Sie hat einen schwierigen Job im Tübinger Rathaus. Nun wechselt Bürgermeisterin Daniela Harsch nach über vier Jahren an die Uniklinik Tübingen.
Daniela Harsch (SPD) gibt ihr Amt als Bürgermeisterin in Tübingen auf. In der Stadtverwaltung ist sie unter anderem verantwortlich für Sicherheit und Ordnung, Kinderbetreuung sowie Soziales. Bereiche, die in den letzten Jahren vor großen Herausforderungen standen.
Nach über vier Jahren als Bürgermeisterin wechselt sie zum 1. Januar 2024 als Finanzvorstand an die Uniklinik Tübingen. Das hat die Klinik jetzt mitgeteilt. Dieser Schritt sei ihr sehr schwer gefallen, so Daniela Harsch. Doch als Kaufmännische Direktorin an der Uniklinik könne sie ihre Erfahrungen in Tübingen zusammen mit ihrer Expertise als Volkswirtin und aus ihrer früheren Tätigkeit an einer Uniklinik einbringen. Diese Kombination reize sie und habe zu dieser Entscheidung geführt.
Bereits Anfang Juni hatte Harsch Oberbürgermeister Boris Palmer (parteilos), den Ersten Bürgermeister Cord Soehlke (parteilos) und Führungskräfte ihres Dezernats über diesen Schritt informiert. Oberbürgermeister Boris Palmer bedauert Harschs Entscheidung: Für die Stadtverwaltung sei ihr Weggang ein großer Verlust, für die Uniklinik ein großer Gewinn.
Rückkehr ins Krankenhaus
Dem SWR nannte Harsch mehrere Gründe für ihren Wechsel. Zum einen seien da die Anforderungen ihres Amtes, das fast allabendlich Termine vorsieht, neben der bereits stark belastenden Arbeit am Tage. Von ihrem Wechsel verspricht sich Harsch wieder mehr Privatleben.
Zum anderen sei der Wechsel ans Klinikum für sie eine Rückkehr in einen Bereich, den sie kennen und schätzen gelernt habe. Daniela Harsch arbeitete schon einmal für ein Krankenhaus: das Universitätsklinikum Ulm. Von 2015 bis zu ihrem Amtsantritt als Bürgermeisterin 2019 war sie dort in den Bereichen Personal, Finanzen und Forschung tätig.
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Arbeit mit Oberbürgermeister Boris Palmer kompliziert
Klar ist aber auch: Daniela Harsch stand als Bürgermeisterin in Tübingen in den vergangenen Jahren vor großen Herausforderungen. Vor allem der Fachkräftemangel in Kitas und der Ausländerbehörde verursachten Lücken. Eltern beklagen, dass Kindertageseinrichtungen massiv Öffnungszeiten reduzierten. Migrantinnen und Migranten bekommen oft keine Termine, um notwendige Papiere beantragen oder verlängern zu lassen.
Gleichzeitig gilt es als offenes Geheimnis, dass Teile der Stadtverwaltung die Zusammenarbeit mit Oberbürgermeister Boris Palmer als zusätzlich belastend empfanden. Dessen öffentliche Äußerungen, die immer wieder zu großen Diskussionen in der Stadt und darüber hinaus geführt hatten, hätten die Arbeit erschwert.
Oft hätten Behördenmitarbeiter die von Palmer ausgelösten Diskussionen ausbügeln müssen, anstatt sich auf die tägliche Arbeit konzentrieren zu können, lauteten Vorwürfe. So zum Beispiel, als er nach einer tödlichen Messerattacke im Alten Botanischen Garten schnell von Drogendelikten im Ausländermilieu gesprochen hatte. Oder als er mehrfach in der Öffentlichkeit das N-Wort gebrauchte.
Nachfolge offen
Ob eine andere Person angesichts der schwierigen Lage am Arbeitsmarkt die Probleme in den Bereichen Kinderbetreuung und Ausländeramt lösen kann, scheint zumindest fraglich. Wann Ersatz für Harsch kommt und vor allem wer, ist derzeit noch offen.
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