In Trossingen gräbt ein internationales Forscherteam nach Dinosaurierskeletten. Dort wurden bis heute die Knochen von mehr als 80 Plateosauriern gefunden.
Zwölf Meter tief ist die Grube, in der Rainer Schoch steht und mit einem kleinen Hammer Steine zerkleinert. Der Paläontologe leitet die Grabungen, die seit einer Woche an der Trossinger Deibhalde laufen. Die Forscher, die neben Schoch baggern, schaufeln und hacken, kommen aus zehn verschiedenen Ländern, darunter Brasilien, Indien und Kanada. Durch die Grabungen hofft das Team, mehr über die Lebewesen und die Vegetation vor mehr als 200 Millionen Jahren zu erfahren. Aus dieser Zeit stammen die Dinosaurierskelette, die in den vergangenen Jahrzehnten in Trossingen gefunden wurden.
Historische Fundstelle durch Zufall entdeckt
Die Grabungsstätte wurde 1909 zufällig entdeckt, als Schulkinder sich an der Deibhalde eine Rutschbahn bauten. Ein Schüler blieb beim Rutschen an mehreren Knochen hängen, die aus dem Gestein herausragten, und riss sich dabei die Hose auf. Als 1911 das Stuttgarter Naturalienkabinett erstmals Grabungen an der Fundstätte durchführen ließ, entdeckten die Forscher auf Anhieb das komplette Skelett eines Plateosaurus.
Seitdem wurden an der Fundstelle 82 Plateosaurier-Skelette freigelegt. "Kein Ort in Deutschland hat mehr Dinos am selben Fleck hervorgebracht", sagt Grabungsleiter Schoch. "Für uns ist es spannend zu sehen, wie die Skelette im Laufe der Zeit zerfallen sind." Die Saurier-Überreste an der Deibhalde verteilen sich über mehrere Sedimente, die eine Zeitspanne von etwa einer Million Jahre umfassen.
Sechste Grabungskampagne läuft noch bis Ende Juni
Rainer Schoch war bereits 2010 dabei, als das Naturkundemuseum Stuttgart zum ersten Mal in größerem Umfang in Trossingen graben ließ. Der spektakulärtse Fund war damals das Skelett eines acht Meter langen Plateosaurus, der vor 212 Millionen Jahren verendet war. Bei der aktuellen Kampagne will das internationale Forscherteam noch bis Ende des Monats weitergraben. Am Sonntag, den 25. Juni, wird die sonst nicht zugängliche Fundstätte im Rahmen des "Tag der offenen Sauriergrabungen" ausnahmsweise geöffnet: Von 10 bis 17 Uhr können Besucher die Grabungen besichtigen.