Tierquälerei oder in Ordnung?

Lebendige Krippe: Diskussion über Schafe auf dem Reutlinger Weihnachtsmarkt

Stand
Autor/in
Lisamarie Haas
Lisamarie Haas ist Reporterin für Hörfunk, Online und Fernsehen beim SWR im Studio Tübingen.

Die Krippe auf dem Weihnachtsmarkt besteht aus Figuren, aber die Schafe darin sind lebendig. Tierschützer üben daran Kritik, der Tierhalter widerspricht.

Die Krippe des Reutlinger Weihnachtsmarkts an der Marienkirche besteht aus Figuren von Maria, Josef, dem Christkind und den Heiligen Drei Königen und aus lebendigen Soay-Schafen. Dass die Tiere einen Monat lang in einem Gehege mitten in der Stadt sind, stört die Tierschützer vom Verein "Menschen für Tierrechte". Der Landwirt, dem die Schafe gehören, sieht dagegen keinen Grund für die Kritik. Eine nicht repräsentative Umfrage des SWR unter den Weihnachtsmarktbesuchern zeigt: Viele finden die Schafe in der Krippe gut, aber es gibt auch kritische Stimmen.

Scheue Wildschafe halten sich von Menschen fern

Landwirt Frank Kuhn sagte dem SWR, die Tierschützer sollten eher an anderen Stellen genauer hinschauen. Er sei für Tierschutz, aber die Kritik an den Schafen sieht er als nicht gerechtfertigt. Die robusten schottischen Schafe, die die Krippe des Weihnachtsmarkt ergänzen, seien scheue Tiere und würden sich grundsätzlich von Menschen fernhalten. Die Tiere drehen laut Kuhn oft den Besuchern den Rücken zu, das würden sie nicht tun, wenn sie sich unwohl fühlen oder Angst haben.

Tierschützerin Dagmar Oest vom Verein "Menschen für Tierrechte" dagegen sagte im Gespräch mit dem SWR, der Lärm der Besucher könne die Tiere stören, ebenso wie Essen oder gar Zigarettenstummel, die ins Gehege geworfen werden könnten. Außerdem empfindet sie den Platz als zu gering - mindestens 0,75 Quadratmeter pro Schaf müssen es sein. Kuhn widersprach: In der Krippe hätten die Tiere sogar deutlich mehr Platz.

Vetrinäramt hat die Schafe genehmigt

Laut Frank Kuhn sind die Besitzer der Stände rund um die Krippe sensibilisiert und würden reagieren, sollte jemand etwas in das Gehege der Tiere werfen. Außerdem gebe es eine Person, die die Tiere täglich füttere, das Gehege ausmiste und nach dem Rechten sehe. Und das Veterinäramt habe die Schafe genehmigt und überprüfe auch immer wieder, ob alle Vorgaben eingehalten werden.

Die Tierschützer kritisieren lebendige Krippentiere nicht nur in Reutlingen. Auch andere Weihnachtsmärkte wie beispielsweise in Stuttgart machen sie immer wieder auf das Thema aufmerksam, so Dagmar Oest. Ihrer Meinung nach muss es nicht sein, dass sich lebendige Tiere dauerhaft auf einem Markt befinden. Sie empfiehlt Figuren, die Schafe darstellen.

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