Wer zum Facharzt will, muss oft lange warten und weit fahren. Vor allem auf dem Land gibt es immer weniger Ärzte. In Gammertingen hat ein junger Mediziner gegen den Trend gehandelt.
Seit drei Wochen ist die Hautarztpraxis von Johannes Pawlowski in Gammertingen (Kreis Sigmaringen) geöffnet. Der 34-Jährige erzählt, dass er extra eine Sprechstunde am Abend und eine am Samstag angeboten habe, damit ein paar Patienten kämen. Es sei anders gekommen: Zeitweise hätten er und sein Team das Telefon ausschalten müssen, weil es dauergeklingelt habe. 2.000 Termine habe das Team schon ausgemacht. Der Terminkalender sei voll.
Praxis in der alten Heimat gegründet
Dass eine Facharztpraxis neu gegründet wird, kommt laut der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg nicht so häufig vor. Wenn, dann würden Praxen übernommen. Johannes Pawlowski hat gegen diesen Trend gehandelt. Zuletzt arbeitete der Mediziner an der Universitätsklinik in Mainz. Ein halbes Jahr lang war er auch in den USA.
Der Hautarzt kommt aus dem Kreis Sigmaringen. Er freue sich nun, wieder dort zu sein. Seine Praxis habe er in Gammertingen gegründet, weil er in der Region einen hohen Bedarf sehe.
Die vielen Patientinnen und Patienten, die sich schon in den ersten Tagen gemeldet haben, geben ihm recht. Einige erzählen, dass sie schon seit Jahren nicht mehr beim Hautarzt waren, weil sie keine Ärztin oder Arzt gefunden hätten. Andere sind weit gefahren für den Arztbesuch.
Kollegen der Uniklinik haben ihn belächelt
Einzelne Kolleginnen und Kollegen an der Uniklinik hätten Pawlowski für seinen Entschluss, eine Praxis zu gründen, belächelt, erzählt er. "Du wirst dann nur noch Fußpilz behandeln", hätten sie gesagt. Der 34-Jährige widerspricht. Schon in den ersten drei Wochen habe er beispielsweise zwei seltene Hautkrebsformen erkannt.
Pawlowski ist nicht nur Mediziner - mit einer eigenen Praxis ist er auch Unternehmer. Er fühle sich so "einfach freier" und könne sich die Zeit selbst einteilen. Natürlich bedeute das auch mehr Arbeit, das sei er aber von seiner Zeit in der Klinik gewohnt, wo er regelmäßig 24-Stunden-Schichten gehabt habe. Jetzt müsse er noch vieles lernen: Chef sein zum Beispiel, die Abrechnung mit der Kassenärztlichen Vereinigung und alles, was mittlerweile noch dazu gehört zum Arztberuf.
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