Angeklagter: "Ich habe Grüß Gott gesagt und dann das Messer gezogen"

Attacke in Buchhandlung: Theologe stach auf Frau ein, weil er ins Gefängnis wollte

Stand
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Anette Hübsch
Anette Hübsch ist Reporterin für Hörfunk, Online und Fernsehen beim SWR im Studio Tübingen.
Autor/in
Katharina Kregel

Der Mann, der im Mai 2023 eine Frau in einer Tübinger Buchhandlung niedergestochen hat, steht seit Mittwoch vor Gericht. Gleich zu Beginn legte er ein umfassendes Geständnis ab.

Wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung wird ein Mann aus Bayern am Tübinger Landgericht angeklagt. Er soll im Mai vergangenen Jahres eine Frau in einer Tübinger Buchhandlung niedergestochen haben. Er wollte laut eigener Aussage möglichst lange ins Gefängnis, um seinem Schuldenberg zu entkommen. Der habe zum Tatzeitpunkt zwischen 80.000 und 110.000 Euro betragen.

Angeklagter schildert Tat am Mittwoch

Am Mittwoch räumte der katholische Theologe die Tat ein. Rund eine Stunde dauerte sein Geständnis. Der Angeklagte wirkte dabei ruhig und überlegt. Immer wieder suchte er Blickkontakt mit den Richtern. Der Mann schilderte, wie er mit dem Zug nach Tübingen gefahren sei. Dort habe er sich in einem Supermarkt ein Messer gekauft und dann wahllos nach einem Opfer gesucht. Das fand er in einer Buchhandlung in der Altstadt. "Beim Eintreten habe ich Grüß Gott gesagt und dann das Messer gezogen", so der ehemalige Schulleiter. Mit voller Wucht rammte er einer ihm völlig unbekannten Frau das 16 Zentimeter lange Messer in den Rücken. Anschließend bat der 41-Jährige die Besitzerin des Buchladens, die Polizei zu rufen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann versuchten Mord und schwere Körperverletzung vor.

Prozess zum Mord in einer Tübinger Buchhandlung. Der Mann, der im Mai eine Frau in einer Tübinger Buchhandlung niedergestochen hat, steht seit Mittwoch vor Gericht. Das hat er dazu gesagt.
Der Prozess am Tübinger Landgericht startete am Mittwoch. Drei weitere Verhandlungstage sind angesetzt.

Zeugin Buchhändlerin: "Wie in einem Film"

Als erste Zeugin wurde die Besitzerin des Buchladens angehört. Sie erlebte die Tat hautnah mit. Die Frau schilderte, wie der Angeklagte seelenruhig ihren Laden betreten und sich seinem Opfer genähert hatte. Dann hätte er auch schon das Messer in der Hand gehabt. "Das war alles nicht real. Ich habe mich gefühlt, wie am Set eines Filmes", schilderte die Buchhändlerin heute vor Gericht. Sie habe dann sofort die Polizei gerufen. Als die Beamten am Telefon nach ihrem Namen fragten, habe sie reflexartig auch den Angeklagten nach seinem Namen gefragt. Den habe er ihr anstandslos genannt. Der Mann habe dann in der Buchhandlung auf das Eintreffen der Polizei gewartet. Bis heute, so sagt die Frau am Ende ihrer Aussage, habe sie manchmal das Gefühl, dass jemand mit dem Messer hinter ihr steht.

Frau überlebt Messerangriff durch Notoperation

Das verletzte Opfer hat den Angriff nur durch eine Notoperation überlebt. Noch in der Buchhandlung war der Mann ohne Gegenwehr festgenommen worden. Der 41-Jährige sitzt seitdem in Untersuchungshaft im Justizvollzugskrankenhaus Hohenasperg in Asperg (Kreis Ludwigsburg).

Für den Prozess sind drei weitere Termine angesetzt.

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