Möbel "made im Schwarzwald"

Nagold: Rolf Benz AG feiert 60-jähriges Firmenjubiläum

Stand
Autor/in
Anne Schmidt
Anne Schmidt ist Reporterin für Hörfunk, Online und Fernsehen beim SWR im Studio Tübingen.

1964 gründete der Polsterer Rolf Benz in Nagold (Kreis Calw) das gleichnamige Unternehmen. In diesem Jahr feiert der weltweit bekannte Möbelhersteller 60-jähriges Bestehen.

1964, vor genau 60 Jahren, gründete der gelernte Polsterer Rolf Benz in Nagold (Kreis Calw) das Unternehmen, das seinen Namen weltweit bekannt gemacht hat. Seit sechs Jahren ist die Firma in chinesischem Besitz. Doch für die insgesamt rund 480 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat sich nichts verändert. Die Premium-Sofas werden weiterhin komplett in Nagold hergestellt.

Zum Firmenjubiläum bietet das Unternehmen interessierten Besucherinnen und Besuchern monatliche Führungen durch das Produktionswerk in Mötzingen (Kreis Böblingen) an.

Zwischen Handarbeit und Automatisierung

Das Werk in Mötzingen ist das Herzstück des Unternehmens. Hier werden die Polstermöbel von den rund 230 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vollständig gefertigt: vom Zuschnitt über die Näherei bis hin zur Polsterei. Auch die Ausbildung der 20 Lehrlinge, der Versand und die Produktentwicklung gehören dazu. Besucher können bei den Jubiläumsführungen einen Einblick in die verschiedenen Bereiche erhalten und die Herstellung der Möbel erleben.

Rolf Benz Nagold
Die Näherinnen im Rolf Benz-Produktionswerk in Mötzingen schneidern überwiegend Stoffbezüge für die edlen Sofas. Während der Anteil von Leder früher bei 80 Prozent lag, sind es heute nur noch 20 Prozent.

Rund 300 Möbelstücke täglich verlassen das Gelände in Nagold. Überwiegend Sofas. Die einzelnen Möbelstücke sind Auftragsfertigungen. Das heißt, es wird nichts auf Halde produziert und es wird auch keine Ware im Mötzinger Produktionswerk gelagert.

Wir sind einer der letzten Polstermöbelhersteller in Deutschland, der das hier noch in Deutschland macht.

Rolf Benz Nagold
Andreas Frey, Produktionsleiter der Rolf Benz AG im Stofflager. In riesigen Rollen aus Pappe lagern 500 Stoffe in verschiedensten Farben. Im Lederlager nebenan hängen an Stangen rund 200 Lederhäute.

Ausstellungsstück mit Promi-Faktor: "Wetten-dass..?"-Sofa

Ein Blick in die Näherei zeigt, dass Stoffbezüge mittlerweile gefragter sind als Leder. Selbst das wohl berühmteste Sofa der Firma, das Original-Sofa aus der ZDF-Fernsehsendung "Wetten-dass..?" hat einen Stoffbezug, auf cremefarbenen Bouclé. Es steht im Rolf Benz-Showroom in Nagold, wo auch die Geschäftsleitung und die Marketingabteilung untergebracht sind.

Riesiges Wetten-dass-Sofa im Original bei Rolf Benz in Nagold.
Das sechs Meter breite Sofa war eine Sonderanfertigung für die ZDF-Sendung "Wetten-dass..?" Es steht heute im Showroom der Rolf Benz AG in Nagold und ist ein begehrtes Fotomotiv bei Besucherinnen und Besuchern. Auch Jens Kittel (links) vom Marketing und Jürgen Mauß (rechts), Vorstandsvorsitzender der Rolf Benz AG nehmen gerne Platz.

Eine große Tafel über dem Sofa listet die Prominenten auf, die bei "Wetten-dass..?" darauf gesessen haben: Franz Beckenbauer, Pelé, Michael Schuhmacher, Leonardo DiCaprio, Steven Spielberg, Jennifer Lopez, Paul McCartney und viele weitere. Es ging bereits durch viele Hallen der Republik, sogar nach Mallorca und wurde auch zu den letzten Sendungen der ZDF-Show nach Nürnberg, Friedrichshafen und Offenburg transportiert.

Rolf Benz AG: Vom Sofahersteller zur Einrichtungsmarke

Der heutige Showroom war einst die Produktionsstätte des Unternehmens. In der riesigen Ausstellungshalle mit Industriecharme werden heute Verkäuferinnen und Verkäufer geschult. Kunden können sich die rund 100 verschiedenen Sofa-Modelle, Gartenmöbel und Hotel-Konzepte anschauen. Seit Rolf Benz in chinesischer Hand ist, wurde aus dem Sofahersteller eine Einrichtungsmarke. Neben Sitzmöbeln hat die Firma auch Esstische, Teppiche, Betten und Schränke im Programm.

Rolf Benz Nagold
Dieser Bezug ist schon fast fertig. In der Näherei der Rolf Benz AG in Mötzingen wird vieles an der Maschine von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zusammengenäht und sortiert. Den Zuschnitt übernehmen größtenteils Maschinen.

Umsatz in der Möbelbranche sinkt

Die Lage in der Möbelbranche ist sehr herausfordernd, so der Vorstandsvorsitzende Jürgen Mauß. Der Wohnungsbau stagniert, die Inflation ist hoch und wegen des Ukraine-Krieges gibt es Lieferschwierigkeiten. Von der Corona-Phase habe die Rolf Benz AG profitiert. "Die Leute haben sich ihr Zuhause verschönert. Da wurde - ähnlich wie bei den Fahrrädern - viel vorweggenommen, was jetzt fehlt", so Mauß.

Das erste Sofa von Rolf Benz von 1964 hat den Namen "Addiform" und steht im firmeneigenen Showroom in Nagold.
Zeitreise im Showroom: Hier ist die original-Sitzecke "Addiform" des Firmengründers Rolf Benz zu sehen. 1964 revolutionierte er die Sitzgewohnheiten. Die "Addiform" Elemente des sind unterschiedlich kombinierbar. Sessel können hinzugefügt (addiert), oder Eck gestellt oder mit einem Couchtisch als Zwischenelement kombiniert werden.

Nicht jeder kann sich die teuren Designerstücke, die teils fünfstellige Beträge kosten, leisten. Neben wohlhabenden Privatleuten gehören Sterne-Hotels, Botschaften oder Luxus-Kreuzfahrtschiffe zum Kundenkreis. Viele Privatkunden kommen aus Südostasien, beispielsweise aus Taiwan oder Japan.

Nagold: Luxuriös gepolstert im Bürgermeisterzimmer

Trotzdem: Auch in Nagold trifft man auf Rolf Benz-Möbel. So sitzen Gäste des Bürgermeisters im Nagolder Rathaus gut gepolstert auf komfortablen Designer-Stühlen. "Für die Stadt spielt Rolf Benz nicht nur als Arbeitgeber, sondern auch als Markenbotschafter eine wichtige Rolle", so der Nagolder Oberbürgermeister Jürgen Großmann. Rolf Benz sei ein gutes Beispiel dafür, wie ein Mensch mit "großer Kreativität und Weitsicht Wirtschaftsgeschichte" geschrieben habe. Auf diese Geschichte schaut das Unternehmen jetzt zurück.

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