Most in Gefahr?

Weniger Früchte auf Streuobstwiesen in Metzingen

Stand
Autor/in
Tim Richter
Tim Richter ist Reporter für Hörfunk, Online und Fernsehen beim SWR im Studio Tübingen.

Hitze und Trockenheit. Das Wetter hat auf Streuobstwiesen unter anderem in Metzingen (Kreis Reutlingen) seine Spuren hinterlassen. Das könnte Folgen für die Mostproduktion haben.

Eigentlich gab es dieses Frühjahr laut Kreisfachberater für Obst- und Gartenbau, Thilo Tschersich, viele Blüten. Für die Kirschbäume der Streuobstwiese in Metzingen kam die Blüte aber zu früh: aufgrund der Kälte und Nässe seien teilweise kaum Bienen zur Bestäubung umhergeflogen, so Tschersich.

Schlechte Blütenqualität: Stellenweise leere Bäume

Laut Tschersich ist auch die schlechte Blütenqualität für das mangelnde Obst an den Bäumen verantwortlich. Sie sei noch eine Nachwehe vom vergangenen Hitzesommer. Die Blüten in diesem Jahr, stammen aus den Knospen vom trockenen letzten Jahr. Eine schlechte Blütenqualität bedeute, dass weniger Bienen die Blüten bestäuben, so der Obstbauexperte. Und ohne Befruchtung gebe es kein Obst.

Die Blütenqualität ist wegen der Hitze des vorherigen Sommers schlecht.
Die schlechte Blütenqualität sorgt für schlechte Befruchtungsleistung und damit weniger Obst.

Hitze stresst Bäume

Aber auch die Hitze schadet den Obstbäumen. Durch die Trockenheit entstehen laut dem Kreisfachberater sogenannte Schrumpfrisse, also Spalten im Boden. Teilweise reichten diese tief in die Erde bis zur Wurzel. Sie würden dann dem ohnehin vertrockneten Baum noch mehr Feuchtigkeit entziehen. Zum Ausgleich ziehe der Baum sämtliches Wasser von den Ästen in den Stamm und rolle seine Blätter ein, so Tschersich. Früchte lasse er frühzeitig abfallen.

Fruchtfall im Juni normal

Dass ein Baum Früchte fallen lasse, sei per se nicht der Hitze geschuldet. Beim sogenannten Junifruchtfall beseitige der Baum typischerweise beschädigte Früchte. Wie der Name aber bereits verrate, begrenze sich diese Phase auf den Monat Juni. Findet der Fruchtfall den Juli über weiter statt, lässt sich das auf die Trockenheit zurückführen, sagte der Experte dem SWR.

Hoffnung für Most nicht verloren

Bisher also keine zu rosigen Aussichten für den Most. Tschersich hat den Obstwein für dieses Jahr aber noch nicht ganz abgeschrieben. Auf den Streuobstwiesen gebe es viel Sortenvielfalt. Dazu zähle auch so manche spät blühende Apfelsorte.

Spätblühende Apfelsorten geben noch immer Hoffnung auf Most.
Spätblühende Apfelsorten geben noch immer Hoffnung auf Most.

Regen im Spätsommer wirkt Wunder

Derartige Früchte sähen jetzt zwar noch mickrig aus, mit genügend Niederschlag im Spätsommer oder Herbst, könnten sie aber noch kräftig wachsen, so Tschersich. Auch im Vorjahr habe es bei der Hitze um den Most nicht gut ausgesehen. Der Regen im Herbst habe die Früchte damals gerettet.

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