Sie stammt aus Griechenland, lebt aber seit über 80 Jahren in Hechingen. Mausel, die Schildkröte, wurde vom Opa in die Familie Restle gebracht. Seit ein paar Tagen ist sie wieder wach.
Erst war sie in der einen Ecke der Kiste, dann in der anderen. Und wieder zurück. Das war vor Ostern, im Keller, und da wusste Familie Restle aus Hechingen (Zollernalbkreis): Mausel wird wieder wach! Wenn sie sich regt in ihrer Kiste, beendet sie ihren Winterschlaf und für Restles ist alles gut. Jetzt ist die Schildkröte wieder draußen im Garten und genießt an kühlen Tagen ihre Wärmelampe - na klar, in dem Alter.
Wie alt ist Mausel denn genau?
Ein frischer Wind weht und Mausel zieht sich zurück in den Panzer und eine Ecke. Doch dann wird sie neugierig und streckt den Kopf raus. Sie lässt sich hochheben ohne jedes Gezappel und schnappt manchmal ein wenig nach dem Salatblatt, das man vor ihre Nase hält.
Fressen will die sie nicht, sie knabbert nur an der Himbeere. Schildkröten sind bei niedrigen Temperaturen träge. Es kann auch sein, erzählt Familienmitglied Anne Mayer, dass sie das Salatblatt gar nicht mehr richtig sieht oder riecht. Schließlich ist sie sehr alt. Wie alt genau, weiß niemand. Ende 80 aber auf jeden Fall.
Soldat Restle kaufte Schildkröte in Griechenland
1942 war der Flaschner Hans Restle aus Pfullendorf (Kreis Sigmaringen) in Griechenland stationiert. Als er einmal zurück nach Deutschland fuhr, standen am Bahnhof ein paar Jungen und boten ihm einen Tausch an: zwei kleine Schildkröten gegen eine Schachtel Zigaretten. So hat es Hans erzählt. Drei Tage später war die damals noch viel kleinere Mausel in Pfullendorf und wurde gepflegt von seinem Vater.
Die andere Schildkröte überlebte die Umsiedlung nicht, doch Mausel wuchs. Später, nach dem Krieg, zog Hans nach Hechingen und gründete einen Sanitärbetrieb. Die Schildkröte nahm er mit und wurde alt mit ihr. Sein Sohn Joachim hat dann vor über 30 Jahren nicht nur die Firma, sondern auch Mausel übernommen. Er kennt das Tier, seit er sich erinnern kann.
Woher hat Haustier Mausel seinen Namen?
Auch Joachims Tochter Anne Mayer lebt mit diesem Haustier, seit sie geboren wurde. Sie erinnert sich noch an ihren Opa, der immer wieder erzählt hat, wie er die Schildkröte mitbrachte, ihr ein Gehege baute oder sie suchte, wenn sie allzu weit spazieren ging. Auch als er dement war, fragte er immer nach ihr, nach Mausel. Übrigens weiß niemand mehr in der Familie, wieso die Schildkröte Mausel heißt. Man hatte den Opa nie danach gefragt. Für die Restles hieß sie einfach immer schon so.
Mausel ist eine große Schildkröte geworden
Zum Tierarzt mussten sie nur einmal, Mausel ist immer wohlauf. Das mag mit an dem schönen großen Garten liegen, in dem sie lebt und sich gerne mal versteckt; und an der guten Pflege. Für die ist auch Monica zuständig, Joachims Frau.
Sie musste sich erst an das ihr ungewohnte Tier gewöhnen, erzählt sie lachend. Aber heute kümmert sie sich gerne um die inzwischen 15 Kilo schwere Schildkröte. Monica schaut nach dem Fressen, dass Mausel draußen ist, sobald es warm genug ist, und drinnen, wenn es zu kühl wird. Bloß auf Panzer ölen und solche Sachen, die ausgewiesene Schildkröten-Liebhaber machen, verzichtet sie.
Langsam Angst, dass sie mal nicht mehr aufwacht
Und ihr Charakter? Ist Mausel scheu oder zutraulich? Anne ist sicher, dass sie Menschen unterscheidet. Auf den Großvater habe sie zum Beispiel besonders aufmerksam reagiert. Ihre Mutter Monica weiß, dass Mausel auch ganz schön bockig sein kann, wenn sie etwas will oder nicht will. Auf jeden Fall wirkt sie neugierig und wenig erschrocken. Noch ein paar warme Tage, ein paar Sonnenstrahlen, dann wird sie auch wieder munter sein.
Joachim gibt zu, dass ihm inzwischen ein wenig mulmig ist, wenn sie sie im Oktober fertig machen für den Winterschlaf. Man weiß ja nie, im hohen Alter. Umso mehr freuen sich jetzt alle Restles, dass Mausel auch in diesem Frühjahr wieder erwacht ist.
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