Ukrainische Soldaten werden derzeit in Stetten a.k.M. (Kreis Sigmaringen) ausgebildet. Sie üben, Sprengfallen und Minen zu beseitigen. Die Bundeswehr hat dort eine spezielle Schule.
Seit Jahresbeginn finden in Stetten a.k.M. im Kreis Sigmaringen in der Kampfmittelabwehrschule der Bundeswehr Trainings statt. Bundesweit ist es der erste Standort, der vom Verteidigungsministerium ausgewählt wurde, um ukrainische Soldaten in der Beseitigung von Sprengfallen und Minen zu schulen. Der SWR durfte exklusiv einen Ausbildungstag begleiten.
Deutsche und Ukrainer trainieren Seite an Seite
Deutsche und ukrainische Soldaten üben in Stetten am kalten Markt Seite an Seite. Eine der Aufgaben: Gemeinsam sollen sie ein von Russen besetztes Dorf überfallen, ein Haus nach dem anderen zurückerobern und schließlich das Dorf von Minen befreien, damit weitere Kameraden zur Verstärkung nachrücken können. Einer der Ausbilder erklärt den Soldaten das Übungsszenario auf Englisch, eine ukrainische Dolmetscherin übersetzt: "Our mission is to take the village and destroy the enemy." Also: "Unsere Mission ist, das Dorf einzunehmen und den Feind zu vernichten."
Deutschland bildet mehr Soldaten aus als anfangs geplant
Die Militärschule in Stetten ist Teil der militärischen Unterstützungsmission der EU-Staaten, der "EU Military Assistance Mission" (EUMAM), die im November 2022 startete. Neben deutschen Spezialisten sind auf der Alb auch Niederländer, Amerikaner, Slowenen, Norweger, Belgier und Zyprer an der Ausbildung beteiligt. Insgesamt sollen 30.000 ukrainische Soldaten für den Krieg ausgebildet werden. Deutschland allein will 9.000 bis zum Ende dieses Jahres trainieren, mehr als anfangs geplant. Bislang haben etwa 3.900 Soldaten aus der Ukraine eine Ausbildung in Deutschland durchlaufen.
Jurij – er heißt in Wirklichkeit anders – ist einer von ihnen, der am Lehrprogramm auf der Schwäbischen Alb teilnimmt. Er ist 25 Jahre alt, Führer seines Trupps aus der Ukraine und hat in Charkiw, Donezk und Luhansk gekämpft. Seine Frau und seine Familie hat er seit über neun Monaten nicht gesehen. Er sagt: "Krieg ist das Furchtbarste, was passieren kann. Die Ausbildung in Deutschland hilft uns weiter. Wir nehmen für uns das Bestmögliche heraus und werden unser eigenes Wissen damit anreichern: vor allem, wie man sich bewegt, wie man in der Gruppe denkt und wie man gemeinschaftlich vorgeht."
Kontakt mit ukrainischer Armee
Der Leiter der Kampfmittelabwehrschule, Oberst Michael Frick, erlebt die ukrainischen Soldaten als "hochmotiviert". In Stetten am kalten Markt lernen sie neben Gefechtskampf vor allem, wie man Kampfmittel wie versteckte Explosivsätze und Minen identifiziert und schnell unschädlich macht. Genau für dieses Spezialwissen ist die Militärschule mit ihren 600 Soldaten auf der Schwäbischen Alb bekannt.
Die Leiter sind in ständigem Austausch mit dem ukrainischem Militär und lassen aktuelle Informationen mit in die Trainings einfließen. Der oberste Chef der Pioniere der Bundeswehr, Brigadegeneral Uwe Alexander Becker, erklärt, dass es an der Front derzeit einen Stillstand gebe und die Ukrainer durch viele Minensperren kaum Geländegewinne erzielen könnten. Daher sei das Räumen von Kampfmitteln wesentlich.