Die Uniklinik in Tübingen macht finanzielle Verluste. Allein Corona und die Folgen haben den Etat im vergangenen Jahr mit fast 23 Millionen Euro belastet.
Das Universitätsklinikum Tübingen hatte im Jahr 2022 laut Klinikleitung mit großen Herausforderungen zu kämpfen. "Es war ein sehr anstrengendes und schwieriges Jahr", sagte der Ärztliche Direktor Michael Bamberg am Mittwoch am Rande der Jahrespressekonferenz der Klinikleitung.
Grund seien anders als noch im Jahr zuvor nicht die Patienten gewesen, die wegen einer Corona-Infektion behandelt werden mussten. Vielmehr seien im Jahr 2022 viele Menschen wegen anderer Erkrankungen behandelt worden, die zusätzlich auch noch eine Corona-Infektion gehabt hätten. Das habe den Aufwand zum Beispiel für die Isolation dieser Patienten enorm erhöht. Außerdem hätten unter anderem die Absonderungspflichten zu langen Ausfallzeiten bei Pflegenden und ärztlichem Personal geführt. Viele Operationen müssen dadurch laut Klinikleitung verschoben werden.
Wassereinbruch flutete mehrere Stationen
Bamberg erinnerte auch an den verhängnisvollen Rohrbruch, bei dem im September rund 250.000 Liter Wasser die frisch renovierten Crona-Kliniken überflutet und großen Schaden angerichtet hatten. Finanzchefin Gabriele Sonntag erwartet daher für das abgelaufene Jahr ein deutliches Minus, das sie allerdings aktuell noch nicht beziffern kann. Allein die Kosten durch Corona würden sich im Jahr 2022 auf rund 23 Millionen Euro belaufen. Angesichts hoher Energiekosten, Lieferengpässen und Inflation geht Sonntag auch im laufenden Jahr von einem deutlichen Minus aus.
Die Klinikleitung hatte bei der Jahrespressekonferenz aber auch positive Nachrichten im Gepäck: So hofft Klinikchef Michael Bamberg nach "intensiven und fruchtbaren Verhandlungen" mit dem Tübinger Gemeinderat, bald den ersten Spatenstich für die neuen Schüler- und Personalwohnheime mit über 500 Wohneinheiten setzen zu können. Die Finanzierung der auf 72,5 Millionen Euro gestiegenen Baukosten sei gesichert, so der Ärztliche Direktor. Auch für den Bau des neuen Tumorzentrums gebe es positive Signale.
Klinik bekommt nach 25 Jahren einen neuen Chef
Im vergangenen Jahr wurde auch bekannt, dass das Uniklinikum einen neuen Chef bekommt. Bamberg geht im August 2023 nach 25 Jahren an der Spitze des Klinikums im Alter von 75 Jahren in den Ruhestand. Neuer Klinik-Chef wird Jens Maschmann. Er ist derzeitig Vorstandsvorsitzender des Uniklinikums Würzburg und hat in Tübingen Medizin studiert.
Eine bessere, kostendeckendere Ausstattung der Uniklinik erhoffen sich Klinikchef Bamberg ebenso wie Finanzchefin Sonntag von den Reformplänen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Die sehen unter anderem eine grundlegende Neugestaltung der Krankenhausvergütung vor, bei der große Häuser mit hohen Fallzahlen besser gestellt werden.
Mehr junge Menschen studieren Medizin in Tübingen
Auch im Bereich von Forschung und Lehre sieht sich die Klinikleitung gut aufgestellt: Die Zahl der Studierenden hat sich in den vergangenen zehn Jahren um 40 Prozent erhöht, so Bernd Pichler, Dekan der Medizinischen Fakultät der Uni Tübingen. Auch die eingeworbenen Drittmittel seien mit rund 160 Millionen Euro im vergangenen Jahr deutlich mehr geworden. In den vergangenen zwölf Monaten hätten Tübinger Forschende allein fünf erfolgreiche Anträge beim renommierten europäischen ERC-Programm gestellt.