Die Bürgermeisterwahl in Alpirsbach wurde vom Landratsamt für ungültig erklärt. Als Amtsvertreter wurde nun Norbert Beck (CDU) gewählt. Kann er Alpirsbach in ruhige Bahnen bringen?
Nach nur zwei Minuten stand bei der Gemeinderatssitzung in Alpirsbach (Kreis Freudenstadt) am Dienstagabend einstimmig fest: Norbert Beck ist ab dem Folgetag der Amtsverwalter des Bürgermeisters. In einem kleinen Saal mit Holzvertäfelung saß der Gemeinderat beisammen, darunter auch einige Personen, die zum Zuschauen gekommen waren. Ganz unkompliziert wurde öffentlich abgestimmt. Norbert Beck saß schon bereit, um sein Amt anzunehmen.
Der 69-jährige CDU-Politiker schien am Abend gerührt von dem Ergebnis, auch wenn es absehbar war. Die Stadtverwaltung hatte den Politiker mit Bürgermeister-Erfahrung als einzigen Kandidaten vorgeschlagen. Beck bedankte sich nach der Wahl für den Vertrauensvorschuss. Es sei ihm eine Ehre, einstimmig in dieses Amt gewählt worden zu sein.
Wahl ungültig: Deshalb muss ein Amtsverwalter her
Die eigentliche Bürgermeisterwahl vom April 2024 wurde vom Landratsamt Freudenstadt für ungültig erklärt. Der Grund: Dem gewählten Sven Christmann wird vorgeworfen, die Wählerinnen und Wähler getäuscht zu haben, indem er seine Suspendierung als Polizist verschwiegen und später auch abgestritten haben soll. Sven Christmann hat beim Verwaltungsgericht Karlsruhe Klage gegen die Entscheidung des Landratsamts eingereicht.
Rechtsstreit um Bürgermeisterwahl Wähler in Alpirsbach halten Neuwahlen für richtig
Der Streit um die Bürgermeisterwahl geht in die nächste Runde. Gegen die Entscheidung des Landratsamts, die Wahl für ungültig zu erklären, will der neu gewählte Bürgermeister klagen.
Unklar, wann Bürgermeister neu gewählt wird
Neuwahlen kann es erst nach der Entscheidung über die Klage geben. Wann und ob es die geben wird, ist noch nicht absehbar. Deshalb muss vorerst ein Amtsvertreter her.
Sven Christmann zeigte sich auf Nachfrage des SWR verständnisvoll: Norbert Beck sei eine gute Wahl für den Amtsvertreter. "Mit seiner Erfahrung ist er die bessere Alternative, als kein Oberhaupt zu haben", so Christmann, der sein Amt eigentlich zum 1. Juli hätte antreten müssen.
Wie geht’s in Alpirsbach weiter?
22 Jahre war Beck Bürgermeister in Baiersbronn. In Alpirsbach ist er nun der Amtsverwalter - das heißt zum Beispiel, dass er im Gemeinderat kein Stimmrecht hat. Doch er hat viel vor. Mit 35 Jahren Erfahrung im Landkreis will er Alpirsbach zu einer führenden Gemeinde im Landkreis machen, sagte er im Gespräch mit dem SWR. Nach all dem Unfrieden, erklärt Beck, möchte er erstmal für Ruhe und Kontinuität sorgen. Konkrete Ziele hat er aber auch schon: Priorität habe der Bau eines neuen Feuerwehrhauses.
Am Mittwochmorgen, also am Tag nach der Gemeinderatssitzung, hat der neue Amtsvertreter um 8 Uhr in der Früh sein Amt begonnen. Auch wenn er nur der Übergangsbürgermeister ist, Norbert Beck zeigt sich sehr optimistisch seinen Aufgaben gegenüber und beendete seine Rede nach der Wahl mit den Worten: "Wir schaffen das. Glück auf, Alpirsbach!"