Der Ellwanger Batteriehersteller VARTA will sich mit einem radikalen Schuldenschnitt retten. Die Folgen für die Aktionärinnen und Aktionäre wären allerdings dramatisch.
Der schwäbische Batteriehersteller VARTA will mit einem radikalen Schuldenschnitt wieder auf die Beine kommen. Das angeschlagene Unternehmen aus Ellwangen (Ostalbkreis) hat am Montag beim Amtsgericht Stuttgart ein vorbeugendes Sanierungsverfahren angemeldet. Damit soll eine mögliche Insolvenz des Unternehmens abgewendet werden.
VARTA: Fast 500 Millionen Euro Schulden
Die Schuldenlast von fast 500 Millionen Euro müsse deutlich reduziert werden, so Vorstandschef Michael Ostermann. Dafür sei frisches Kapital von knapp 100 Millionen Euro nötig.
Die Restrukturierungsvorschläge liegen jetzt auf dem Tisch. Und die haben es in sich, vor allem für Aktionäre: Die Vorschläge sehen vor, zunächst VARTA-Aktien ohne Kompensation einzuziehen. In einem zweiten Schritt sollen daraufhin das Grundkapital erhöht und neue Aktien ausgegeben werden. Von möglichen neuen Investoren abgesehen wären aber alle bisherigen Aktionäre von einem Kauf ausgeschlossen.
Die bestehenden Anteilseigner dürften dem Verlust ihres Aktienpakets und dem kompletten Herausdrängen aus dem Unternehmen nach VARTA-Einschätzung aber kaum mit der nötigen Mehrheit zustimmen. Daher das Verfahren mit dem komplizierten Namen StaRUG: Dessen Zweck ist, zu verhindern, dass ein operativ lebensfähiges Unternehmen in die Pleite rutscht. Dabei kann der Widerstand einzelner Gläubiger, aber auch der Aktionäre, ausgehebelt werden.
Porsche könnte VARTA retten
Daneben sei auch die Beteiligung von Finanzgläubigern und Investoren vorgesehen. Hierzu liefen aktuell Verhandlungen unter anderem mit dem bisherigen Mehrheitseigentümer Michael Tojner, der auch Aufsichtratschef ist, und dem Sportwagenbauer Porsche, der zum Volkswagen-Konzern gehört. Dieser hatte erst zu Monatsanfang mitgeteilt, VARTA das Geschäft für Elektroautobatterien abkaufen zu wollen.
Porsche bestätigte Verhandlungen: "Das Ziel unseres Engagements wäre, diese Schlüsseltechnologie am Standort Deutschland zu erhalten", hieß es. Voraussetzung dafür sei eine gesunde finanzielle Basis von VARTA: "Unter bestimmten Umständen könnten wir uns daher vorstellen, uns auch an einer finanziellen Neuaufstellung der VARTA AG insgesamt zu beteiligen."
Nachfrage nach Lithium-Ionen-Knopfzellen gesunken
Grund für die Probleme von VARTA sind laut Mitteilung unter anderem Investitionen der vergangenen Jahre, die sich noch nicht ausgezahlt hätten. Die Nachfrage nach kleinen Lithium-Ionen-Knopfzellen, zum Beispiel für Kopfhörer, schwankt stark. Außerdem klagte der Batteriehersteller zuletzt über Billig-Konkurrenz aus China sowie anhaltende Probleme in den Lieferketten.
VARTA hat bisher noch keinen Jahresabschluss für 2023 vorgelegt, unter anderem wegen der Folgen eines Cyber-Angriffs im Frühjahr. Hacker hatten VARTAs Computersysteme attackiert und die Produktion für mehrere Wochen lahmgelegt.
VARTA-Aktie rauscht in den Keller
VARTA wurde 2017 für 17,50 Euro an die Börse gebracht. Lange Zeit war das Papier an der Börse gefragt. Anfang 2021 war der Kurs bis auf 181,30 Euro gestiegen, bevor es wieder rapide bergab ging. Am Freitag hatte die Aktie zum Xetra-Handelsschluss 10,32 Euro gekostet. Der Börsenwert des Unternehmens lag damit bei knapp 440 Millionen Euro.
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