison. Und bei schweren Fällen auch dauerhaft. Marketingleiter Martin Paul zufolge sind die Erfahrungen durchweg positiv: Im Donaubad habe es bisher keine größeren Auseinandersetzungen gegeben.
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