Seit dem 7. Januar gibt es im Zollernalbkreis zwei Zeitungen mit dem Namen "Zollern-Alb-Kurier". Damit bieten sich zwei Verlage einen harten Kampf um Leser und Abonnenten.
Seitdem der Schwäbische Verlag den Zuschlag für den Kauf des Zollern-Alb-Kuriers (ZAK), genauer gesagt des Druck- und Verlagshauses Hermann Daniel in Balingen, bekommen hat, sagt der unterlegene Mitkonkurrent, die Südwest Presse, dem Verlag den Kampf an. Sie gibt ebenfalls einen Zollern-Alb Kurier heraus. Das heißt, seit zehn Tagen gibt es zwei Zeitungen mit demselben Namen im Zollernalbkreis: den traditionsreichen Zollern-Alb-Kurier des Schwäbischen Verlags mit Sitz in Ravensburg und den neuen Zollern-Alb Kurier der Südwest Presse, namentlich der Neuen Pressegesellschaft, mit Sitz in Ulm. Beide Zeitungshäuser ringen nun um Leser und Abonnentinnen. Die sind irritiert, wie erste SWR-Recherchen gezeigt haben.
Welcher ist jetzt der alte und der neue Zollern-Alb-Kurier?
Mit der Herausgabe eines neuen Zollern-Alb Kuriers will die Südwest Presse die Leserschaft wieder für sich gewinnen, quasi zurückgewinnen. Das hat der Chefredakteur der Südwest Presse, Ulrich Becker, dem SWR bestätigt. Denn der Mantelteil, also die ersten Seiten der Zeitung mit Neuigkeiten aus Baden-Württemberg, Deutschland und der Welt, kam bis vor dem Verkauf von der Südwest Presse. Seitdem wird er aber nun von der Schwäbischen Zeitung gestaltet.
Südwest Presse lockt mit Geld und "Gewohntem"
Seit der Übernahme des Zollern-Alb-Kuriers sieht er anders aus. Sein neuer Herausgeber, der Schwäbische Verlag, hat ihn seinen anderen Zeitungen entsprechend angepasst - was das Layout, also den Look, der Zeitung angeht. Der Lokalteil des Zollern-Alb-Kuriers mit seiner inhaltlichen Struktur und seinen Redakteuren ist derselbe.
Die durch das neue Erscheinungsbild entstandenen Ungewohnheiten nutzt jetzt aber die Konkurrenz: Die Südwest Presse lockt mit finanziellen Angeboten zum Abo-Wechsel - hin zu ihrem neuen Zollern-Alb Kurier. Das Abo ist günstiger, das Layout ist wie "gewohnt", wird auf Flyern versprochen - nämlich blau anstatt gelb - und wer bis zum 17. Februar ein Zwei-Jahres-Abo abschließt, bekommt eine Geldprämie von 250 Euro. Redliche, wettbewerbliche Mittel, sagt Ulrich Becker von der Südwest Presse. Der Schwäbische Verlag ist da anderer Meinung.
Schwäbischer Verlag: "unsportliche und merkwürdige Methoden"
Der Geschäftsführer des Schwäbischen Verlags mit Sitz in Ravensburg, Lutz Schumacher, hält die Methoden der Südwest Presse für "unsportlich" und für eine "wutgesteuerte Rache-Aktion", weil die Südwest Presse beim Kauf des Zollern-Alb-Kuriers "nicht zum Zug kam", wie er dem SWR sagte. Das Bundeskartellamt hatte wettbewerbliche Bedenken gegen die Übernahme des Zollern-Alb-Kuriers durch die Südwest Presse geäußert. Schumacher würde es begrüßen, wenn der Konkurrenzkampf auf der journalistischen, also inhaltlichen, Ebene geführt werden würde und nicht mit "diesen unsportlichen Methoden". Denn auf den Flyern, mit denen die Südwest Presse für einen Abo-Wechsel - sie nennt es "Seitenwechsel" - wirbt, wird beispielsweise die Titelseite des ZAKs zerrissen und durch die der Südwest Presse ersetzt. Der Schwäbische Verlag lässt nun die Vorgehensweisen der Konkurrenz juristisch prüfen - auch, ob ihre Zeitung überhaupt "Zollern-Alb Kurier" heißen darf.
Aktionen gegen den traditionsreichen Zollern-Alb Kurier
Die Südwest Presse wirbt nicht nur mit Flyern und Geldprämien für ihren neuen Zollern-Alb Kurier. Sie hat am ersten Erscheinungstag, dem Samstag, 7. Januar, vor die Filiale des Zollern-Alb-Kuriers mitten in der Innenstadt von Albstadt-Ebingen einige Stapel ihrer neuen Zeitung ausgelegt und die Fensterscheiben mit Hinweiszetteln beklebt, hier gebe es den neuen Zollern-Alb Kurier kostenfrei zur Mitnahme.
Was sagen Leserinnen und Abonnenten?
Seit diesem Montag gibt es den neuen Zollern-Alb Kurier der Südwest Presse in Läden mit Zeitschriftensortiment zu kaufen. Laut der Filialleiterin eines Tabakwarengeschäfts hätte der eigentlich schon am Samstag geliefert werden sollen, er kam aber nicht. Hin und wieder frage ein Kunde danach. Während die Geschäfte erst jetzt auf den neuen Zollern-Alb Kurier reagieren, liefen in den ersten Tagen, seitdem es zwei Zollern-Alb-Kuriere auf dem Zeitungsmarkt gibt, die Service-Hotline-Telefone des traditionsreichen ZAKs heiß. Dort hatte sich auch ein Anrufer eines Call-Centers verirrt, der der ZAK-Mitarbeiterin auf der zentralen Hotline den neuen Zollern-Alb Kurier verkaufen wollte.
In dieser Woche sei es etwas ruhiger, dennoch rufen immer wieder irritierte Abonnenten an, wie SWR-Recherchen gezeigt haben. Sie wollen beispielsweise wissen, wie sie den neuen Zollern-Alb Kurier der Südwest Presse erhalten können, warum er nicht - wie auf dem Flyer zugesagt - am Samstag im Briefkasten lag und wo das neue Probe-Abo, das sie bestellt hatten, bleibt. Eigentlich nicht Aufgabe der Mitarbeitenden des ZAKs. Sie bleiben hörbar freundlich und hilfsbereit am Telefon.
Erste Abo-Kündigungen beim ZAK
Unter den Anrufern sind auch Abonnenten, die wissen wollen, wie sie zum schnellstmöglichen Zeitpunkt ihr langjähriges Abonnement beim ZAK kündigen können. Die aktuelle Zahl der Kündigungen halte sich aber noch im Rahmen, sagte Lutz Schuhmacher dem SWR: In den vergangenen zehn Tagen seien rund 200 Abo-Kündigungen eingegangen - von insgesamt rund 20.000 Abonnements. Andere Kunden in der Fußgängerzone in Albstzadt erzählen, dass sie dem ZAK treu bleiben wollen, weil sie darin lokale Informationen wie zum Beispiel Traueranzeigen, Jubiläen und Veranstaltungshinweise finden. Die Zeit wird es zeigen, wie sich die Zeitungsleserinnen und -leser im Zollernalbkreis verhalten und worauf sie künftig in der Berichterstattung wert legen. Der Konkurrenzkampf um sie ist nun allemal härter geworden, und die neue Lokalredaktion der Südwest Presse befindet sich in Balingen bereits im Aufbau.