Das Eichgesetz schlägt zu: Seit Anfang des Jahres müssen Landwirte, die Milchautomaten betreiben, eichfähige Automaten haben. Auch Thomas Schäfer aus Bodelshausen. Bürokratiewahn?
Seit 24 Jahren kann man auf dem Hof von Thomas Schäfer in Bodelshausen (Kreis Tübingen) Milch am Automaten zapfen. Ein Angebot, das viele Menschen gerne annehmen. Doch jetzt muss Schäfer eine kostspielige und aus seiner Sicht unnötige Investition tätigen: Weil das Mess- und Eichgesetz seit Anfang des Jahres fordert, dass alle Milchautomaten eichfähig sein und einen Bon herausgeben müssen, muss Schäfer für 8.000 Euro eine neue Milchtankstelle anschaffen.
Neue Milchautomaten - unnötig?
Klar, eichfähige Milchautomaten sollen Verbraucher vor Betrug schützen und sicher stellen, dass sie auch die Milchmenge bekommen, die sie haben möchten. Doch Thomas Schäfer findet das unnötig. Denn anders als bei der Benzintankstelle sehe doch jeder Kunde, wieviel Milch aus dem Automaten kommt. Es habe sich noch niemand bei ihm beschwert, weil die Milchflasche nicht voll genug war, sagt Schäfer.
Regierungspräsidium Tübingen verteidigt Eichgesetz
Etwa 500 Euro Strafe müssen Landwirte zahlen, wenn sie keinen eichfähigen Milchautomaten haben, der einen Bon drucken kann, so das Regierungspräsidium Tübingen. Man setze hier eine EU-Richtlinie zum Schutz der Verbraucher um. Die Milchabgabe müsse korrekt nachgewiesen werden. Um Finanzen oder Steuern gehe es nicht.
Regierungspräsidium Tübingen fürs ganze Land zuständig
Das Regierungspräsidium Tübingen ist für alle Milchautomaten in Baden-Württemberg zuständig. Die Behörde geht davon aus, dass sie bis zu 350 Automaten regelmäßig auf Eichfähigkeit überprüfen muss. Oftmals müssten die Landwirte aber keine neuen Milchtankstellen anschaffen. Es genüge, die alten nachzurüsten.
Das habe bei ihm allerdings nicht geklappt, sagt Thomas Schäfer. Der Hersteller seines Automaten habe kein Interesse nachzurüsten. Er wolle lieber einen neuen Milchautomaten verkaufen.
Neuer Milchautomat hat auch einen Vorteil
Im August soll der neue Milchautomat auf dem Hof von Thomas Schäfer in Bodelshausen aufgestellt werden. Früher war das nicht möglich. Es gab Lieferprobleme. Der Landwirt hofft, dass das Regierungspräsidium bis dahin noch ein Auge zudrückt und den alten Milchautomaten weiter laufen lässt.
20 Liter Milch am Tag müsse er verkaufen, damit der Automat sich langfristig lohnt, meint Thomas Schäfer. Mal sehen, ob das klappt. Immerhin habe die neue Milchtankstelle auch einen Vorteil: Sie kühlt die Milch. Das kann der alte Automat nicht. Ab August kann Thomas Schäfer deshalb seine Milchtankstelle länger geöffnet lassen. Bislang kann man nämlich nur zwischen 17:00 und 19:00 Uhr Milch abzapfen.
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