Eine alte Tradition lebt wieder auf: das Springerle. In Münsingen können Backbegeisterte lernen, wie das schwäbisch-alemannische Weihnachtsgebäck hergestellt wird.
Im Alten Lager in Emmas Springerle-Manufaktur in Münsingen (Kreis Reutlingen) wird Backen regelmäßig zum Gemeinschaftserlebnis. An den Wochenenden vor Weihnachten können Hobby-Bäckerinnen und -Bäcker lernen, wie das traditionelle Weihnachtsgebäck gelingt.
15 Teilnehmerinnen und ein Teilnehmer stehen in der Backstube um einen großen Tisch und lauschen den Tipps und Tricks von Kursleiterin Michaela Schwarz. Aus wenigen Zutaten sollen später süße Kunstwerke entstehen. Damit die Springerle wirklich Springerle werden, braucht es kunstvoll geschnitzte Formen aus Holz oder Wachs, auch Modeln genannt.
Teilnehmerinnen aus ganz BW backen Springerle
Die alte Backtradition ist wieder sehr gefragt. Die Hobby-Bäckerinnen in Münsingen kommen aus ganz Baden-Württemberg. Christine Lay aus Zell unter Aichelberg (Kreis Göppingen) hat ihrer Freundin Ulrike Doster aus Kernen im Remstal (Rems-Murr-Kreis) den Backkurs zum Geburtstag geschenkt. Beide backen zum allerersten Mal Springerle und wollen in diesem Jahr ihren Freunden und Verwandten welche zu Weihnachten schenken.
Manche Teilnehmerinnen haben bereits zu Hause Springerle gebacken. Mit mäßigem Erfolg. Sie haben den Kurs gebucht, weil ihnen die kleinen Kunstwerke aus Teig verlaufen sind oder der Teig in der Form kleben geblieben ist. Beim Herstellen gibt es einiges zu beachten, erklärt Kursleiterin Michaela Schwarz.
Beim Backen auf das Bauchgefühl achten
Die Zutaten müssten nicht aufs Gramm genau abgemessen sein. Auf das Bauchgefühl kommt es an, so Schwarz. Für den perfekten Springerle-Teig braucht es drei Zutaten: Puderzucker, fein gemahlenes Mehl sowie Eier. Die Eier sollten möglichst 8 bis 10 Tage alt sein, dann kleben sie die Zutaten besser zusammen, so Schwarz. Für den besonderen Geschmack schwört sie auf Anis. Damit der sein Aroma entfalten kann, sollte er im Mörser zerstoßen oder kurz in der Pfanne erhitzt werden. Den zähen und eher feuchten Teig wickelt Schwarz dann erst einmal fest in Folie ein. Danach kommt er bis zu 24 Stunden lang in den Kühlschrank.
Damit die Hobby-Bäckerinnen gleich loslegen können, bekommt jede eine kleine Portion Teig. Den hat Schwarz am Tag vorher zubereitet. Dann darf sich jede nach Herzenslust Motive heraussuchen. Bei den vielen kunstvoll geschnitzten Models fällt die Wahl schwer. Neben klassischen Weihnachtsmotiven wie Engel und Sternen, gibt es auch filigrane Blumenkränze und Ornamente.
Der Teig wird gleichmäßig dick ausgerollt. Wichtig: dann gut mit Stärke bestäuben. Auch die Models müssen kräftig eingepudert werden, damit der Teig nicht in der Form kleben bleibt. Der Tipp von Kursleiterin Michaela Schwarz: Kleine Säckchen aus Feinstrumpfsocken schnüren und diese mit Speisestärke befüllen. So kann man gezielter und feiner pudern.
Münsingen: Springerle-Backen braucht Geduld
Die Models sollten mit gleichmäßigem Druck an allen vier Kanten in den ausgerollten Teig gedrückt werden. Danach wird das Anisgebäck vorsichtig auf ein Blech oder einen mit Backpapier belegten Karton gelegt und in Ruhe getrocknet. Bis zu 24 Stunden lang. Erst dann werden sie im Ofen gebacken.
Nach über drei Stunden sind die Springerle fertig und müssen nur noch trocknen. Die Teilnehmerinnen des Springerle-Backkurses sind stolz auf ihre kleinen Kunstwerke. Sie haben nicht nur Praktisches gelernt, sondern auch erfahren, dass es die schwäbisch-alemannische Tradition schon seit dem 15. Jahrhundert gibt.
Für Christine Lay ist Springerle-Backen extrem entschleunigend, fast schon meditativ. Das Besondere an den Springerle für sie: "Dass Schönheit und Ästhetik sich mit gutem Geschmack verbindet und mit Tradition einhergeht."
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