500 Menschen haben am Mittwoch in Schwäbisch Gmünd gegen den Weggang des Spielzeugherstellers Schleich protestiert. Das Traditionsunternehmen will seinen Hauptsitz nach München verlegen.
In Schwäbisch Gmünd im Ostalbkreis sind am Mittwochabend hunderte Menschen auf dem Marktplatz zusammengekommen, um ein Zeichen gegen den Wegzug von Schleich aus dem Stadtteil Herlikofen zu setzen. Der Hersteller von Spielfiguren hatte Ende Mai angekündigt, dass er nach München umziehen wird.
Unverständnis bei den Bürgern in Schwäbisch Gmünd
Seit 90 Jahren hat der Hersteller von Spielfiguren seinen Stammsitz im Gmünder Stadtteil Herlikofen. Gut 240 Mitarbeitende sind von der Verlegung betroffen. Den Mitarbeitenden will Schleich anbieten, nach München oder auch an einen neuen Standort in Prag zu wechseln. Für die Menschen in Schwäbisch Gmünd ist das nicht nachvollziehbar.
"Es ist eigentlich eine Frechheit, so mit den Mitarbeitern umzugehen", sagt einer der Protestierenden, Jens Beißwanger. "Das ist wie eine Kündigung." Die Gmünder Beschäftigten seien in der Region verwurzelt, könnten sich die teureren Lebenserhaltungskosten in München nicht leisten. Auch eine Schleich-Beschäftigte ist unter den Demonstrierenden. Sophie Syksch sagt: "Es ist supertraurig, wenn einem von heute auf morgen der Boden unter den Füßen weggerissen wird. Ich habe bei Schleich nicht nur ein Superteam gefunden, sondern auch Freunde."
Oberbürgermeister rief zum Protest auf dem Marktplatz auf
Das Motto des Protestes lautete: "Besser schwäbisch und patent, als Schicki Micki und nicht mehr existent". Dazu aufgerufen hatte Gmünds Oberbürgermeister Richard Arnold (CDU). Die Stadt habe ein Zeichen setzen wollen: "Wir verstehen nicht, warum diese Firma ins Schickimicki-Milieu nach München umziehen soll", sagte Arnold dem SWR.
Landrat Bläse schreibt an Schleich
Auch der Landrat des Ostalbkreises, Joachim Bläse (CDU), setzt sich für den Verbleib von Schleich in Schwäbisch Gmünd ein. Einem Wirtschaftsunternehmen stünden solche Entschlüsse natürlich frei, schreibt Bläse in einer Pressemitteilung. Die Begründungen des Spielzeugherstellers könne er jedoch nicht nachvollziehen. Als Grund für die Standortverlegung gebe das Unternehmen "Vertriebswege, Produktion, Märkte und die Nähe zu Universitäten und Hochschulen" an. "Diese Gründe wären eher ein Grund gewesen, im Ostalbkreis zu bleiben und Abteilungen in den Ostalbkreis beziehungsweise nach Schwäbisch Gmünd zurückzuholen."
Der Ostalbkreis habe exzellente Vertriebswege und eine sehr gute Markterschließung. Durch die Hochschulen im Kreis oder das Forschungsinstitut Edelmetalle und Metallchemie habe die Schleich GmbH jederzeit Zugang zu Forschungseinrichtungen. "Ich bitte Sie daher um ein Gespräch, in dem wir gemeinsam erörtern, was der Ostalbkreis tun kann, um den Standort Schwäbisch Gmünd-Herlikofen zu erhalten", so Landrat Bläse.
Neues Management will Schleich umkrempeln
Das Unternehmen hat mit dem Belgier Stefan De Loecker seit Jahresbeginn einen neuen Chef, der Schleich jetzt umbaut. Mit dem Umbau will das neue Management nach eigenen Angaben Kernkompetenzen stärken, Funktionen bündeln und die Zusammenarbeit verbessern.
Hoffnung auf Erhalt von Schleich bleibt
Vom Engagement der Stadt sind die Gmünderinnen und Gmünder, die zur Protestveranstaltung gekommen sind, begeistert. Sie hoffen weiterhin darauf, dass Verhandlungen mit dem Unternehmen zu einem Erhalt von Schleich in Schwäbisch Gmünd führen.
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