Der Streit um den geplanten Windpark in Starzach hat die Gemeinde überregional bekannt gemacht. Das nervt die Menschen, die heute ruhiger über Chance und Risiko diskutieren können.
Ein geplanter Windpark hat in Starzach (Kreis Tübingen) für große Diskussionen im Dorf gesorgt. Und damit überregional für Schlagzeilen. "So persönlich wie kaum irgendwo" sei der Protest, titelten Tageszeitungen. Davon sind selbst die Starzacher genervt, heißt es am Stammtisch, wenn es um die Frage geht: Ist der geplante Windpark eine Chance oder der Verlust der Idylle?
Diese Frage hat sich SWR-Reporterin Leonie Maderstein gestellt und in Starzach mit den Menschen gesprochen:
Windpark sorgt für verhärtete Fronten
Irmgard schiebt einen Kinderwagen durch Starzach. Sie lebt seit 50 Jahren dort. Heute beschreibt sie verhärtete Fronten, will sich zum Windpark eigentlich kaum äußern. Irmgard hat das Gefühl, dass Starzach wegen des Streits mittlerweile überall ziemlich verrufen ist. Dabei hat sich die Situation längst beruhigt, wie viele Menschen in der neuesten Folge SWR Aktuell 360 Grad auf Youtube sagen.
Eine Infoveranstaltung über den Windpark im November 2023 im Stadtteil Wachendorf sehen viele in Starzach heute als unrühmlichen Höhepunkt des Protests an. Gegner des Projekts ließen ihrer Wut damals freien Lauf. "Da kommen Beleidigungen unterster Schublade, und das geht einfach nicht", sagt Armin am Stammtisch etwa ein Jahr später.
Verlust der Idylle durch persönliche Angriffe
Teilweise ging es gar nicht mehr um die Sache, sagt Armin. In einem Punkt kann er die Kritik jedoch verstehen: "Die Bevölkerung ist überfallen worden. Bis man da seine Meinung sagen konnte, war es ja lang entschieden." Rumoren am Stammtisch. "Noch ist nichts entschieden", entgegnet einer. Das Thema beschäftigt die Herren. Frühere Informationen hätten sie alle gerne gesehen.
Ähnlich argumentiert die Bürgerinitiative Pro Natur Starzach. Vertreter wollen sich vor der Kamera nicht dazu äußern. Als im April die Initiative Gegenwind Neckar-Alb knapp 440.000 Einsprüche gegen die Windpläne des Regionalverbands gesammelt hat, hat sich Pro Natur Starzach stark beteiligt. Zudem haben Mitglieder in den Ortsteilen Plakate aufgehängt - gegen den Windpark und deren Befürworter.
Chance für klammes Starzach
Im Fokus: Waldbesitzer Burkhard Freiherr von Ow-Wachendorf. Sein Name stand auf mehreren Plakaten, die mittlerweile abgehängt wurden. Gegen konstruktiven Widerstand habe er nichts. "Solange es nicht persönlich war, habe ich das für mich akzeptiert", sagt er. Von den sieben geplanten Windrädern sollen vier auf seinem Privatgrund entstehen, drei auf Flächen der Gemeinde. Pachteinnahmen von 100.000 Euro pro Anlage im Jahr sind durchaus üblich.
Vom Windpark würde also von Ow-Wachendorf, aber auch die Gemeinde finanziell profitieren. Darin sieht der Stimmenkönig der Gemeinderatswahl im Juni und damit Starzacher Gemeinderat auch die große Chance: Einnahmen für die klammen Gemeindekassen. Hinzu kommt, dass aktuell überall Windparks geplant werden. "Dann wird uns der einzelne Windpark vor Ort nicht mehr stören als der Windpark, der in der Nachbarkommune enstanden ist", gibt er zu bedenken.
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Diskussion wird weiter gehen - ohne Streit?
Von Ow-Wachendorf gibt allerdings offen zu, dass Windräder für eine intakte Natur nicht förderlich seien. "Die Landschaft wird sich extrem ändern." Deshalb schließen sich Bürgerinitiativen mittlerweile zusammen, um das zu verhindern. Auch in Starzach wird die Diskussion beim nächsten Planungsschritt wieder aufflammen. Aktuell scheint die Stimmung im Dorf gemischt.
Zurück am Stammtisch. Armin blickt beim Thema Energie noch in die Vergangenheit: "Ich kann auf der einen Seite nicht schreien, ich will keine Atomkraft, und auf der anderen Seite ich will keine Windräder. Woher soll der Strom dann kommen?" "Aus der Steckdose", scherzt keiner. In Starzach machen sich die Menschen darüber ernsthaft Gedanken.
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