In der Ulmer Wilhelmsburg-Kaserne ist am Donnerstag des Attentats auf Adolf Hitler vor 80 Jahren gedacht worden. Es ist verbunden mit Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg.
In Ulm hat am Donnerstag zum zehnten Mal eine Gedenkfeier zu Ehren des Hitler-Attentäters Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg stattgefunden. Davor war sie jahrelang in der mittlerweile nicht mehr bestehenden Stauffenberg-Kaserne in Sigmaringen beheimatet. Die Feier, zwei Tage vor dem eigentlichen Jahrestag, gelte als Bekenntnis zur Demokratie, machte der baden-württembergische Finanzminister Danyal Bayaz (Grüne) bei der Gedenkfeier in der Wilhelmsburg-Kaserne deutlich. Der 20. Juli vor 80 Jahren sei ein heller Tag im dunkelsten Teil der deutschen Geschichte gewesen.
Wer war Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg?
Stauffenberg wurde im Jahr 1907 in Jettingen im bayerisch-schwäbischen Kreis Günzburg geboren, seine Familie lebte zeitweise in Stuttgart und in Lautlingen im Zollernalbkreis. Ins Militär trat er 1926 ein. In den ersten Jahren der NSDAP-Herrschaft galt er als Verehrer von Adolf Hitler, diese Einstellung änderte sich jedoch im Lauf der Jahre.
In Afrika wurde er 1943 schwer verwundet. Er verlor die rechte Hand, ein Auge und zwei Finger der linken Hand. Bei der Wehrmacht blieb er dennoch, noch im Juni 1944 wurde er zum Oberst im Generalstab befördert. Für Stauffenberg die Möglichkeit, Zugang zu Hitler zu finden und die Zentralfigur des Bombenattentats vom 20. Juli 1944 zu werden.
Dass er dabei ein hohes Risiko einging - persönlich wie in der gesellschaftlichen Reaktion - wusste er: "Es ist Zeit, dass jetzt etwas getan wird", äußerte er kurz vor dem Attentat einer Vertrauten gegenüber. "Derjenige allerdings, der etwas zu tun wagt, muss sich bewusst sein, dass er wohl als Verräter in die deutsche Geschichte eingehen wird. Unterlässt er jedoch die Tat, dann wäre er ein Verräter vor seinem eigenen Gewissen." Dem Anschlag entkam Adolf Hitler knapp, Stauffenberg wurde noch in der Nacht hingerichtet.
Graf von Stauffenberg keine leichte Identifikations-Figur
Dass die Bundeswehr und das Land Baden-Württemberg seiner gedenken, ist ein Bekenntnis zur Demokratie - wobei Stauffenberg nicht gerade als leichte Identifikations-Figur gilt. Denn auch demokratiefeindliche Kräfte haben schon versucht, den Hitler-Attentäter für sich zu vereinnahmen und als Beleg für die Rechtmäßigkeit eines gewaltsamen Umsturzes zu missbrauchen.
BW-Finanzminister Bayaz war Hauptredner bei der diesjährigen Feier vor knapp hundert geladenen Gästen aus Politik, Gesellschaft und Wirtschaft. Der 80. Jahrestag des Attentats war nicht ausschließlich Stauffenberg gewidmet: Bayaz ordnete den Anschlag von 1944 auch im Gesamtzusammenhang der Geschichte ein, nicht nur der deutschen. Er erwähnte in seiner Rede sowohl den Krieg Russlands gegen die Ukraine als auch den Krieg im Gaza-Streifen.
Einen Kranz am Gedenkstein legte am Donnerstag auch der ranghöchste Vertreter der Bundeswehr in Ulm nieder, der Befehlshaber des Multinationalen Kommandos Operative Führung und Joint Support and Enabling Command der NATO, Generalleutnant Alexander Sollfrank.
Bei der Gedenkfeier in Ulm erinnerte Sollfrank daran, dass das Verteidigen der demokratischen Werte nicht allein durch die Bundeswehr geleistet werden könne - vielmehr sei es eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
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