In der katholischen Kirche in Illerkirchberg (Alb-Donau-Kreis) haben am Dienstagabend hunderte Trauernde der getöteten 14-Jährigen gedacht. Der kleine Ort ist tief erschüttert.
Seit Montag ist der beschauliche Ort Illerkirchberg im Alb-Donau-Kreis im Ausnahmezustand. In der katholischen Kirche im Ortsteil Oberkirchberg haben sich am Dienstagabend Trauernde versammelt, um der getöteten 14-jährigen Schülerin zu gedenken. Das türkischstämmige Mädchen war am Montag von einem Mann mit einem Messer angegriffen worden und später im Krankenhaus gestorben. Ihre 13-jährige Freundin wurde ebenfalls angegriffen und schwer verletzt.
Zu der ökumenischen Trauerandacht waren Schülerinnen und Schüler sowie die Familie des Mädchens gekommen. Auch viele Mitglieder der alevitischen Gemeinschaft waren unter den Trauernden. Sie brachten ihren Schmerz mit Texten der Trauer zum Ausdruck, die vorgetragen wurden: "Sie wird in unseren Herzen weiter leben. Wir stehen in tiefer Trauer und sind geschockt. Wir sind gegen jegliche Gewalt. Wir wollen jetzt überall unschuldigen Menschen auf der Erde beistehen", so Ali Taśbaś, ein Geistlicher (Dede) bei der Alevitischen Gemeinde Ulm.
Manchmal würden Worte nicht ausreichen, um den Schmerz des Verlusts begreifbar zu machen, so Sirin Eral-Ok vom Vorstand der Alevitischen Gemeinde Ulm. "Trauer tut weh. Sie kennt keine Zeit, keine Grenzen, keine Gesetzmäßigkeit. Sie ist allgegenwärtig. Sie macht klein, wehrlos und hilfsbedürftig".
Nicht alle Trauernden hatten in der Kirche Platz. Vor allem die Frage: "Mein Gott warum?", die Pfarrer Andreas Wündisch stellte, beschäftigte viele.
Die Menschen seien dazu eingeladen worden, so lange zu bleiben, wie sie wollten, so der Pfarrer. Die Kirche sollte Raum für gemeinsames Trauern sein, um Gefühle zu spüren und zuzulassen.
Trost durch Zusammenhalt
Nach der Andacht lagen sich Besucher weinend in den Armen. Einige gingen danach zum Tatort und legten Blumen und Lichter nieder, aber auch persönliche Botschaften an das getötete Mädchen. Verschiedene Internetgruppen hatten zu einer Mahnwache auf einem Supermarktparkplatz parallel zur Gedenkfeier aufgerufen. Zu dieser kamen rund 30 Querdenker, Rechte und Hooligans. Sie verließen die Mahnwache recht schnell und mischten sich unter die Trauernden am Tatort.
Polizei bei Andacht in Illerkirchberg vor Ort
Die Polizei meldete keine Vorfälle, sie war mit mehreren Streifen- und Mannschaftswagen vor Ort. Auch in den nächsten Tagen werde die Polizei stark in Illerkirchberg vertreten sein, so ein Sprecher.
Am Dienstagmittag hatte sich auch Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) in Illerkirchberg in ein Kondolenzbuch im Rathaus eingetragen und den Betroffenen seine Anteilnahme und sein Mitgefühl ausgesprochen. Auch der türkische Botschafter Ahmet Başar Şen war vor Ort. Das getötete Mädchen und seine Eltern sind in Deutschland geboren. Die Eltern haben einen türkischen Pass.
Derweil wird im Fall weiter ermittelt. Ein tatverdächtiger 27-jähriger Mann, gegen den Haftbefehl wegen Mordes und versuchten Mordes erlassen wurde, schweigt bisher. Er befindet sich verletzt in einem Gefängniskrankenhaus. Die getötete Schülerin soll noch am Mittwoch beigesetzt werden.