Die Heizkosten in Schwäbisch Gmünd-Bettringen sind auf mehr als das Doppelte gestiegen. Eine Interessengemeinschaft fordert eine Prüfung. Der Eigenbetrieb Fernwärme verweist auf hohe Gaspreise.
Den Heizkörper aufdrehen ist in Bettringen, einem Stadtteil von Schwäbisch Gmünd (Ostalbkreis), richtig teuer geworden. Der Preis für die Fernwärme hat sich von 2023 auf 2024 mehr als verdoppelt. Eine Interessengemeinschaft setzt sich nun für die betroffenen Bürgerinnen und Bürger ein - und stellt Forderungen. Die Stadtwerke Schwäbisch Gmünd haben dazu Stellung genommen.
Großer Andrang bei Infoveranstaltung in Bettringen
Der Andrang bei einer ersten Infoveranstaltung in Bettringen war groß. "Die Leute haben Angst", so Christoph Mayer von der Interessengemeinschaft. Angst davor, dass die Preise weiter steigen und auch lange nicht mehr sinken werden. Angst, die Heizkosten nicht mehr bezahlen zu können. Im Gebiet des Eigenbetriebs "Fernwärme II Bettringen Nordwest" leben etwa 3.000 Menschen. Es ist in den 1970-er Jahren entstanden. Viele der Bewohnerinnen und Bewohner sind alt und beziehen Rente. Für sie sei die Preisexplosion schwer zu schultern.
Die Stadtwerke Schwäbisch Gmünd bestätigen, dass der Preis bei der Fernwärme deutlich gestiegen ist. 2023 hatte die Kilowattstunde noch 11,2 Cent gekostet, 2024 sprang sie auf mehr als das Doppelte: 24,2 Cent pro Kilowattstunde. Im Vergleich zu 2020, als die Kilowattstunde noch 7,99 Cent kostete, hat sich der Preis sogar verdreifacht.
Hilfe für Fernwärmekunden
Wie kann es jetzt weitergehen? Die Interessengemeinschaft in Bettringen fordert eine Soforthilfe. Die Fernwärme selbst erklärt, sie habe schon Vorsorge getroffen, weil klar war, dass der Preissprung manche Kundinnen und Kunden in Bedrängnis bringen kann. Deshalb habe man bereits beim Versand der Abrechnungen Anfang des Jahres einen Mahnstopp verhängt und angeboten, das Kundinnen und Kunden einen geringeren Abschlag zahlen. Es werde immer versucht, eine Lösung mit den Kunden zu finden. Man sei außerdem im Austausch mit der Stadtverwaltung, bei der es für extreme Fälle einen Hilfsfond gebe.
Stadtwerke weisen Vorwürfe zurück
Die Interessengemeinschaft sagt, dass es mehrere Ursachen für den Preisanstieg gebe und kritisiert die Stadtwerke in mehreren Punkten. Einer der Punkte: Das Gas sei häufig teurer eingekauft worden als nötig.
Diesen Vorwurf weisen die Stadtwerke klar zurück. Sie bestätigen zwar, dass der Anstieg von 2023 auf 2024 untypisch war. Doch bis dahin seien die Preise recht günstig gewesen. Der Kostensprung sei auf hohe Einkaufspreise zurückzuführen. So schlage sich in der Abrechnung von 2024 der Einkaufspreis von 2022 nieder. In dem Jahr begann der Angriff Russlands auf die Ukraine, was die Preise in die Höhe schnellen ließ. Auch jetzt sei Gas noch deutlich teurer als vor dem Krieg.
Interessengemeinschaft fordert unabhängige Prüfung
Die Interessengemeinschaft fordert eine unabhängige Prüfung der Preisgestaltung bei der Fernwärme. Die Stadt prüfe zwar den Jahresabschluss auf Richtigkeit, aber nicht darauf, ob im Sinne der Kunden gehandelt wurde. Das sieht Oberbürgermeister Richard Arnold (CDU) anders. Er sagte der "Gmünder Tagespost", der Eigenbetrieb werde ausreichend geprüft. Wenn etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen wäre, hätte das Rechnungsprüfungsamt Alarm geschlagen.
Auch die Stadtwerke verweisen darauf, dass sie die Werkleitung der Fernwärme nach besten Wissen und Gewissen führe und dies in den vergangenen 50 Jahren auch immer hervorragend funktioniert habe. Seit 2022 bestünde Kontakt zur Interessengemeinschaft. Schon im September 2023 habe man die sich abzeichnende Kostensteigerung besprochen. Mit der Erhöhung vergangenen Mai seien die Emotionen dann hochgekocht. Seitdem habe man viele Gespräche geführt, um die Hintergründe zu erklären und um niemanden mit seinen Problemen allein zu lassen.
Hohe Investition oder andere Lösung
Abgesehen von der Preiserhöhung droht aus Sicht der Interessengemeinschaft noch ein weiteres Problem: die Kosten in der Zukunft. Das Blockheizkraftwerk muss erneuert, die Leitungen müssen modernisiert werden: 16 Millionen Euro, die ebenfalls auf die Kundinnen und Kunden umgelegt würden. Dies bestätigen auch die Stadtwerke. Allerdings gebe es auch andere Lösungen. Dies berichten sowohl die Stadtwerke als auch die Interessengemeinschaft.
Anschluss an ein neues Fernwärmenetz?
In Bettringen Ost wird ein neues Fernwärmenetz gebaut. Eine Möglichkeit ist aus Sicht der Interessengemeinschaft, sich dort anzuschließen. Neue Leitungen würden gefördert, was günstiger sei, als ein altes Netz zu modernisieren. Auch die Stadtwerke plädieren für so ein neues, großes Wärmenetz. Nach ersten Berechnungen brächte ein Zusammenschluss niedrigere Preise - wenn genügend Bürgerinnen und Bürger mitmachten.
Eine andere Möglichkeit: Die Haushalte können, anders als heute, ihre Heizart selbst wählen. Kosten für eine andere Heizung müssten die Haushalte dann aber selbst tragen.
Abfrage und Informationsverstaltungen zur Fernwärme
Die Stadtwerke wollen nun in einer Abfrage in den kommenden Wochen ermitteln, wie die Bürgerinnen und Bürger künftig heizen möchten. Stadt und Stadtwerke veranstalten am 29. Oktober, um 18:30 Uhr, im Festsaal des Kulturzentrums Prediger eine Informationsveranstaltung zur Fernwärmeversorgung Bettringen Nord-West.
Auch die Interessengemeinschaft in Bettringen plant aufgrund des großen Andrangs eine weitere Informationsveranstaltung, und zwar am 5. November, um 18 Uhr, in der Kantine der Firma Menrad. Auch der Ortschaftsrat werde dabei sein, heißt es - wie auch die Stadtspitze und die Stadtwerke.