27 Auszubildende haben im "Haus Faigle" in Sigmaringen mitangepackt. Sie waren fast zwei Wochen lang für 24 Bewohnerinnen und Bewohner mit Behinderungen zuständig. Hat das funktioniert?
Als Teil ihrer Ausbildung zur Pflegefachkraft haben 27 Azubis in einem Pflegeheim in Sigmaringen gearbeitet. Sie waren knapp zwei Wochen lang im "Haus Faigle" von Mariaberg und haben sich um die Bewohnerinnen und Bewohner mit körperlichen und geistigen Behinderungen gekümmert. Das kam bei vielen im Haus gut an. Bewohnerin Eva würde ihren Lieblingspfleger Merlin am liebsten gar nicht gehen lassen.
Zusammenspiel zwischen Azubis und Bewohnern
"Die können ruhig noch bleiben", hat Eva immer wieder zum Abschluss des Projekts gesagt. Am Donnerstag war der letzte Tag der Auszubildenden im Haus. Ihr haben die vielen jungen, angehenden Pflegerinnen und Pfleger gutgetan. So wirkte es und so sagte sie es auch immer wieder dem SWR. Eva ist seit Geburt an körperlich und geistig behindert. Andere ihrer Mitbewohner wurden beispielsweise durch einen schweren Autounfall pflege- und hilfsbedürftig.
Viele der insgesamt 24 Bewohnerinnen und Bewohner hätten die große Aufmerksamkeit genossen, bilanziert auch Heimleiterin Andrea Steinhart. Für manche Bewohner war es aber auch ein bisschen viel Trubel: Sie sind dann lieber in die Werkstatt zum Arbeiten gegangen, so Steinhart. Die Azubis hätten frischen Wind ins Haus gebracht und gar nicht so viel Chaos, wie anfangs befürchtet.
Pflegefachkräfte immer im Hintergrund
Und dennoch sei es wichtig gewesen, dass immer genug ausgelernte Pflegefachkräfte aus ihrem Team in den Früh-, Spät- und Nachtschichten da waren. Denn sie kennen die einzelnen Bewohner und ihre Krankheitsgeschichte. Damit auch die Azubis darüber Bescheid wussten, wurden vorab Steckbriefe über alle Haus-Bewohner erstellt. Das sei sehr hilfreich gewesen, erzählt ihr Kollege Florian Sauter.
Positive Überraschungen
Die 27 Auszubildenden sind im dritten Ausbildungsjahr an der Akademie für Gesundheit und Soziales in Sigmaringen-Laiz. Manche von ihnen sind in den Tagen im "Haus Faigle" das erste Mal mit Menschen mit Behinderung in Berührung gekommen. Einige von ihnen machen ihre Ausbildung zum Beispiel in einem Altenheim. Manche waren überrascht über die schönen und spaßigen Erfahrungen mit den Bewohnerinnen und Bewohnern. Sie haben zusammen unter anderem täglich frisch gekocht, gebacken und gespielt.
Dass so viel Personal da war, konnten sie dafür nutzen, mit einigen Bewohnern spazieren zugehen. Das sei in kleinerer Besetzung im Alltag oft kaum möglich, sagte Heimleiterin Andrea Steinhart dem SWR. Sie ist froh, dass die Schülerinnen und Schüler positive Erfahrungen mit Menschen mit Behinderung gesammelt haben. Die Behindertenhilfe komme in der Ausbildung zur Pflegefachkraft oft zu kurz, so Steinhart. Pflichtstationen sind mehrere hundert Stunden Krankenhaus, Psychiatrie, Pädiatrie, stationäre Langzeitpflege und ambulante Pflege.
Gute Erfahrungen in Sigmaringen
Nun liegen 13 Tage Pflegeheim hinter den 27 Azubis, die alle gemeinsam zur Schule gehen. Es war für sie das erste Mal, miteinander zu arbeiten. "Da hat es an der einen oder anderen Stelle auch mal Zoff gegeben", sagte Michelle Uttenweiler. Mit dem Schichtplan, den sie anfangs in einer Kleingruppe detailliert erarbeitet hatten, waren nicht alle zufrieden. Die Wochenend-Einsätze waren zum Beispiel nicht ausgewogen verteilt. Sie seien aber gut vom Team von Mariaberg und ihrem Lehrer Sebastian Schön auf die Tage vorbereitet worden.
Von den Bewohnerinnen und Bewohnern, den "Klienten", wie sie sie nennen, hätten sie außerdem viel Dankbarkeit erfahren. Das erleben nach Aussagen der Azubis nicht alle bei ihren anderen Ausbildungsplätzen so. "Ein Danke oder Lächeln motiviert", sagt Cristina Herber. Auch Merlin Schabani hat sich darüber gefreut, wie viele Interaktionen und Gespräche mit den Menschen mit körperlicher und geistiger Behinderung möglich waren. Das habe er so nicht erwartet.
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