Walter Feucht ist Ulmer Unternehmer und Kulturveranstalter. Nach der Aufführung der Donau Symphonie mit den Wiener Philharmonikern plant er ein Musical über Albert Einstein.
74 Jahre alt, Backmittelfabrikant, Musikproduzent, Kulturveranstalter und Vorsitzender des zweitgrößten Ulmer Sportvereins, der TSG Söflingen, mit mehr als 5.000 Mitgliedern. Viele würden sagen: In Ulm ist Walter Feucht bekannt wie ein bunter Hund. Nach der Premiere der Donau Symphonie im vergangenen Herbst in Wien, bringt er das Stück im kommenden Jahr nach Ulm. Damit nicht genug: Mit einem Musical über den Physiker Albert Einstein will Walter Feucht einen neuen Coup landen.
SWR Aktuell: Eines Ihrer großen Projekte ist aktuell ein Albert Einstein Musical, das Sie angestoßen oder auch in Auftrag gegeben haben. Wie weit ist das Musical jetzt?
Walter Feucht: Alle Verträge sind unterschrieben. Die Autoren und Komponisten arbeiten daran. Die Premiere soll am 1. März 2025 in Sankt Gallen sein. Sankt Gallen deshalb, weil das Theater Sankt Gallen - und Sankt Gallen überhaupt - in der Musicalszene einfach einen guten Ruf für Uraufführungen hat.
SWR Aktuell: Aber schmerzt es nicht ein bisschen, dass die Uraufführung nicht in Ulm sein wird, in der Geburtsstadt Einsteins?
Feucht: Ja, klar. Aber wissen Sie, dieses Einstein Musical kostet in der Produktion ganz, ganz, ganz viel Geld. Das ist keine Schmalspur-Geschichte. Da gibt es ein Konsortium, das man gegründet hat. Es ist einfach so, dass in der Schweiz kurioserweise Gelder leichter zu generieren sind als hier. Wir reden schon über Beträge, die in den siebenstelligen Bereich gehen. Das ist in Ulm nicht so einfach zu generieren. Wobei ja Einstein auch sehr lange in Bern gearbeitet hat und es zwischen Sankt Gallen und Ulm ja eine enge geschichtliche Verbindung gibt.
SWR Aktuell: Wird das ein richtig großes Musical? Wie darf man sich das vorstellen?
Feucht: Ja, ich hab gesagt, als mir die Idee kam: Das muss ein Rock-Musical sein. Im übertragenen Sinne war Einstein eigentlich ein Rocker. Auch in seiner ganzen Persönlichkeit, in seinen ganzen Widersprüchen. Das konnte ich einigen Autoren und vor allem dem Komponisten Frank Wildhorn klarmachen. Die finden das auch gut. Also werden wir ein Rock-Musical machen, klar.
SWR Aktuell: Wie sind Sie denn auf die Idee gekommen? Warum braucht es ein Albert Einstein Musical?
Feucht: Die Freundschaft zwischen Frank Wildhorn und mir ist ja bekannt. Wir beide haben so eine Affinität zu historischen Personen, Leuten, Dingen. Und es war tatsächlich wieder so, dass wir an der Donau entlang schlenderten und ich zu ihm sagte: 'Mensch, Frank. Einstein ist das Gehirn des 20. Jahrhunderts.'
Der Kerl, sag ich jetzt mal salopp, in seiner Persönlichkeit, in seinen Widersprüchen. Man muss ja wissen: Natürlich war er ein genialer Wissenschaftler, aber er war auch ein Womanizer. Er hat lockere Sprüche gehabt, war ein "Non-Conformist". Er konnte, was Frauen betrifft, auch ein echter Sauhund sein. Er hat Frauen eigentlich nie ernst genommen. Auf der anderen Seite hat er sie wieder ganz toll behandeln können. Er hat zum Beispiel wunderbare Liebesbriefe geschrieben, was wenige Leute wissen. Und man sagt, dass eigentlich keine gut aussehende Studentin vor ihm sicher war. Insofern ist es natürlich eine Persönlichkeit, die für so ein Stück unglaublich viel hergeben kann.
SWR Aktuell: Ein klassisches Werk stammt ja auch von Ihnen, die Donau Symphonie. Komponiert von Frank Wildhorn. Vor anderthalb Jahren war die Weltpremiere in Wien, wann wird die Donau Symphonie in Ulm aufgeführt?
Feucht: In Wien waren einige prominente Ulmer im goldenen Saal mit dabei. Da hieß es natürlich sofort, die Donau Symphonie muss nach Ulm. Und sie muss natürlich mit den Wiener Symphonikrn nach Ulm. Das ist ein bisschen die Quadratur des Kreises. Wir haben aber eine gute Verbindung aufbauen können zu einem der besten Orchestern der Welt - das sind sie ja, die Wiener Symphoniker. Wir haben einfach darüber gesprochen und jetzt wird die Donau Symphonie am 14. Juli 2024 Open Air am Münsterplatz aufgeführt.
SWR Aktuell: Das wird wahrscheinlich ein großes kulturelles Event?
Feucht: Ja, ich muss sagen, auch in aller Bescheidenheit: Die waren noch nie hier. Dieses Orchester ist eine Sensation. Ich freue mich tierisch, dass es klappt. Das einzig große Risiko, welches wir haben, ist das Wetter. Aber wir haben keine adäquate Halle hier. Nein, das muss Open Air sein und die Symphoniker finden es natürlich schon auch gut, vor dem Ulmer Münster aufzutreten. Das ist - wie sag ich es im Rocker-Chargon - eine geile Location. Wir freuen uns unglaublich.
SWR Aktuell: Auch mit 74 Jahren scheint der Ruhestand nichts für Sie zu sein? Haben Sie gerne viele Aufgaben, viele Projekte, viele Ideen?
Feucht: Ja, ich denke, wer rastet, der rostet. Manchmal denke ich auch, Mensch, du bist langsam schon ein alter Sack, so mit 74. Ich fühle mich aber auch nicht so. Das ist jetzt nicht "Fishing for Compliments", es ist tatsächlich so. Wenn du so im Rennen bist, auch mit vielen jungen Leuten, auch mit Sportlern, Sie erwähnten die TSG - da bleibst du jung. Da macht es Spaß, da bist du mitten im Leben drin. Ich denke, das ist schon ein Elixier, das jung hält.