Wer glaubt, dass aus Supermarkt-Eiern nichts schlüpfen kann, irrt sich offenbar. Sie können befruchtet sein. Damit in ihnen Leben wächst, muss aber viel geschehen.
Leonora Ymeri aus Rottenburg (Kreis Tübingen) hat Supermarkt-Eier in einen Brutkasten gelegt und aufwendig gepflegt. So sind Küken daraus geschlüpft. Jetzt hält sie zwei Hühner in einer selbst gebauten Voliere im Hof.
Die Eier im Supermarkt stammten aus Freilandhaltung. Ganz offenbar waren da auch Hähne bei den Hühnern. Eigentlich wollte sich die Abiturientin selbst einen Brutkasten bauen, aber ihr Vater war dagegen, wegen der Brandgefahr. Also hat sie einen gekauft.
Exakter Brutplan ist einzuhalten
Dann musste sie sehr systematisch vorgehen. Die Temperatur im Brutkasten musste konstant überprüft werden, sie musste die Eier in bestimmten Phasen bewegen, durfte sie in anderen nicht anrühren.
Freunde erklärten sie für verrückt
Ihre Eltern und Freundinnen glaubten zunächst, die junge Frau verschwende ihre Zeit. Aber tatsächlich schlüpfte nach 21 Tagen das erste Huhn. Damit es nicht alleine blieb, wiederholte Ymeri das Experiment. Wieder mit Erfolg.
Selbst gepickte Namen
Jetzt hat sie zwei Hühner. Ihre Namen, Dukat (Gold) und Kokoroshka (Popcorn) haben die selbst gepickt: Aus beschrifteten Zetteln, von denen sich jedes Huhn einen aussuchen durfte.
Die Hühner nachhause geholt - zur Freude der Nachbarschaft
Zuerst hat sie die Tiere in den Kleintierzüchterverein gegeben, im Vertrauen darauf, es ginge ihnen dort gut. Aber da waren sie die Kleinsten, in der Hackordnung buchstäblich ganz unten. Sie wurden von den anderen gepickt und gebissen. Also hat Leonora Ymeri die Tiere nach drei Tagen wieder zu sich geholt.
Und sie hat mit dem Vermieter gesprochen. Der war einverstanden mit einem Hühnergehege auf dem Hof. Der grenzt auch an ein Pflegeheim. Die Senioren dort haben ihre Freude an der neuen gefiederten Nachbarschaft. Viele schauen jeden Tag nach den Tieren. Auch Kinder aus der Nachbarschaft gehören zu den regelmäßigen Besuchern.
Die Abiturientin Leonora Ymeri fühlt sich durch ihre Erfahrungen mit den Küken in ihrem Berufswunsch voll bestätigt: Sie will Hebamme werden. Natürlich sei ein Ei etwas ganz anderes als eine Frau, schmunzelt sie, aber das Erlebnis, ein Wesen zu begleiten, das ins Leben eintritt, sei sehr sehr schön gewesen.
Auch befruchtete Eier können verzehrt werden
Ohne die Behandlung im Brutkasten wäre kein Küken im Ei entstanden. Das heißt auch, dass man sich keine Sorgen machen muss, wenn man Eier eine Weile in der Küche liegen lässt. Dort oder gar im Kühlschrank passiere gar nichts, erklärte Prof. Robby Andersson von der Hochschule Osnabrück im SWR:
Leonora Ymeri ist aber sehr froh, die Supermarkteier damals nicht gekocht zu haben. Dann hätte sie jetzt ihre beiden Hühner nicht. Die schenken ihr jeden Tag zwei Eier. Und viel Freude.
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