Das Ulmer Münster bekommt derzeit einen kleinen Bruder aus Sand: Ein deutsch-portugiesisches Sandkünstler-Duo baut den höchsten Kirchturm der Welt nach - und dazu die Ulmer Skyline.
Ganz schön winzig wirkt dieses Ulmer Münster. Direkt neben der echten Kirche erschaffen zwei Künstler eine Miniaturversion des mächtigen Gebäudes. Und zwar aus Sand. Über zwei Meter hoch soll die Sandskulptur werden. Daneben entstehen noch andere markante Gebäude der Stadt, wie der Metzgerturm.
Sandskulptur ist Millimeterarbeit
Immer wieder legt Jan Zelinka, der Badeschlappen trägt, die Wasserwaage an. Dann schabt er nochmals einige Millimeter Sandschicht ab, glättet die Oberfläche mit einem Spachtel, bis die Wände des Münsterturms ganz im Lot sind. In der linken Hand hat er das Werkzeug, in der rechten eine Zigarette.
Schon am Freitag hat er zusammen mit seinem Kollegen Benno Lindel damit begonnen, die Ulmer Skyline samt Münster aus dem Sand zu schneiden. Dazu pressen sie den Sand zu einem Block und schaben ihn dann in Form.
Ulmer Skyline ist das Motiv der Sandskulptur
Über 25 Tonnen Sand sind für das Projekt südlich vom Münster aufgeschüttet worden. Mit filigranen Werkzeugen und Wasserwage modellieren die beiden Künstler das detailreiche Abbild. Die kleinen Details seien "ja das Interessante daran, wenn die Leute überall etwas entdecken können", sagt Lindel.
Am Motiv der Sandkultur gibt es tatsächlich einiges zu entdecken. Die Ulmer Stadtmauer mit der typischen Häuserreihe, der schiefe Metzgerturm und ein Abbild des Flugpioniers Albrecht Berblinger, genannt Schneider von Ulm. Auch er ist Teil des Kunstwerks.
Erste Sandskulptur war Brandenburger Tor
Lindels allererste Sandskulptur war damals das Brandenburger Tor, vor 25 Jahren. Danach sei er "darauf hängengeblieben". Er gründete ein Sandkunst-Unternehmen und arbeitete mit Künstlern aus aller Welt zusammen, organisiert rund 15 Sandprojekte jährlich. Im letzten Jahr auch in Heidenheim. Sandkünstler - dafür braucht man keine Ausbildung. Das sei "learning by doing". Aber nicht jeder, der als Kind im Sandkasten gespielt hat, hat automatisch das Zeug zum Profi. Dazu gehöre vor allem gutes, perspektivisches Denken, sehr viel Geduld und ein ruhiges Händchen.
Sand sei von Haus aus sehr fragil und "wenn die Statik nicht ganz stimmt kann es schnell zu einem Zusammenbruch kommen", sagt Lindel. Deshalb ist auch das Ulmer Münster eine Herausforderung für das Künstler-Duo. "Vor allem der Turm ist natürlich sehr hoch." Die Proportionen einzuhalten, das sei die Schwierigkeit.
Regen kann dem Kunstwerk nichts anhaben
Angst vor der Witterung haben die Profis nicht. Regen und sogar Hagel halte das Kunstwerk problemlos aus. Nur Vandalismus könne für den Mini-Münsterturm und die anderen Gebäude eine Gefahr werden.
Am Donnerstag wollen die Künstler die Skulptur fertigstellen. Bis zum 3. September bleibt das Kunstwerk stehen und macht dann vielleicht sogar seinem Nachbarn, dem echten Münster, Konkurrenz.